Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
zurückgekommen war und nur auf eine Gelegenheit wartete, die Tasche wieder an sich zu reißen.
    Torka lachte. Sie stieß Tabea rücklings in Sarah hinein, sodass sie beide zu Fall kamen.
    Die Schrantin stand in der offenen Tür und wühlte in Tabeas Tasche herum, wobei immer mehr Sachen über Bord gingen: eine Socke, ein zerdrücktes Bündel Zollpapiere, ein Plastiktütchen, an dessen Grund drei Fruchtbonbons eine unzertrennliche Einheit bildeten. Schließlich schleuderte sie die Tasche in die Zelle. »Viel Spa’ damit«, krächzte sie, machte kehrt und schlug die Tür zu.
    Tabea machte sich von Sarah los. Benommen, wie sie war, krabbelte sie auf Händen und Knien zu ihren verstreuten Habseligkeiten.
    Sie kniete sich auf und fischte nach der Tasche.
    Boden und Wände übertrugen die Vibrationen, mit denen mächtige Triebwerke zum Leben erwachten.
    Sarah war auf den Beinen. Sie trat beharrlich und hasserfüllt gegen die Tür.
    Dicht hinter Sarah klaubte Tabea nach einem altmodischen Taschenbuch, das sich allmählich in seine Bestandteile auflöste, riss es achtlos an sich und presste es auf ihr Zwerchfell.
    Sarah drehte sich um, lehnte sich an die Tür und sah auf Tabea hinunter. »Ohhh …«, sagte sie verbittert. »Hier. Hier. Tabea. Komm jetzt.« Sie kauerte sich hin, um ihr zu helfen, und pickte wahllos irgendetwas vom Boden auf. Sie sah genauer hin. Es war ein Beutel mit alten Süßigkeiten. »Hier«, sagte sie zu Tabea, watschelte in der Hocke an ihre Seite und legte ihr den Arm um die
Schulter. Sie hielt ihr die unansehnlichen Bonbons unter die Nase. »Nimm dir eins«, schlug sie vor.
    Tabea hielt die Augen geschlossen. Sie schüttelte den Kopf.
    Sarah setzte sich auf ihre Fersen und drehte die kleine Plastiktüte auseinander, riss sie weiter auf. Sie inspizierte den Inhalt. »Willst du wirklich keins?«
    Tabea war in sich zusammengesunken, reagierte nicht. Sie kniete da, umklammerte das Buch und die Tasche. Sie war ein Schwarzes Loch voller Elend und Hoffnungslosigkeit.
    »Darf ich denn eins haben?«, fragte Sarah.
    Tabea hob kaum den Kopf und ließ ihn in einem Nicken sinken. Ihr Kinn blieb auf dem Brustbein liegen, als habe gerade jemand die Gravitation aufgedreht, sodass der Kopf nun zu schwer war, um ihn je wieder hochzubekommen.
    Mit Mühe brach Sarah ein Fruchtbonbon aus dem klebrigen Klumpen. Steile Falten standen zwischen ihren Brauen, während sie versuchte, das Plastolitpapier abzuzupfen.
    »Bastarde«, sagte sie geistesabwesend. Sie gab ihre Bemühungen auf und warf sich das Bonbon, so wie es war, in den Mund. Sie ließ ihren Blick über den Boden schweifen, entdeckte etwas, das unter der Pritsche lag, streckte den Arm in den Zwischenraum und tastete danach. Sie bekam es zu fassen.
    Es war Tabeas Mundharmonika.
    Sarah hielt ihr die Mundharmonika hin. »Tabea?«, sagte sie hoffnungslos.
    Tabea rührte sich nicht.
    »O Tabea!«
    Sie sank hinter ihr auf die Knie und nahm sie in die Arme, presste die Wange an den Rücken ihres Anzugs. »Ist ja alles gut«, sagte sie unbestimmt, das Fruchtbonbon durch den Mund wälzend.

    Tabea hob den Kopf und sah mit traurigen Augen über die Schulter.
    »Was ist?«
    Sarah gab einen weichen, tadelnden Laut von sich. Ihre Hände glitten von Tabeas Mitte an Tabeas Rücken hinauf, über den Anzugkragen hinaus in Tabeas Nacken. Sie kneteten Tabeas verspannte Nackenmuskulatur und strichen über Tabeas Haar.
    Tabea sträubte sich eine Weile, dann ließ sie den Kopf nach hinten in Sarahs Hände kippen. Ihre Augen waren wieder geschlossen.
    Das zerfledderte Buch entglitt ihren Händen und rutschte auf den dreckigen Boden. Sie ließ es geschehen.
    Sarah wiegte Tabeas Kopf, drängte sich an Tabeas Rücken. Ihre Lippen berührten Tabeas Wange.
    Tabea kniete da, auf den Fersen sitzend, passiv.
    Sarah küsste sie auf den Mund.
    Ein ersticktes Murmeln in Tabeas Kehle.
    Sarah nahm ihren Kopf zurück. »Was?«
    Tabea stülpte die Lippen.
    »Schwarze Johannisbeere …«
    Sarah schnaubte zärtlich. »Komm, Tabea.«
    Sie stand auf, stützte Tabea hoch, half ihr auf die Pritsche. Ihre Finger flogen über die Anzugschnallen. Behutsam schälte sie Tabea aus dem Anzug, legte sie rücklings auf die Pritsche und küsste sie wieder, öffnete Tabeas Jacke und ließ ihre magischen Hände über Tabeas Brüste gleiten. »Schwarze Johannisbeere«, murmelte sie spöttisch.
    Tabea schlief.
    Mühsam zog Sarah ihr Jacke und Hose aus, bugsierte sie unter die übelriechende, schmierige Foliendecke, zog

Weitere Kostenlose Bücher