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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Press den Arsch an die Wand!«
    Er legte den Kopf schräg und fixierte die beiden mit einem gottlos schwarzen Auge.
    Er lauerte lüstern.
    »Jesus Christus, er ist intelligent!«
    »Ja, vermutlich«, sagte Marco. »Ich meine, es kommt ganz drauf an, wie du das meinst …«
    »Mach, dass du rauskommst!«, schrie Tabea den fremden Eindringling an. »Raus aus meiner Kabine!«
    Sie schnappte sich ein streunendes Wäschestück und warf damit nach dem Vogel. Der entging dem trägen Geschoss mit einer eleganten Dreivierteldrehung.
    »Herrliche Salami«, jubilierte Talo bauchoben.
    Tabea trennte sich mit einem verkrampften Stoß von Marco. Der Impuls nagelte ihn wie einen Wappenadler rücklings ans Bullauge. Sie funkelte ihn an. »Sag endlich was!«
    »Nun geh schon, Talo, geh jetzt«, sagte Marco ohne Groll. »Das ist nicht Sarah. Sie mag das nicht.«
    Der große grüne Vogel rollte wieder in die Ausgangslage zurück und segelte mühelos aus der Kabine, rückwärts.
    »Salami Minestrone«, geisterte seine Stimme durch den Gang. »Im Krug ist noch Whisky …«
    Marco schabte sich den Bauch. »Tabby. Tut mir leid. Wirklich.«
    » Nenn mich nicht Tabby . Ich kenne keine Tabby, hörst du?«
    »Entschuldige!«

    »Was - ist das für ein - Viech?«
    »Ein Papagei. Wie ich schon sagte, eine Papageienart.«
    »Er ist verdammt helle, Marco!«
    Er hob die Schultern, höher, als man es gewöhnlich tat. »Naja, sicher. Einen ordinären Papagei kriegt man eben nicht dazu, all das zu machen. Ich dachte, du magst ihn. Er ist gescheit, wirklich. Ihr solltet euch anfreunden.«
    »Ich will mich nicht mit ihm anfreunden.«
    »Heh, er hat das nicht so gemeint. Er fühlt sich nur einsam. Das hält man nicht aus, stundenlang ununterbrochen in einem kleinen Kasten. Er wollte nett sein, das ist alles. Komm her, Tabea, tut mir leid, du, wirklich.«
    Doch Tabea hockte in einer Ecke an der Decke, schnallte ihren Armbandmonitor um und wühlte sich wütend in ein T-Shirt.
    »Und wer ist Sarah?«, wollte sie wissen.

15
    Wenn das Reisen billig und bequem, das Terrain beliebig groß, die Bestimmungen überschaubar und die Steuergesetze ermutigend sind, dann erweist sich der menschliche Geist als ungemein expansiv. Aber er gehorcht auch einem Herdentrieb. In den Kindertagen des Weltraumzeitalters gab es keinen Anlass, hinauszugehen und sich Hunderte Millionen von Kilometern von den anderen entfernt häuslich einzurichten. Praktisch alles sprach damals für den Mars, einmal abgesehen vom Klima; und jedermann konnte die Erde verlassen.
    Das ist der Grund, warum es zur Zeit unserer Geschichte ein Gewirr von nahezu zweihundert Satellitenhabitaten gab, unter ihnen fünf Dutzend Röhren, vierzehn Plattformen, sieben radförmige
Stationen und sechzehn verschiedene, formal nicht klassifizierbare Objekte, darunter Casinos in stillgelegten Systemschiffen, in zusammengeschusterten Verschlägen und in Objekten, die sich für immer ineinander verkeilt hatten, außerdem drei babylonische Türme der Eladeldi - und alles das im Erdorbit nebst unserem guten alten und verschmähten Mond.
    Nicht lange, und die Gescheiten und Weitsichtigen hatten von diesem Tohuwabohu und Gedränge die Nase voll gehabt. Sie folgten den Bergbau-Leviathanen, die hinauszogen zum Asteroidengürtel; und schon bald, als die Messtischblätter des Gürtels von Eigentumsgrenzen zerkritzelt waren, zog es sie weiter zum Saturn hinaus, wo es noch wirkliche Entfaltungsmöglichkeiten gab. In den Ringen des Saturn brauchte man sich lediglich mit ein paar Einsiedlern zu arrangieren.
    Als der Unternehmungsgeist immer weiter in den Raum hinausgriff, wurden Teile des Satellitendschungels aufgegeben und verödeten. Aufblühende Projekte starben, und unverglaste Stahlskelette und Wolken von Nieten taumelten weit über dem irdischen Himmel sinnlos dahin. Diese und andere Objekte wurden immer weniger greifbar, juristisch wie überhaupt. Sie wechselten in rascher Folge den Eigentümer - täglich, so hatte es den Anschein.
    Die auf der Erde zurückgeblieben waren, machten abfällige Witze über leere Kanister und wandten sich von dem maroden, glitzernden Halsschmuck der Nacht ab. Parasiten, Ausreißer und Netzhacker erkoren die herrenlosen Ungetüme zu ihrem Domizil. Hartnäckig wie Spinnen hausten sie in den Winkeln und Nischen.
    Was uns zu Plenty bringt.
    Ich muss leider sagen, dass Plenty nicht gerade im besten Zustand war, als Tabea ihren Fuß hineinsetzte. Das Wort »halbseiden« drängt sich einem auf. Von

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