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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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und Xtaska folgten ihm, während die Schwestern blieben, wo sie waren, lächelnd, unausgesetzt lächelnd. Im Kloster unterbrachen zwei Kuratoren ihre Debatte über die Möglichkeit von etwas Neuem schlechthin und grüßten Tabea, Sarah und Xtaska, als sie vorbeihasteten. Bruder Felix war ein gutes Stück voraus. Sie holten ihn erst ein, als er bereits hinter dem Buchenhain war, in dem abgesonderten Bereich, wo unweit der geparkten Fähre das Wrack der Kobold stand.
    Er winkte sie zu sich. »Sieh mal«, rief er Xtaska zu. »Das ist was für dich.« Er drehte an einem Fingerring.
    Die Ruine der Alice Liddell begann zu glühen. Sie leuchtete auf, verklärt, als komme das Licht aus ihrem Innern - nicht wie Innenbeleuchtung, die durch die zersprungenen Bullaugen scheint - nein, als würde an die Seelen der geschundenen Schiffsmoleküle appelliert, zu Licht zu werden, herauszukommen und im Sonnenschein zu tanzen.
    Einen Moment lang stand die Alice Liddell da, scheinbar schwerelos, als könne sie jeden Moment abheben, in einer gleißenden Lohe, die zurückschlug aus den Fenstern der Fähre. Tabea schrie auf, beschattete ihre Augen, denn ihr war, als erblicke sie nicht länger das faltige, schrundige, geborstene Wrack, sondern die Kobold bei ihrem Stapellauf. So musste sie ausgesehen haben,
frisch aus der Bergen-Werft, bei jenem komisch-mystischen Zeremoniell, wenn der Antrieb eines Schiffes erstmals mit einem funkelnagelneuen Ego »vermählt« wird und die Kalligraphie-Drohne aufkreuzt, um den knalligen metallicblauen Namenszug auf den Bug zu malen. So erschien sie ihnen jetzt, die Alice Liddell , taufrisch und unversehrt und verklärt. Ihre Falten, Dellen und Schrunden waren wie ausgebügelt. Ihr Bugfenster glänzte. Ihre Außendetektoren erwachten, als sie den Sonnenwind witterten.
    Die Linien waren klar und ohne Schnörkel, die Stummelflügel straff nach hinten gestellt, derweil die Neue sich die Arbeit vergegenwärtigte, für die sie geschaffen war und die sie nun in Angriff nehmen sollte. Die Luft an den Düsenmäulern kabbelte vor Hitze. Die Alice Liddell drehte sich um, als suche sie ihre Herrin; sie schien abzuheben.
    Und dann war sie fort. Desintegriert.
    Die Luft bockte in der jähen Turbulenz, stürzte sich von allen Seiten in den leeren Raum, den das Schiff eingenommen hatte, riss Sarah das Haar übers Gesicht. Tabea sprang vorwärts, schrie verzweifelt.
    Ein letzter Glanz verflackerte, und dann erinnerte nichts mehr an die Alice Liddell . Das Gras, da, wo sie gestanden hatte, war weder verbrannt noch verfärbt. Die Halme zitterten, und dann nicht mehr.
    »Na also«, sagte Bruder Felix. »Jetzt ist das ausgestanden, nicht wahr?«
    Und dann verdunkelte sich die Sonne.
    Ein ungeheurer elliptischer Schatten kam wie eine Flutwelle über das Gras.
    Überall hielt man inne. Man hörte auf zu reden und starrte empor in den verfinsterten Himmel. Die Musik zerbrach und verstummte.
Die Atmosphäre rumpelte und prasselte, als verebbten die Nachwehen jener Energien, die Tabeas Schiff verschlungen hatten. Es war plötzlich sehr kalt.
    »O nein«, beschwerte sich Sarah und griff nach dem Kragen ihres dünnen Pyjamas. »Gleich gibt’s Regen.«
    »Nein, Sarah«, sagte Xtaska.
    Tabea stand nur da, den Kopf im Nacken, die Hände an den Hüften, den Mund weit offen.
    »Das ist keine Wolke«, sagte Xtaska.

66
    Eine stark verzerrte Stimme dröhnte von oben herab.
    SARARAH? XSTASASKA? SEID IHR DA UNTENEN IRGEND-WOWO? WO SIND DIE JUJUJUNGSSS?
    »Hannah?«, brüllte Sarah. Sie grapschte nach Xtaskas Händchen. »Ist das Hannah?«
    Bruder Felix warf die Hände hoch. »Du meine Güte, was kann das …«
    »Das ist Plenty!«, brüllte Sarah gegen das Donnergetöse an, das sich verdoppelte und vervierfachte, als der finstere Schemen sich rasch näherte. Sarah lachte und schrie, ihr Haar flatterte im aufkommenden Wind. »Sie hat gleich alles mitgebracht!«
    Wie ein fliegender Berg aus Schildpatt kam die gigantische Raumstation daher und löschte den wundervollen Himmel aus. Die Bäume schlugen um sich, und die Vögel und anderen Tiere ergriffen kopflos die Flucht, suchten Schutz, schrien in Panik.
    Aus allen Richtungen kamen die Kuratoren zusammen, fegten über die Grasspitzen.

    Ein großes silbriges Auge öffnete sich im hügeligen Bauch der weit ausladenden Station, und ein mächtiger Lichtbalken stach herunter und irrte suchend über den düsteren Grund.
    Sarah stürmte, ohne Xtaskas winzige Hand loszulassen, auf das Licht zu. Im

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