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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hysterisch. Die drei Worte passten nicht zu ihr. »… verrückt«, sagte sie. »Er ist glücklich. Tabea? Und wie geht es dir, Tabea? Alice?«

    »Wir können nicht klagen.« Sie lächelte ihr geschundenes Schiff an und die Drohnen, die mit Dichtungssprays und Flickschweißstiften zu Werke gingen. »So weit ganz gut.«
    »Wir haben Glück im Unglück«, sagte Sarah. »Sag selbst …«
    Tabea hoffte, dass Sarah recht behielt, denn die drei würden nun ohne sie auskommen müssen.
    Sie setzte sich in ihr Netz, spielte ihren gesunden Menschenverstand gegen den Computer aus. Die Alice hatte einen hellen Moment, dann verfiel sie wieder in Schweigen.
    Es fiel Tabea schwer, sich zu konzentrieren. Eine der Drohnen machte sich an dem Schott zu schaffen, das Tabea mit dem Schraubenschlüssel bearbeitet hatte. Die Drohne versuchte, es wieder dicht zu bekommen. Sie veranstaltete einen solchen Lärm, dass Tabea sie nach achtern schickte. Das Schott blieb offen, und sie saß im Cockpit, die Anzugkühlung voll aufgedreht, und rannte gegen die geschützten Labyrinthe der Maschinenlogik an.
    Die Alice war auf der Flucht: ein Hauch von einem Schatten, der durch die Siliziumkorridore floh, um eine Ecke huschte und über ein Flip-Flop-Tor sprang; fort war sie.
    Und eine weitere blasenwerfende Stunde verschwelte. Tabea verlor ein weiteres Mal die Besinnung. Sie schien zu träumen. Unausgesetzt liefen gelbe Salamander unter den Vorhängen heraus und an den Wänden hoch. Aber hier gab es keine Vorhänge.
    Sauerstoff, dachte sie plötzlich. Das Aggregat musste gespült werden. Wie lange lief es denn schon? Sie blickte über die Schulter auf die Kontrollanzeige am Tornister. Grün. Aber das würde eine Viertelstunde dauern. Und diese Kleinigkeit hier dauerte bloß noch zwei Minuten. Und sie fuhr fort, die Speicherplätze zu durchforsten.
    Sie wusste, sie war in Gefahr. Sie wusste, sie konnte sich die fünfzehn Minuten nehmen, um das Aggregat zu reinigen und neu
zu justieren, sie wusste, sie würde dann wieder einen klaren Kopf bekommen, und sie wusste, dass sie das nur deshalb aufschob, weil ihr Hirn bereits mit CO 2 verseucht war. Aber noch ein paar Minuten, und sie würde wieder einen logischen Block aus der Reserve gelockt haben, dann war alles so viel leichter. Dann konnte sie sich sogar eine Pause leisten.
    Doch sie würde sich jetzt ohnehin eine Pause gönnen, eine Viertelstunde nur, weil - weil ihr danach war. Sie wollte sich hinlegen.
    Steif kletterte sie aus dem Netz.
    »KÄPT’N.«
    Jemand rief nach ihr.
    Es war die Stimme einer Frau. Sie kannte die Stimme.
    »Mam?«, sagte Tabea. Sie hörte ihre eigene Stimme wie durch eine Röhre. Lustig hörte sich das an. »Was willst du, Mam?«
    Sie legte sich auf den Boden. Ihr Blick glitt über die hübschen Lichter, die roten und die grünen. War das stupide! Sie verbrachte ihr ganzes Leben in diesem Cockpit, und sie hatte es noch kein einziges Mal richtig betrachtet. Es war so hübsch hier. So lustig.
    »KÄPT’N, DU MUSST DEIN SAUERSTOFFAGGREGAT REINIGEN.«
    »Eine Minute noch.«
    »BITTE, KÄPT’N.«
    »Rella? Bist du’s?«
    Es entstand eine kurze Pause.
    »REINIGE JETZT DEIN SAUERSTOFFAGGREGAT, TABEA. ZUM KUCKUCK, MACH, WAS ICH DIR SAGE!«
    »Dodger!«
    Tabea versuchte aufzustehen, aber das war viel zu anstrengend. Sie fand ein Ding am Boden, ein großes Metallding. Sie wusste, was es war, sie konnte sich nur nicht mehr an den Namen erinnern. Schwer war es. Es funkelte und glänzte. Die hübschen
kleinen Lichter vermehrten sich, tanzten Ringelreihen um ihren Kopf.
    »TABEA, DU STIRBST. DU STIRBST GERADE.«
    Wo sie auch hinsah, blinzelten farbige Lichter: auf der Konsole, unter der Konsole, unten im Frachtraum.
    Unten im Frachtraum bewegte sich etwas.
    »Dodger?«
    Tabea stützte sich vor, spähte die Stiegen hinunter. Die blinzelnden Lichter waren überall, wie ein Schleier.
    Ein Schemen im leeren Frachtraum, als spazierte da jemand herum.
    »Ich kann dich sehen, Dodger.«
    Aber sie erkannte Dodger nicht wirklich. Sie blinzelte. Der Schmerz in ihrer Brust erschwerte das Denken. Sie wollte schlafen, aber der Schmerz machte nicht mit. War da wirklich jemand?
    Vielleicht war einer von den anderen zurückgekommen, einer von denen mit den albernen Raumanzügen.
    Ein lautstarker Alarm setzte ein, kreischend und jaulend. »TABEA! TABEA! TABEA JUTE!«
    »Schon gut, Dodger«, krächzte sie. »Weil du es bist. Nur - weil du es bist.«
    Sie kam nicht hoch. Der Lärm entkräftete sie, warf sie

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