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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Laufen, den schwebenden Cherub im Schlepptau, warf sie einen Blick über die Schulter.
    »Tabea!«, schrie sie. »Tabea!«
    Doch Tabea lief in die entgegengesetzte Richtung. Und Bruder Felix zauderte, rief hinter ihr her.
    Sarah blieb sofort stehen und ließ Xtaskas Händchen fahren. Der Cherub sauste vorbei, flog eine enge Kehre und kam zurück, stieß herunter und packte Sarah beim Arm.
    Von links und rechts drangen die Kuratoren auf sie ein.
    Bruder Felix setzte Tabea nach.
    Sarah schimpfte, wehrte sich gegen den winzigen Griff, der nicht lockerließ.
    Als habe Hannah soeben die Steuerung in den Griff bekommen, mähte der silbrige Lichtbalken schnurstracks über das Gras. Er erfasste die beiden auf Anhieb.
    »ACHACHTUNG STEHENBLEIBEN!«, scholl es ohrenbetäubend herunter.
    Und während die Kuratoren noch einer über den anderen kletterten, um ihrer Schützlinge habhaft zu werden, waren die beiden bereits auf und davon.
    Tabea bekam nichts mit davon. Sie wich all den Kuratoren aus, die in der anderen Richtung unterwegs waren, und rannte unter die Bäume zurück.
    »Tabea!«, hörte sie Sarah von weit oben schreien. »Du hast Tabea verpasst!«
    Sie hetzte durch das Kloster, Bruder Felix war ihr auf den Fersen. Er rief ihren Namen, wie ein wütender Sergeant, der hinter
einem ausgebüxten Kadetten her ist. Er stob in die ummauerten Gefilde, bewegte sich sprunghaft, prallte von den Wänden ab, als verliere er die Kontrolle über seine Glieder.
    Andere kamen ihr entgegen.
    Tabea stand breitbeinig inmitten des Klosters und behielt beide Richtungen im Auge.
    Dann, als sie ganz nahe waren, presste sie ihre Tasche an sich und brach seitlich aus, packte den Pfeiler eines Tragbogens und schwang sich über die Schwelle nach draußen.
    Hinter sich vernahm sie die unverkennbaren Geräusche kollidierender Körper.
    Hals über Kopf stürzte sie in das stürmende Dickicht, wohin ihr die Kuratoren nicht folgen konnten, duckte sich unter Äste hindurch, zwängte sich durchs Gesträuch. Sie rannte um die Ruine herum, machte einen Satz über einen Graben voller Farnsträucher und brach ins Freie hinaus. Da lag das rotweiße Tuch. Da war eine der Schwestern. Die andere war weiter hinten auf der Wiese, schon fast am Ende des Buchenhains. Die Magnetplatte hatte Schwester Margret bekommen.
    Welche war Schwester Margret?
    Aus dieser Entfernung war das unmöglich festzustellen. Und Tabea blieb keine Zeit für Versuch und Irrtum. Die Bäume tobten immer wilder, überall auf dem Wiesengrund. Der bergartige Eindringling sank immer tiefer, als wolle Hannah das ganze Kuratorium planieren.
    Tabea holte tief Luft und schrie aus Leibeskräften: »Alice! Alice Liddell!«
    Die Kuratorin, die eben um den Buchenhain biegen wollte, hielt inne und sah sich um.
    Sie sah Tabea und blickte direkt an Tabea vorbei auf ihre Schwester. Deren Hand an die Hüfttasche fuhr.

    Die hiesige Schwerkraft verwünschend, lief Tabea auf das im Stich gelassene Picknick zu und sah, wie Schwester Veronika den Rückweg antrat.
    Über sich hörte sie ein winziges, schrilles Geräusch wie von einem hoch oben dahinziehenden Vogelschwarm.
    Tabea sah flüchtig hinauf. Eine schwarze Wolke war aus dem Bauch der sinkenden Station gequollen, eine Masse kleiner schwarzer Partikel: Gas, Schrapnelle, Flugblätter, Insekten, fuhr es Tabea beim Laufen durch den Kopf. Sie sah ein paar davon rasch herunterkommen, ganz hinten über den Blumenbeeten.
    Kecks!
    Hannah schickte die Kecks vor, mehr Kecks, als Tabea je auf einem Haufen gesehen hatte und je sehen wollte. Ganze Sippen von geschmeidigen, kralligen Kecks in Overalls, bis an die Zähne bewaffnet. Mit gesträubten Nackenborsten stürzten sie sich aus dem finsteren Himmel. »Tschiii …! Tschii-tschii-tschii-tschii!« Die Kecks krachten in das Geäst der Bäume, schlitterten über das Kuppeldach des Musikpavillons, klatschten ins Wasser. Sie sprangen auf und trampelten durch die Blumen, setzten sofort jedem nach, den sie zu Gesicht bekamen.
    Es gab nichts, was die Kecks lieber mochten als einen zünftigen Kampf.
    Im Nu wimmelte es von Kecks, sie flitzten überall auf dem Parkgelände herum, rissen Kuratoren und Eladeldis zu Boden und überwältigten sie. Vergebens fingerten die hypertrophen Menschen an ihren Ringen, die im Energieschatten des entführten Habitats ihren Dienst versagten.
    Tabea setzte über das Picknick hinweg und packte Schwester Margret frontal bei der Toga. »Gib sie mir!«, schrie sie in das riesige

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