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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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steckte, dann schritt sie zur Konsole. Sie drehte sich nach Sarah um, langte ins Netz und drückte Sarahs Hand, während sie rasch einen Blick auf den Monitor warf, der mit der Videokamera im Frachtraum verbunden war - den einzigen Monitor, der zur Zeit funktionierte.

    Es hätte ein Standbild sein können. Der Frasqui hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Sie sah zu Sarah hinunter. »Warum hat er das getan?«
    Sarah sah zu ihr hoch, Tränen rannen ihr über die langen Wangenknochen. »Er wollte dich retten …«
    »Nicht weinen«, sagte Tabea und presste ihre Hand. »Denk an deine Klimaanlage.«
    Sarah versuchte zu lächeln. Ihr Gesicht zerknitterte. Die hageren Schultern schauderten.
    Tabea schüttelte kräftig die zuckende Hand.
    »Sarah, weißt du irgendetwas über Computer-Egos?«
    Sarah schluchzte, schniefte, schüttelte den Kopf.
    Tabea blickte wieder auf den Monitor. Das Bild war unverändert. Sie untersuchte das Schulterstück von Sarahs futuristischem Raumanzug, fand den Kom-Anschluss und gab einen Kode ein, der Sarah mit der Konsole verband. »Mein Schiff heißt Alice«, sagte sie. Zweierlei sprach für diese Idee: Sie war so erfolgversprechend wie jede andere, und sie würde Sarah auf andere Gedanken bringen.
    Tabea beugte sich zu Sarah hinunter, presste ihre Helmscheibe gegen Sarahs und formte mit den Lippen einen Kuss. Dann wirbelte sie wieder aus dem Cockpit, die Stiegen hinunter, an Mogul vorbei und in den Frachtraum.
    Der Frasqui stand noch genauso da. Wie ein übergeschnappter Baum stierte er Tabea an.
    »Tu, was du willst«, sagte sie. Sie sah sich um. Sie suchte den Sarg des Frasqui, aber der war draußen bei dem übrigen Krempel. Sie benutzte ihren Armbandmonitor, um den Lastarm zu dirigieren.
    Als die Servos zu surren begannen, fuhr der Frasqui heftig zusammen und starrte zu dem Gelenkarm hoch, starrte durch das offene Dach auf die tropfnassen Pseudobäume hinaus und in den heißen, wolkenverhangenen Himmel.

    »Schiff reparieren«, gab Tabea vor.
    Der Frasqui kam und beugte sich über sie. »Fffrrrachtarrrm«, raspelte er verständig.
    Sie ging nicht darauf ein. Sie fragte sich, was er noch alles verstand.
    Mit Unterstützung einer draußen postierten Drohne brachte sie es fertig, den zylindrischen Sarg blind aufzunehmen, dann gab sie die Sequenz ein, den Sarg zur Luftschleuse zu fahren.
    »Du hast es ganz bestimmt bequemer, wenn du dich hinsetzt«, wandte sie sich wieder an den Frasqui und ging sich auf den plüschigen Haufen setzen. Mit einem Wink und einer klopfenden Geste gab sie ihm zu verstehen, er solle sich neben sie setzen.
    Als er kam, ließ er sich der Länge nach nieder, Knie und Ellenbogen so verwinkelt, dass er sich wie ein narkotisiertes Heupferd ausnahm.
    »Guuut! Guut! Jaa!«, sagte Tabea. »Ja! Fein!« Langsam und bedächtig stand sie auf.
    Der Frasqui zischelte, blieb aber, wo er war.
    »Wir starten bald«, log sie.
    Die Brombeeraugen sahen ihr glitzernd hinterher, als sie aus dem Frachtraum ging, vorbei an der geduldig arbeitenden Drohne.
    Der Sarg baumelte an der Luftschleuse. Während sie ihn hereinlotste, sah sie nach draußen. Knapp zehn Meter vom Schiff entfernt robbte Marco, das verletzte Bein hinter sich herzerrend, durch den Morast.
    »Weiter so, Marco, du liegst gut in der Zeit!«
    Sie sah, wie er den Kopf drehte und durch die verkohlten Strünke zu ihr herüberstarrte. Sie sah seine Augen, seine wunderhübschen Augen.
    Sie schleppte und zerrte den Sarg an Bord, setzte ihn im Gang ab und ließ die Schlösser aufschnappen. Ohne richtig hinzusehen,
hob sie Mogul in den Sarg. Er war genauso leicht wie seine Schwester.
    Sie schob hastig seine Arme und Beine zurecht und verriegelte den Sarg wieder. Adieu, Mogul, sagte sie still bei sich. Es hatte Augenblicke gegeben, da …
    Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende.
    Als sie sich erhob, wurde ihr schwindelig. Die Müdigkeit traf sie wie ein Sandsack. Sie war schon halb tot gewesen vor Erschöpfung, als sie begonnen hatte, wie eine Irre herumzuhetzen. Und es sah nicht so aus, als sei ihr eine Pause vergönnt. Vielleicht fanden sich im Erste-Hilfe-Fach noch ein paar Stimulantia.
    Sie stieg ins Cockpit hinauf.
    Sarah hielt einen schlanken, behandschuhten Finger über die Tastatur gestreckt. Sie blickte auf den Bildschirm der Konsole.
    Der Bildschirm leuchtete.
    Worte waren sichtbar.
    Da stand zu lesen: FRÜHER HATTE ICH SCHWESTERN, SARAH. DIE VERSCHIEDENSTEN.
    »Alice!«

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    Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet die

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