Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
bei jedem dritten Anlauf aufschwang, als wollte es seinen Kummer abschütteln und befreit davonfliegen. Doch dann, im vierten Anlauf, rollte es sich wieder ein und fiel zurück - widerstrebend, wie es zuweilen schien, doch immer in sein Schicksal ergeben wie jemand, der weiß, dass er fällt; wie jemand, der sich alle Mühe gegeben hat und dennoch um Jahrhunderte zurückfällt. Doch jedes Mal, wenn dieser dritte Anlauf kam, schien sich die Melodie wieder aufzuraffen und von irgendwoher neuen Mut zu schöpfen; und vielleicht fiel sie ja im vierten Anlauf auch nicht wieder ganz so weit zurück, und Tabea, ob sie es wollte oder nicht, war gefesselt
von dem Spiel und sah dem hübschen Spieler zu und fragte sich, wie er zum Ende kommen, wie er die Unvereinbarkeit zwischen Ebbe und Flut auflösen würde, bis sie dann plötzlich bemerkte, dass es bereits geschehen war, mit einem stillen, munteren Bächlein, das sich hierhin und dorthin gewendet hatte und zum Abschied mit dem Schwanz wedelnd auf und davon gerannt war.
    »Oh, das war schön«, sagte sie.
    Er lächelte. Seine zärtlichen Augen blickten ruhig, fast scheu, ganz anders als eben.
    Sie knöpfte ihr Netz auf, schwang sich über ihn, nahm ihn bei der Hand und zog ihn hoch.
    Er nahm sich noch die Zeit, die Mundharmonika dahin zurückzustecken, wo er sie gefunden hatte, in die Öffnung des defekten Fibrillators. Dann drehte er sich um seine Achse und küsste Tabea.
    »Was ist mit Talo?«, wollte sie wissen.
    »Er ist wohlauf.« Er deutete auf die grünen Signale an der Box. Sie pulsierten ruhig und gleichmäßig.
    Sie gingen hinunter, durch den Gang, der um den Frachtraum herumführte. Sie gingen in die Kapitänskajüte. Sie ließen die Tür offen.
    Die Koje hatte an allen vier Ecken Halteschlaufen. Jeder hatte einen Fuß durch eine Schlinge gesteckt und war dabei, sein Gegenüber zu entkleiden. Textilien hingen und trieben in der Luft. Schuhe überschlugen sich träge und beschrieben vage Kreisbahnen über ihren Besitzern. Unterhosen schwammen von irgendwoher und waren auf Kollisionskurs mit schlabbrigen Socken.
    Tabea nahm ihren Fuß aus der Schlinge und stieß sich leicht ab. Sie landete mit beiden Händen auf seinen Hüften. Seine Beine waren weit gespreizt, und sie bemerkte, wie sie zwischen seinen Oberschenkeln hindurchglitt. Er krümmte sich und griff nach ihr, während sie langsam abtauchte und in seinen Schoß schlingerte.
Seine Hände glitten von ihren Brüsten ab, als ob Letztere eingefettet wären. Er verdrehte sich und wendete in der Luft, um sie wieder vor sich zu haben, zog die Beine unter sich und lag rücklings auf nichts als Luft, die Fersen am Gesäß, die Knie breit, atemlos, erregt, Augen und Mund weit und begehrlich. Er wühlte Mund und Nase in ihr Haar.
    Tabea ließ das linke Bein unter seinen Arm gleiten und strich mit der Innenseite des rechten Oberschenkels über das Segel seines Penis, bis der sich an ihre Schamlippen drängte. Marco streichelte ihre Taille mit zärtlichen Händen, den Händen eines Handschuhspielers. Indem Tabea sich leicht von der Kabinenwand abstieß, beschrieb sie einen regelrechten Purzelbaum, landete mit einer Grätsche auf seinem Schoß, verschränkte die Füße in seinem Kreuz und schob sich auf sein Glied. Sie begannen gemeinsam ein Rad zu schlagen, drehten sich kopfüber um ihre warme, feuchte Mitte. Marco keuchte. Er stöhnte.
    Die ganze Zeit über lauschte Tabea unterschwellig auf das satte, langsame Pochen der Maschinen, das vielfältige Summen und Knarren der Alice Liddell . Sie war auf ein bestimmtes Geräusch gefasst, ein Geräusch, das sie auf dem Weg nach Chateaubriand vernommen hatte: das unregelmäßige Klopfen im Gehäuse des Achsenstabilisierungskristalls.
    Plötzlich erklang ein Geräusch. Es war nicht der Kristall. Es war eine Mundharmonika, die Tante Jasmins Lied spielte.
    Tabea starrte Marco entsetzt an.
    Die Töne näherten sich draußen auf dem Gang. Es war nicht ihre Mundharmonika, die da spielte, diese hier klang höher, fiepte wie bei einer schlechten Aufnahme, die aus einem winzigen Lautsprecher dringt.
    Sie befreite sich hastig aus Marcos Umschlingung und ruderte mit den Armen, bis sie Halt fand.

    Durch die offene Tür kam mit munterem Gezirpe Marcos Papagei. Er hörte sich ganz wie eine kleine Mundharmonika an.
    »Mein Gott, er hat die Box verlassen«, sagte sie fassungslos.
    »War ihm wohl zu langweilig da drin«, gurrte Marco.
    »Was?«
    »Schaukle mein U-Boot, Kleiner«, sang der Papagei.

Weitere Kostenlose Bücher