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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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was es war.
    Eine Drohne mit einem Tambourin.
    Sie klirrte und rasselte bei jeder Bewegung.
    »Du blödes kleines Miststück«, sagte sie erschöpft. »Gib her!«
    Die Drohne gab ihr das Tambourin. Tabea gab ihr den Schraubenschlüssel. »Da«, sagte sie und zeigte mit dem Daumen auf das verbogene Schott. »Bring das wieder in Ordnung.«
    Die Augen der Drohne glommen kurz auf.
    Tabea ging vor dem Kerlchen in die Hocke, überprüfte die Kontrollleuchten auf seinem Bedienungspaneel und gab die Sequenz ein. Dann drehte sie sich um, um ins Cockpit zurückzukehren. Das Kerlchen stapfte bis zum Schott hinter ihr her. Tabea betrachtete
das Tambourin eingehend, schüttelte es versuchsweise. Sie setzte den Fuß auf die unterste Stiege zum Cockpit und sah nach oben.
    Da oben stand etwas, ragte auf wie eine nackte Vogelscheuche, wie ein entwurzelter Busch, ein versengter Baum. Es lehnte sich vor, knisternd, knickte an den unmöglichsten Stellen ein.
    Tabea musste schlucken.
    »H-Hektor?« sagte sie.

46
    Der Frasqui zischte. Es klang wie das Brutzeln und Sprühen grüner Zweige in einem lodernden Feuer.
    Tabea wich einen Schritt zurück.
    Plötzlich sprang der Frasqui mit kreisenden Hüftgelenken die Stiegen herunter. Er bewegte sich wie ein Storch, wie eine ungeschickt geführte Marionette.
    Im spärlichen Licht hätte man ihn durchaus für ein verhextes, großes Reisigbündel halten können. Der ganze Rumpf war ein längliches, knollenförmiges Paket aus fahlbraunen fasrigen Röhren, aus dem vier trossenartige Arme und zwei spindeldürre Beine herausstanden, als hätte man sie einfach dort reingesteckt, oder als wären sie in willkürlichen Winkeln da herausgewachsen, wie die Keime einer Wurzelknolle. Der Frasqui war nackt, nackt in dem Sinne, wie man eine Heuschrecke als nackt bezeichnen kann. Der Körper trug seinen eigenen Harnisch.
    Der Frasqui stand zwischen Tabea und dem Fuß der Cockpittreppe. Tabea nahm sich gegen ihn wie ein Zwerg aus. Er musterte sie eingehend, den Kopf schräg gestellt, aus tief sitzenden schwarzen Brombeeraugen. Die Augen waren wirklich so klein und glitzernd wie diese Beeren.

    »Rrraumschiff«, sagte der Frasqui.
    Sie konnte ihn deutlich hören, obwohl seine Stimme knisterte und knackte, als wären die Außenmikros endgültig verschlissen.
    »Ja«, sagte sie. »Mein Raumschiff.«
    Sehr, sehr langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, fädelte sie sich an ihm vorbei und stieg seitwärtsgewandt Fuß über Fuß ins Cockpit hinauf. Er folgte ihr mit seinem Blick.
    »Ich heiße Tabea Jute.« Sie nahm sich für jedes Wort Zeit. »Du kannst Käpt’n zu mir sagen.«
    Sie wandte sich von ihm ab, um das Tambourin aus der Hand zu legen. Als er wieder zischte, schrak sie fürchterlich zusammen.
    Sie streckte langsam die Hand nach ihrem Netz aus, wollte es öffnen und sich hineinsetzen. Vorher drehte sie sich um und sah zu dem Frasqui hinunter. Er starrte sie unverwandt an. Sie fragte sich, wie viel er begriff, wie gefährlich er war, wenn ihm etwas Angst einjagte.
    »Deine Freunde machen sich große Sorge um dich«, sagte sie.
    Er wackelte mit dem Kopf. Die Geste erinnerte an die drei letzten trudelnden Umdrehungen eines Spielzeugkreisels.
    »Marco Metz«, sagte sie. »Die Zodiak-Zwillinge. Deine Freunde.«
    Nichts deutete darauf hin, dass er sie verstand.
    Sie deutete in den grotesken Wald hinter dem geborstenen Sichtfenster. »Sie sind alle da draußen und suchen nach dir«, sagte sie und manövrierte sich mit langsamen, überschaubaren Bewegungen in ihr Netz.
    Der Frasqui bewegte sich schneller. Er sprang raschelnd und knisternd ins Cockpit hinauf und stand im Nu neben ihr, entsetzlich nahe.
    Die Äste und Zweige, die seinen Rumpf ausmachten, waren knotig und sahen knochensteif aus. An manchen Stellen konnte man
einen Finger dazwischenstecken. Soviel Tabea erkennen konnte, bestand er durch und durch aus diesen röhrenförmigen Strukturen.
    »Sssystemm«, sagte er. Er stierte aus dem Bugfenster, und urplötzlich schnellte einer der vier Arme vor. Die Klaue landete rasselnd auf der Konsole. »Sssystemm Sssoll«, sagte er.
    »Venus«, meinte Tabea. »Das ist die Venus.« Sie vermied es tunlichst, sich die Klaue anzusehen, die auf ihren Armaturen lag. Sie sagte: »Kannst du Plexiglas flicken?« Vielleicht konnte er das, wenn er wollte. Wenn man bedachte, wie sie Plenty erbaut hatten, wie sie das knochenartige Baumaterial aus den Partikeln des Vakuums aufgeschäumt hatten.
    Der Frasqui zog eine Grimasse. Das

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