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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Gesicht faltete sich der Länge nach einwärts. Wie eine vertrocknende Schote, die plötzlich entzweiging; nur dass die Bewegung nach innen gerichtet war. Es sah so aus, als sei er dabei, sein Gesicht entzweizusaugen.
    Tabea überlief ein Schauder. »Hör zu, ich bin im Augenblick ziemlich beschäftigt«, sagte sie hastig. »Wir werden bald sterben, deine Freunde und ich, wenn ich das Schiff nicht wieder flottbekomme. Wenn es dir also nichts ausmacht, dann geh in den Frachtraum zurück und warte da, bis sie wiederkommen …« Sie zeigte unmissverständlich die Stiegen hinunter. »Ich will versuchen, sie über Funk zu erreichen, und ich sage ihnen, dass du wohlauf bist, einverstanden?«
    Er faltete sein Gesicht wieder zurück, wenn man so will. Der Mund stand immer noch offen. Von den kleinen, dünnen Zähnen baumelten glänzende Speichelfäden.
    Er rührte sich nicht von der Stelle.
    Tabea bewegte ihre Hände behutsam zur Konsole und verstöpselte ihr Innenmikro mit dem Schiff.
    »Alice, der Frasqui ist hier, ich weiß nicht, ob er mich versteht, was kann ich tun?«

    Keine Antwort.
    »Nun komm schon, Alice, eben warst du doch noch zu hören, ganz deutlich.«
    Nichts.
    »Mist!«
    Sie rief Sarah. Sie rief über alle Sprechfunkfrequenzen, in der Hoffnung, sie zwischen den statischen Störgeräuschen ausfindig zu machen. Mit einem Mal hatte sie unsägliche Angst, Sarah könnte etwas zugestoßen sein. »Hallo. Hallo, Sarah, kannst du mich hören?«
    Da hörte sie einen Singsang. Und Sarahs Stimme: »… in die Sonne, bis wir, o Wonne, ein Atem sind … wir laufen … laufen in die S…«
    Der Empfang war fürchterlich, aber Sarah fieberte ganz offensichtlich und schnappte allmählich über. Tabea schloss die Augen. Es war hoffnungslos. Dieser Planet hatte es auf sie abgesehen, auf jeden Einzelnen …
    »Hallo … bea … mich hören?«
    Das war Sarah. Aber der Singsang blieb. Also war es Mogul.
    »Sarah! Wo bist du?«
    Der Frasqui neben ihr schien zu frösteln, streifte ihren Ellenbogen. Wenn er sich bewegte, was er immer sehr abrupt und krampfartig tat, passten sich all seine Zweige der Bewegung an, als handelte es sich um graubraune elastische Schläuche, die zwischen nussartigen, kleinen Knoten ausgespannt waren. Hernach, wenn er aufhörte, sich zu bewegen, was er auch immer sehr abrupt und krampfartig tat, waren die Zweige wieder knochensteif.
    »… fortgelaufen …«, sagte Sarah. Oder war das doch Mogul? Sie waren einfach nicht auseinanderzuhalten.
    Sehr schwach fiel auch Marco ein. »… Rückweg«, sagte er. »… um Minuten handeln.« Er musste immerzu Versprechungen machen.

    »Euer Freund ist hier«, rief Tabea, ohne zu wissen, wer sie hörte, wenn sie überhaupt jemand hörte. »Euer Freund ist hier. Er ist hier.«
    Der Frasqui erbebte zum zweiten Mal. »Mirrr helfffenn«, sagte er. Das h hörte sich mehr wie das ch in Lachen an. »Mirrr chelfffenn.«
    Tabea stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. »Du willst zum Titan?«, fragte sie und zeigte wieder zurück in den Frachtraum. »Dann verzieh dich nach unten, mach es dir bequem und halt den Mund!«
    Er begann jählings zwischen den beiden Netzen zu kreiseln, lotete mit seinen vier Armen den ganzen Zwischenraum aus und zertrat mit seinen krallenbewehrten Füßen alles, was auf dem Boden lag.
    Dabei stolzierte er nur herum. Tabea hätte am liebsten laut um Hilfe geschrien. Sie musste ihn ignorieren und abwarten, ob er von alleine ging. Sie widmete sich der Tastatur, ihr Herz schlug schneller, als ihr lieb war.
    Der unerwünschte Passagier klatschte plötzlich eine andere knochige Klaue auf die Konsole, dicht neben ihrer linken Hand.
    Sie fuhr zurück. Hielt den Atem an. Drehte den Kopf und sah zu ihm auf.
    Er gaffte auf sie hinunter.
    »Mirrr zuruckprinken«, sagte er. »Tsst.«
    In ihrem Kopfhörer waren wieder Stimmen zu hören.
    Endlich. Sie waren zurück.
    »Marco«, sagte sie über Sprechfunk. Sie war bereit, sich zu Boden zu werfen. »Ruf dieses Monster hier zurück.«
    »Was soll ich rufen?«, fragte er. Er klang müde und mürrisch. Sie wusste nicht, ob er sie nur nicht richtig verstanden hatte oder ob er gar nicht wusste, dass der Ausreißer hier war.

    »Hektor«, sagte sie. »Was weiß ich? Ruf um Himmels willen den Namen, auf den es hört, Marco!«
    »Zum Teufel, ich weiß nicht, wie der Bursche heißt.«
    »Na großartig«, sagte sie.
    Mit müden Fingern knöpfte sie ihr Netz auf und stieg aus.
    Der Frasqui rührte sich nicht vom Fleck,

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