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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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war das. Wir hatten damals große Pläne mit ihr.«
    > Ich zeigte auf die Intarsien. »Was ist das?« Das Kupfer war stumpf und angelaufen, und ich fand, man müsste es mal aufpolieren.
    > »Macht sie ein bisschen hübscher, findest du nicht?«, sagte Balthasar. »Wirklich hässliches altes Zeug.«
    > Er stocherte mit dem Stock an dir herum.
    > Es juckte mir in den Fingern. Ich mochte das nicht. Ich wollte dich in Schutz nehmen.
    > Ich glaube, er hat genau gewusst, was ich damals empfand, nachdem ich mir einmal die Hände an einer Bergen-Kobold schmutzig gemacht hatte. So würde jede Skipperin empfinden, die was auf sich hält.
    > Mein Gott, warst du in einem Zustand, Alice. In deinen Antennen nisteten Vögel. Weiße Winden rankten in deinem Unterbau. Der Boden unter dir war klebrig und schwarz von all dem Öl, das du verloren hattest. Der Nebel war unter die Persennings gekrochen und hatte deine Kompressorschaufeln rosten lassen, und die Dichtungen der Luftschleusen waren rissig und zerbröselten.
    > Es war Liebe auf den ersten Blick, Alice.

64
    Charon ist ein freudloser, ein träger, eisiger und abweisender Ort. Kraftlos kreucht er durch seinen niedrigen und kläglichen Orbit, als sei er darauf aus, seinen erfrorenen Körper an den kalten Flanken seines Mutterplaneten Pluto zu reiben.
    Charon ist eine vergebliche Hoffnung. Alle Hoffnungen sind vergeblich hier draußen am kargen Rand des Systems. Beide, der Planet und sein Mond, verschließen sich kaltherzig den Bedürfnissen und Wünschen beseelten Lebens. Überall nur Dunkelheit, überall nur Eis, ein frostiger Sud aus Sumpf und Methan, den man am besten in Ruhe ließ.
    Pluto ist das Ende von allem. Dahinter erstreckt sich die Weite des großen Raumozeans, jener unwegsame, bodenlose Abgrund, der mit unstillbarem Hunger nach dem Unendlichen schmachtet. Und dahinter liegen die Sterne.
    Wenn ich das richtig sehe, muss Pluto für das längst verschollene Menschengeschlecht, das diese Welten nach Göttern benannt hat, der Gott der Toten gewesen sein, und Charon war der grimmige Fährmann, der ihm unermüdlich die Seelen der Dahingeschiedenen in seine trostlose Domäne geschafft hat.
    Sie hatten das richtige Gespür gehabt, ihre Altvorderen, dachte Tabea Jute, als die Raumfähre aus dem Dock schoss und unerbittlich weitersegelte, über die unsichtbare Bordkante der Porzellanzitadelle bei Sonnenaufgang hinaus und in die gewaltige Nacht hinein.
    Warum war dieses Beiboot nach Charon unterwegs, und warum hatte es die traurige Hülle der Alice Liddell im Schlepptau? Verdrießlich starrte Tabea durch das Fenster auf die zinnfarbene Kugel hinaus, die neben dem letzten Planeten des Systems hing.
Sie erinnerte an nichts so sehr wie an eine ölige Kugel aus einem Kugellager. Eine, die einen grünen Fleck hatte, wie von Grünspan.
    »Was ist das?«, meinte Sarah. »Das Grüne da?«
    Der eladeldische Offizier bleckte die Zähne und ließ die purpurrote Zunge heraushängen. »Haubt-quartier«, blaffte er.
    »Auf der Oberfläche?«
    Er schwieg.
    Sarah blieb am Fenster, und Tabea schwamm wieder zu ihrem harten Metallsitz zurück, während die Fähre sich unaufhaltsam dem gefrorenen Mond näherte. Tabea fror schon beim bloßen Anblick von Charon. Der Mond schien kälter zu sein als der Raum an sich. Die Sonne war nicht mehr als ein fernes weißes Fleckchen, kaum auszumachen unter all den Sternen und genauso unerreichbar.
    Ihr ging Balthasar Zwetsche durch den Kopf, und sie ärgerte sich über den Mann. Er hatte ihr ein Schiff überlassen und mit keinem Wort angedeutet, wie vertrackt dieses Schiff war. Deshalb hatte es auch keiner haben wollen. Ein solches Schiff brachte einen nämlich über kurz oder lang in Schwierigkeiten, ob man sich vorsah oder nicht. Da hatte er lieber gleich den Mund gehalten.
    Oder vielleicht hatte er es doch gesagt, auf seine Weise, und sie hatte nur nicht hingehört. Er konnte nichts dafür. Niemand konnte etwas dafür, außer Capella. Alles war nur so gekommen, weil Capella plötzlich schärfer gegen eine technische Besonderheit eingeschritten war. Sie wollten einfach alles unter Kontrolle haben, einen anderen Grund gab es nicht. Macht um der Macht willen. Nachdem Tabea einem von ihnen begegnet war, fand sie bestätigt, was sie schon immer vermutet hatte.
    Sie hasste die Capellaner.
    Sie nestelte umständlich ihre Mundharmonika heraus und spielte dieses ätzende Motiv aus Spiel mir das Lied vom Tod.

    Der Eladeldi-Offizier legte die Ohren an. »Steck das

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