Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
baumeln.
    Tabea fröstelte trotz Sonne oder wegen ihr, denn diese hier war falsch, sechstausend Millionen Kilometer falsch.
    Sarah betrachtete alles ringsum mit wachsamer Neugier, wohl wissend, dass das Ganze ein Bluff war. Er kam aber nicht dahinter, wie sie es anstellten.
    »Hallo, da seid ihr ja!«, rief eine Stimme.
    Sie hielten an. Ein Capellaner kam den Kiesweg herauf, die Hand zum Gruß erhoben.
    Er sah Kybernator Perlmutter sehr ähnlich: nicht so kräftig gebaut, aber mit der gleichen blanken Haut, den gleichen hellen
Augen. Er trug Ringe an den Fingern und bis zu den Knien geschnürte Sandalen, doch anstelle einer Toga einen Kilt aus schwerem purpurroten Stoff und eine weiße lose Bluse ohne Kragen und mit feiner weißer Stickerei an Hals und Manschetten. Der für seine Rasse typische riesige Kahlschädel war mit einer Girlande aus frischem Efeu bekränzt. Seine Augenbrauen waren tiefschwarze steile Bogen, sodass er ständig amüsiert und überrascht wirkte. Alles in allem kam er weitaus freundlicher daher als Kybernator Perlmutter. Er lächelte jetzt mit allen Anzeichen echter Freude auf sie herab.
    Der Eladeldi nahm Haltung an. »Die Ber-brecher, Bruder Belix«, sagte er und hielt dem Capellaner etwas hin.
    »Unsinn«, entgegnete der Capellaner sanft. Er langte hinunter und nahm ihm die Ego-Platte aus der Pfote. Er steckte sie in seine Hüfttasche aus Seehundsfell und Perlmutt. »Unsere Gäste natürlich«, sagte er. »Danke. Du hast deine Sache gut gemacht.«
    Damit war der Eladeldi entlassen, er salutierte förmlich und trottete zurück, um die Fährpilotin aufzulesen, die sich inzwischen faul ins Gras gestreckt hatte, sich in der Sonne rekelte und schabte. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Wasser.
    Der Capellaner strahlte seine Gäste an. »Wie schön, euch kennen zu lernen«, sagte er. »Ich bin ja so froh, dass ihr kommen konntet.« Er wandte sich an Xtaska, die gut anderthalb Meter von seinem Kinn entfernt in der Luft hing. »Du bist Xtaska, nicht wahr? Willkommen bei uns. Wie findest du unser bescheidenes Habitat?«
    Die Augen des Cherub glommen kurz auf. »Saubere Arbeit, muss ich schon sagen«, sagte Xtaska beifällig. »Das Dekor - terranisch, nehme ich an. Etwas altmodisch, natürlich, aber mit einer Auflösung …«
    »Ich bin froh, dass es dir gefällt«, sagte der Capellaner kein bisschen verstimmt. Er streckte Sarah die Hand hin. Sarah zögerte
kurz, ehe sie die dargebotene Hand schüttelte. »Sarah Zodiak«, meinte sie. Seine Stimme war so warm und freundlich wie der künstliche Tag. »Herzlich willkommen«, sagte er. »Willkommen auf Charon.«
    »Danke«, entgegnete Sarah zurückhaltend. Sie sah zu ihm auf und dann wieder argwöhnisch nach rechts und nach links.
    »Und nicht zuletzt«, sagte der Capellaner, »Kapitän Jute!« Seine Stimme war voller Wissen und Vergebung. »Tabea.« Er breitete die Arme aus.
    Tabea wich einen Schritt zurück. »Kommt mir nicht zu nahe, Capellaner!«
    »Oh, wir sind keine Capellaner«, meinte er. »Wirklich nicht.«
    Sie starrte ihn an, verachtete ihn, weil er abstritt, was alle Welt wusste.
    »Ich weiß, dass uns alle für Capellaner halten«, erklärte Bruder Felix, »aber das ist ein Irrtum. Wir …« - er breitete die Arme aus - »… sind nur ihre Diener. So wie du.«
    »Was Ihr nicht sagt«, sagte Tabea.
    Bruder Felix lächelte still. Er neigte demütig seinen gewaltigen Kopf. Die Muskelstränge, die an seinem Hals hervortraten, waren so dick wie Tabeas Handgelenke.
    »Wir sind nichts weiter als Kuratoren«, beteuerte er. »Verwalter im Dienste Capellas. Wir sorgen hier für Ordnung.«
    »Auf Charon«, sagte Tabea.
    »Ja. Nun ja, eigentlich im ganzen System.«
    »Hört auf mit dem Theater«, sagte Tabea.
    »Woher kommt Ihr denn, wenn nicht von Capella?«, fragte Sarah forschend.
    »Wir waren Menschen«, antwortete er. »Die ersten von uns kamen von der Erde.« Sein Blick huschte über die Landschaft. Er lächelte versonnen.

    »Aber ihr wart doch auf dem Mond«, wandte Sarah ein. »Auf Luna.«
    »O ja«, sagte Bruder Felix. »Da waren wir stationiert. Capella hat alles von langer Hand vorbereitet. Die Erde wurde beobachtet. Heimliche Abstecher mit kleinen Schiffen. Landungen in abgelegenen Regionen. Hilfreiche Jünger wurden rekrutiert.« Er strahlte Tabea an. »Alle hier auf Charon waren einmal wie du, Tabea. Capella hat uns ausgewählt und adaptiert. Was sagst du nun?«
    Doch ehe Tabea Zeit fand, etwas zu sagen, fuhr er schon fort: »Aber

Weitere Kostenlose Bücher