Sternendieb - Roman
nicht meine Idee. Marco …«
»Ja, schon gut«, sagte Tabea grimmig. »Was ist mit Marco?«
Sarah wand sich vor Verlegenheit. »Naja«, meinte sie, »ich glaube, er wollte die Sache so schnell wie möglich über die Bühne bringen.«
»So schnell wie möglich über die Bühne bringen«, wiederholte Tabea.
»Ich glaube, ja.«
»In meinem Schiff.«
»Du warst billiger«, erklärte Sarah.
»Billiger war ich.«
»Nun ja. Und er hatte sich mit den Leuten überworfen, die Hannah angeheuert hatte. Er hätte nicht bezahlt, sagten sie, und er sagte, sie hätten ja auch noch nichts getan für ihr Geld, ach, ich weiß nicht. Er verdirbt es sich immer - hat sich’s immer mit allen verdorben. Jedenfalls hat er von Schiaparelli aus angerufen und gesagt, er hätte dich … ähm … getroffen, und du wärst zuverlässiger …«
»Ach ja?«
»… hat er gesagt - ehrlich, ich glaube, er sagte, du wärst sehr entgegenkommend.«
Tabea knurrte tief im Hals. »War ich nicht«, murrte sie.
»Er sagte auch, du wärst ihm einen Gefallen schuldig.«
Mit einem Ruck setzte Tabea sich auf. »Was hat er gesagt?«
»Dass du ihm einen …«
»Ich hab’s nicht auf den Ohren«, fauchte Tabea.
Sie fröstelte. Besorgt stützte Sarah sich auf einem Ellenbogen hoch und streichelte Tabeas Rücken unter der Decke. Tabea, die innerlich vor Wut kochte, widersetzte sich Sarahs Hand, die an ihrem Arm zog.
»Du lässt die Kälte rein«, beklagte sich Sarah.
»Pfhh«, machte Tabea.
Sie ließ sich auf den Rücken fallen. Sie fand ein zerknülltes Tempotuch™ und schnäuzte sich die Nase. »Und der ganze Zirkus mit dem Chip?«
»Der kam von den Frasqui«, erklärte Sarah, »von den Leuten auf Titan.«
»Da war überhaupt nichts drauf. Ich hab ihn mir angehört, da war nur dieses krickelige Rauschen und Knistern.«
Sarah fuhr ihr mit dem Fingerrücken sanft über die Wange. »Oh«, machte sie. »Wärst du ein Frasqui gewesen, hättest du das als sehr stimulierend empfunden.«
Tabea nahm Sarahs Hand und schob sie sanft, aber bestimmt zurück. »Was?«
»Das war ein Paarungsruf der Frasqui«, erklärte Sarah. »Das sollte ihn aufwecken.«
»Und warum ist er nicht aufgewacht?«
»Tja, sie hatten das Band erst halb abgespielt, da hat es irgendeinen Alarm ausgelöst oder so was Ähnliches. Also mussten sie ihn so mitnehmen, wie er war. Mit Tiefkühlsarg und allem Drum und Dran.«
Tabea wurde noch immer nicht schlau daraus. »Aber ihr habt doch Hannah den Chip vorgespielt und nicht dem Frasqui.«
»Ja, klar. Die Leute von Schlaf-der-Gerechten sollten keinen Verdacht schöpfen. Hannah hat ihn intern für den Frasqui kopiert. Sie ist auf Draht, weißt du. Sie weiß, was sie tut.«
»Jemand, der weiß, was er tut, hört sich aber anders an.«
»Nun, sie ist ja tot«, führte Sarah an. »Da muss man Zugeständnisse machen.«
»Ich werde nie mehr eines machen«, versicherte Tabea ihr verbittert. »So wahr und solange ich lebe.«
Sarah ignorierte den Einwurf. »Du darfst Hannah nicht unterschätzen.« Sie drehte sich auf den Rücken. »Ich wünschte, wir könnten sie jetzt erreichen.«
»Ihr wolltet also einem Frasqui zur Flucht verhelfen, oder zur Heimkehr, was keinen Unterschied macht«, sagte Tabea. »Um mehr ging es gar nicht.«
»Genau«, sagte Sarah einfach.
»Für Geld.«
»Es geht immer um Geld.«
Während sie dösend und redend dagelegen hatten, waren die Triebwerke allmählich lauter geworden. Die Nackte Wahrheit beschleunigte. Sah ganz nach einem Anlauf aus, dachte Tabea. Sie würden springen. Vom Ziel der Reise wusste sie nicht mehr, als dass man sie den Eladeldi ausliefern würde. Kalte Angst klumpte sich in ihrem Magen zusammen.
Sie blickte an die düstere gelbbraune Decke. »Hat er wirklich angenommen, sie würden bezahlen?«
»Nun ja …«
»Und du?«
»Ich weiß nicht.« Sarah wirkte irritiert.
»Du hast einfach gemacht, was man dir gesagt hat.«
»Ja!« Sarah funkelte sie an. »Genau wie du!«
Eins zu eins, dachte Tabea.
Einen kurzen Augenblick später sagte sie: »Aber warum wollte sie dann, dass ich sie nach Plenty zurückbringe?«
Sarah drehte den Kopf. »Wen meinst du?«
»Die Frasqui.«
»Die?«
»Sie ist weiblich«, sagte Tabea. »Eine Frau, wenn du so willst.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich hab schon mal mit einer Frasqui zu tun gehabt. Jedenfalls würde keine so viel Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, nur um zu ihrem männlichen Gegenstück zu kommen.«
Sarah dachte darüber nach.
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