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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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krümmte den Hinterleib, als witterte es Beute.
    »Käpt’n Kelso Pepper, nehme ich an«, sagte Tabea.

    Amüsiert sah der Chinese zu ihr auf, die entzündeten Augen stark vergrößert durch die Brillengläser.
    »O nein, Käpt’n Jute. Mein Name ist Sching. Käpt’n Pepper erwartet Euch auf der Brücke.«

53
    »Seid mir gegrüßt«, sagte Käpt’n Pepper.
    Er war ein Mann in den mittleren Jahren, ein Mann mit einem fleischigen Gesicht, ein weißer Mann, dem weiße Haare aus der Nase wuchsen. Er saß in seinem Kapitänsstuhl, die Hände behaglich auf dem dicken Bauch gefaltet. Torka, die Schrantin, stand zwischen Tabea und Sarah, die Pranken auf den Schultern der beiden. Sarah war wieder bei Sinnen und hielt sich aufrecht. Man hatte Tabea den Helm abgenommen.
    Sching saß mit dem Rücken an der Wand auf einem platt gesessenen Haufen schmuddeliger Kissen, das Keyboard auf dem Schoß. Vor ihm ließ der große schwarze Arbeitsroboter den Frasqui baumeln, der zusammengerollt in einer Energieflasche hing wie ein verdorrter Christbaum, aus dem man einen Knoten gemacht hatte. Auf der unsichtbaren Oberfläche der Flasche waberten leuchtende Diagnose-Diagramme, scrollten blaue Datenfelder, erblühten und schrumpften rosarote Neuronenkarten wie Planktonzyklen im Zeitraffer. Der Alte schien zufrieden zu sein und murmelte auf Autonom-Chinesisch etwas in seinen Bart.
    Die Brücke der Nackten Wahrheit war noch verlotterter als das Cockpit der Alice Liddell . Hier roch es wie in einem Stall. Abfallhaufen in den Ecken, überall zertretener Müll auf dem Boden, an den Wänden obszöne Bilder und brutale Aufforderungen, angeklebt oder aufgesprüht. Die Decke war rauchgeschwärzt. Das technische
Gerät sah größtenteils halb zerlegt und dürftig geflickt aus. Aber alle Bildschirme waren in Betrieb, und überall auf der Konsole brannten grüne Kontrolllichter.
    Letzteres konnte man von der Alice Liddell leider nicht behaupten.
    Käpt’n Pepper trug einen verblassten blauen Overall und eine Kappe mit dem Schriftzug KELSO. Er grinste seine Gefangenen an, machte aber keinerlei Anstalten, sich aus seinem Stuhl zu erheben.
    »Wie fühlt ihr euch?«, fragte er leutselig.
    »Schick deinen Yeti fort, und ich werde dir zeigen, wie ich mich fühle«, fuhr Tabea ihn an.
    Der Kapitän der Nackten Wahrheit lächelte, wobei die Oberlippe braungelbe Hasenzähne entblößte. Die hellen blassblauen Augen bekamen ringsum lauter Fältchen. »Das geht leider nicht«, sagte er rundheraus. »Ihr könntet euch dabei weh tun.«
    »Vorher würden wir dich in der Luft zerreißen.«
    Käpt’n Pepper inspizierte seinen linken Daumennagel. »Wunschdenken nennt man das in euren Kreisen, habe ich recht?« Er sah wieder auf, zupfte oberhalb der Knie an seinem Overall und fixierte Sarah. Sein Blick kletterte nachdenklich auf ihrer schlanken Gestalt herum. »Was ist mit dir?«, forderte er sie auf. »Sag du mal was.«
    Sarah schob das Kinn vor. »Ich rede nicht mit Piraten.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Piraten?« Er grinste Torka verschmitzt an, schaute befremdet zu Sching hinüber. »Ich sehe keine Piraten.«
    Tabea verschränkte die Arme vor der Brust. »Sag jetzt nicht, ihr seid Verkehrsbullen in Zivil.«
    Käpt’n Pepper warf den Kopf zurück und lachte. »Bullen! Hast du das gehört, Sching? Hast du gehört, Torka? Die Lady hält uns für Bullen!«

    Sching verengte die Augen, hob die Brauen und grinste. Und Torka polterte heraus: »Ich’ab da’ gehört!«
    Käpt’n Pepper sah sie plötzlich grimmig an. »Warum lachst du dann nicht?«, sagte er mit verhaltener Stimme.
    Die Schrantin entblößte ihre großen Reißzähne und belferte gehorsam. Der Alte widmete sich wieder seinem Studienobjekt.
    Käpt’n Pepper stemmte sein Gesäß vom Stuhl und setzte sich bequemer hin. »Ladys, ich will euch mal was sagen.« Er lehnte sich vor, als habe er eine vertrauliche Mitteilung zu machen. »Wir sind Bullen. Was sagt ihr nun? Käpt’n Pepper arbeitet für den großen blauen Hund.«
    Er setzte sich zurück, puhlte auf der Armlehne, wo sich das Polster schälte, rollte einen losen Fetzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Er sah unter schlohweißen Brauen zu den Frauen auf und fuhr mit einem schalkhaften Seitenblick auf Torka fort. »An manchen Tagen sind wir Polizisten, an manchen Tagen - sind wir es nicht!«, verkündete er, als sei das eine gelungene Pointe.
    Sarah schnaubte verächtlich.
    Tabea wollte sich zu Boden sinken lassen und schlafen, am besten ohne

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