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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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übernehmen Sie bitte Ihre Feldnummer nach der Ankunft sofort ins Logbuch.«
    »In Ordnung.« Sie musterte eine Leiste aus Kontrolllichtern, berührte drei weitere Sensoren. Ein Jaulen wand sich spiralförmig um den Summton. Die Lichter erloschen und flammten wieder auf.
    »Kann ich jetzt starten?«
    »Haben Sie eine Flugerlaubnis eingeholt?«
    »Nach Plenty, Personenbeförderung.«
    »Haben Sie diesen Flug registrieren lassen, Käpt’n Jute?«
    »Sehen Sie, ich fliege bloß nach Plenty, nicht nach Charon oder sonstwohin.«
    »Welche Route nehmen Sie, Bingo Gamma Kuba null-null-neuën-null-fünnëf-neuën?«
    Tabea lehnte sich in ihrem Netz zurück und begann, Koordinaten herzusagen, bediente sich eines Tastaturblocks neben ihrem Ellenbogen, sagte noch mehr Koordinaten her, las Koordinaten von einem Bildschirm ab.
    Die Flugüberwachung wiederholte alles präzise und fehlerlos, während unter dem Boden ein leises, langsames Wummern anhob. Die Temperatur im Cockpit stieg. Tabea tippte auf ein Feld aus roten Kontrollsensoren. Alle leuchteten grün auf, bis auf eine.
    Sie stieß mit dem Finger nach dem roten Sensor. Sie presste ganz fest darauf.
    Die Anzeige blinkte grün, dann wieder rot.

    Sie hieb mit dem Handballen darauf.
    Die Anzeige blinkte grün.
    Das Schiff erschauerte. Aus dem Wummern wurde ein rasches Hämmern.
    »Sie können den Start einleiten, Bingo Gamma Kuba null-null-neuën-null-fünnëf-neuën.«
    Am Rande des Sichtfensters züngelte auf dem Beton eine Linie weißen Lichts auf und schlug ein gleißendes Quadrat um das Schiff.
    »Lassen Sie die Triebwerke erst anlaufen, wenn …«
    Tabea berührte einen Sensor, und sie saßen mitten in einem grollenden Gewitter.
    Außerhalb der elastischen, frei hängenden Netze begann alles zu ächzen, alles verschob sich gegeneinander. Alle Schirmbilder rauschten. Auf den Steuerkonsolen irrten Lichter umher.
    Das Donnergrollen schwoll an.
    Die Alice Liddell bebte. Sie wackelte. Sie hob drei Standbeine vom Boden und sackte wieder zurück. Das Cockpit war heiß. Draußen verschwand alles in einer Qualmwolke, bis auf das Quadrat aus Magnesiumlicht, das sich jetzt grün färbte.
    Sie hüpften und schlingerten und wurden gepackt und hochgehievt, hinauf, hinauf, empor in die Luft.
    Der Raumhafen von Schiaparelli fiel unter ihnen zurück, Lastzüge schrumpften zusammen, Sauerstofftanker wurden zu Ameisen, Hangars und Blockhäuser und Brücken verkleinerten sich zu einem Modell, einer Miniatur, einer emsigen geometrischen Zeichnung, die im roten Dunst des Mars ertrank. Jenseits des Raumhafens schäumte die Stadt, schäumte ohne Tabea und Marco weiter vor sich hin. Die Kanäle gleißten und flackerten.
    Immer noch grollte der Donner und röstete und schüttelte die beiden Menschen. Winzige elektrische Entladungen zischten und
schnurrten über die Wände, als die instabile Luft im Cockpit ionisiert wurde. Ein hochfrequenter Ton stand in der Luft, und danach erklang ein gewaltiges Geräusch wie das Zerreißen eines Tuchs, das Zerreißen des Himmels. Der Lärm hielt an und an und an.
    Dann wurden die Geräusche schwächer, das Beben ließ nach, und die Krümmung des Mars lief aus dem Bild wie eine Düne, die vom Sturm erfasst wird; und dann gab es unten und oben und überall nichts weiter mehr als Indigoblau, und ein gewisses ominöses Rauschen.
    Es kam aus dem Funkgerät, das im nächsten Augenblick wieder auf Empfang schaltete. Das Schiff war voller Stimmen, die informierten, Anweisungen gaben, gut zuredeten, Erklärungen abgaben, ihr Einverständnis erteilten. Statische Störungen häckselten sie alle miteinander bis zur Unverständlichkeit. Bildschirme scrollten durch Dateien, Seite um Seite. Moirémuster geisterten rings um die Konsole. Das Hämmern setzte wieder ein, laut, hartnäckig und unregelmäßig. All das Zeug unter dem Haltenetz rutschte und verschob sich.
    Dann glitten die Zettel, an denen Tabea herumgerupft hatte, aus den Taschen am Monitor und stiegen wie ein Schwarm kleiner Karpfen in die Gesichter der beiden.
    »Oh, verflixt«, sagte Tabea.
    Marco Metz lachte. Er schlüpfte aus seinem Netz und begann, die Papierchen aus der Luft zu fischen.

14
    Sie waren hunderttausend Kilometer weit fort von Schiaparelli. Hunderttausend Sterne glänzten hart und starr in einem unvergänglichen Meer aus Raum. Der Verkehr war dünn: das blaue
Funkeln eines Simon-Magnetzuges auf der Fahrt von Phobos nach Byzanz; eine kleine alte Fargo, die auf dem Abstieg von Langleben oder

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