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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Bruder Felix, und ich habe eine fabelhafte Botschaft für euch. Für euch alle drei.« Er beugte sich vor wie jemand, der ein Wunder zu berichten hat. »Ihr drei sollt auch adaptiert werden!«
    »Nein danke«, sagte Tabea.
    »Oh, ich weiß, man verkraftet das nicht auf Anhieb«, meinte er mit väterlicher Fürsorge. »Ich weiß noch gut, wie verstört ich damals war!« Er gluckste. »Aber warum lass ich euch hier stehen? Alles, was ich sagen wollte, war: Seid willkommen, jeder Einzelne von euch. Wir sind entzückt, euch bei uns zu haben. Euch zu Ehren haben wir ein kleines Picknick vorbereitet.« Er langte hinunter, ganz wie ein Erwachsener, der einem kleinen Kind die Hand hinhält. »Kapitän Jute?«
    Tabea drückte ihre Tasche fest an sich. »Mörder!«, sagte sie. »Schiffszerstörer! Dieb!«
    Sarah starrte sie besorgt an. Niemand sonst schien Tabeas Worten Beachtung zu schenken.
    »Warum bringst du mich nicht gleich um, dann ist es ausgestanden?«, schrie sie hysterisch.
    Er lächelte nachsichtig und hielt ihr unverwandt die Hand hin. »Der Pluralis majestatis, gut, dass du endlich darauf verzichtest«, sagte er. »Komm und iss ein wenig mit uns.«

    Sarah legte den Arm um Tabeas Schultern. »Komm schon, Tabea«, bettelte sie.
    Tabea widersetzte sich. »Glaubst du das etwa alles? Diese Kreaturen, dieser …«
    Sarah runzelte die Stirn. »Du musst es ja nicht glauben«, antwortete sie. Tabea fiel ein, dass Sarah ihre verkürzte Kindheit in einer künstlichen Umgebung verbracht hatte und gar nicht darauf angewiesen war, zwischen echt und falsch oder wahr und unwahr zu unterscheiden. »Es ist doch so weit ganz hübsch«, sagte Sarah. »Bitte, mach es nicht kaputt.«
    Tabea, der das Blut in den Schläfen hämmerte, der sich der Magen umdrehen wollte, ließ den Kopf hängen und sich fortführen. Was blieb ihr auch anderes übrig?
    Bruder Felix brachte seine Gäste durch einen Hain in ein zerfallenes, von Pflanzen überwuchertes Kloster aus verwitterten Steinen. Moos quoll aus den Lücken zwischen den Bodenplatten. Neben düsteren Nischen mit Terrakottabüsten hingen fromme Gedenktafeln. Durch die Bogenfenster war der kleine Fluss zu sehen, der sich unter zottigen Weiden dahinschlängelte, von Schilf gesäumt und wie das Kloster ohne Anfang und ohne Ende. Ein paar Schafe und Antilopen grasten am Ufer oder standen beharrlich kauend da, keine Furcht in den milden Augen vor den erhabenen Männern und Frauen, die zu zweit oder dritt vorbeikamen, spazierend oder schwebend, seidene Sonnenschirme aufgespannt. Blaue Paradiesvögel kreisten über ihren Köpfen.
    Sie traten aus dem Kloster auf eine Wiese hinaus. Hier standen unter majestätischen Eichen Kuratoren in pastellfarbenen und weißen Roben beisammen und waren in philosophische Gespräche vertieft. In einem weiß schimmernden Musikpavillon spielte ein Trio mit einer Laute und zwei Oboen vor aufmerksamen Zuhörern melodiöse Weisen. Andere saßen am Boden und nippten
an goldenen Pokalen, die Gewänder in dekorativen Faltenwürfen auf dem perfekten Gras, das keine Flecken machte. Alle sahen sie würdevoll aus, hatten edle große Köpfe und waren drei Meter groß. Zwischen ihnen lauter hespersche Diener in blauen, ärmellosen Gewändern, silberne Diademe auf der Stirn und Tabletts auf den Schultern; auf den Tabletts Stapel exotischer Früchte, Krüge mit Nektar und feinen Weinen und mit Limonaden für die Kinder, die fröhlich herumliefen und Fangen spielten und die Rehe mit Keksen fütterten.
    »Tabea. Komm und setz dich«, sagte Bruder Felix aufgeräumt. Er schwebte zu einem rotweiß karierten Picknicktuch. »Du wirst dich gleich wohler fühlen nach diesem herrlichen Burgunder, glaube mir.«
    »Ich würde mich wohler fühlen in einem Schiff, das mich von hier fortbringt«, sagte sie. »Nicht eher.«
    Sie stand da und betrachtete das, was zu ihren Füßen ausgebreitet war. Rubinroter Wein in einer bauchigen Flasche aus geblasenem Glas. Ein rundes Krustenbrot, gelbe Butterröllchen, die in einem feuchten grünen Blatt nisteten, Berge von Käse und pikanten Leckerbissen und eine irdene Schüssel mit feinen, saftigen Pflaumen. Ihr Magen knurrte und gurgelte.
    Vor einer Minute noch hatte sie sich elend gefühlt, und jetzt musste sie feststellen, dass sie ausgehungert und gierig war.
    Sarah lag schon auf den Knien und kostete vom geräucherten Lachs.
    »Xtaska«, sagte Bruder Felix großzügig. »Was kann ich dir als

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