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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Silberland war und Frischgemüse für die Marsbewohner brachte.
    Die Alice schnurrte wie ein Kätzchen. Tabea probierte die Drehachsen durch. Sie lauschte auf die Triebwerksgeräusche. Alles lief wie am Schnürchen. AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT 44,49 PROZENT, sagte der Monitor. VERSTANDEN, erwiderte Tabea.
    Marco konnte nicht stillsitzen. Er öffnete zum x-ten Mal sein Netz und schwamm im Cockpit umher wie streunendes Treibgut. Er vergewisserte sich, dass Talo einen gesunden Schlaf hatte. Er kramte in dem Durcheinander unter den Netzen. Er stieß auf ein zerknittertes Antistatiktuch und begann Staub zu wischen.
    »Hör auf damit, Marco«, sagte Tabea.
    »Ruhig Blut. Reg dich ab.« Er wischte über die Sichtscheibe. Und es machte einen Riesenunterschied. Zehnmal heller strahlte der silberweiße Brautschleier der Milchstraße aus der unermesslichen Weite ins Cockpit.
    »Sieh dir das an«, meinte Marco. »Der Apfelbaum.«
    »Der was?«
    »Der Apfelbaum«, wiederholte er. »Wie sagst du denn dazu? Ich dachte, alle Raumfahrer nennen es so.«
    »Ich nicht«, sagte Tabea. »Ich höre den Namen zum ersten Mal.«
    »So sagt man aber«, beharrte er.
    »Warum Apfelbaum?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht, weil wir nichts pflücken dürfen, weil uns kein Bissen vergönnt ist.«
    Tabea dachte darüber nach.
    »Das kommt aus dem Christentum. Du bist doch kein Christ, oder?«

    »Nein«, sagte er. »Ich treibe Unzucht.«
    »Fein«, sagte sie. »Und so einem renn ich in die Arme.« Er glitt hinter ihr Netz und versuchte durch die Maschen hindurch ihren Nacken zu küssen. »Marco …?«, sagte sie mit einem warnenden Ton.
    »Ja? Möchtest du etwas? Was möchtest du?«
    Jetzt hing er kopfüber, langte unter ihr Netz und streichelte ihren Po. Sie stieß sich zurück, um ihn zu vertreiben. Das Netz glich den Impuls aus. »Ich versuche zu arbeiten«, sagte sie.
    »Wie bitte?«, sagte er herausfordernd. Er tauchte unter ihr durch und zwischen ihren Füßen wieder auf. »Gibt es denn etwas, das dieser alte Kahn nicht von alleine macht?«
    Sie funkelte ihn an. »Sag nichts Schlechtes über mein Schiff.«
    »Schon gut. Schon gut. War nicht so gemeint, du süßes altes Unding.« Er langte nach hinten und tätschelte den Bauch der Konsole. »Kein Grund zu schmollen, Lady.«
    Auf der Konsole schnellten farbige Lichter hin und her, rote, blaue, grüne. Auf den Bildschirmen scrollten Dateien und Grafiken, bauten sich auf und ab, blinkten, schmolzen und vereinigten sich. Die Alice machte eine winzige Kurskorrektur, um den Bruchteil eines Bruchteils.
    Draußen war der Weltraum, so unermesslich, dass man stillzustehen meinte.
    »Heraus damit«, meinte er. »Ich bin nur ein dummer kleiner Musiker. Was machst du gerade? Nichts, soviel ich sehe. Was hast du denn so Wichtiges zu tun?«
    Darauf muss ich nicht antworten, dachte Tabea. Doch sie tat es. »Dich zu deinem Auftritt bringen«, sagte sie geistesabwesend. Sie blickte stirnrunzelnd auf das Mesoskop.
    Damit ließ er sich freilich nicht abspeisen. »Nein, nein«, sagte er und schwamm zu seinem Platz zurück. Er setzte sich wieder in
sein Netz, schlug die Beine unter und verschränkte die Hände im Schoß. »Das besorgt das Schiff, stimmt’s? Unsere kleine Alice hier. Aber was du machst, will ich wissen.«
    Jetzt drehte sie ihm das Gesicht zu. »Ich bin ein Teil dieses Schiffes«, sagte sie. »Und zwar der Teil, der die Entscheidungen trifft.« Sie tippte auf ihre Achselklappe. »Käpt’n«, erinnerte sie ihn.
    »Ich dachte, die Schiffe haben ein eigenes Hirn«, machte er weiter. »So ein Ding zum Denken, das du in deinen Computer stöpselst, das die Energie und die Triebwerke, das Klo und alles andere steuert. Ist das falsch? Oder ist dein Schiff so alt, Verzeihung, eine so altehrwürdige Antiquität, dass es so was nicht hat?«
    » Alice kann nicht alles alleine machen«, sagte Tabea. »Sie kann zwar alles, aber sie kann nicht entscheiden, was im Einzelnen zu tun ist.« Sie sah sich im Cockpit um. Ihre Augen leuchteten auf, als sie die weiße Reisebox wahrnahm, die sanft unter dem Haltenetz hüpfte. »Das ist wie bei dir und Talo«, meinte sie. »Er kann singen, aber du musst ihm sagen, was er als Nächstes singen soll.«
    Das gefiel ihm. »Richtig! Das ist gut! Das trifft den Nagel auf den Kopf«, sagte er bewundernd.
    Nicht ganz, dachte sie und streifte ihn mit einem flüchtigen Blick. Er war zwar hübsch, aber vielleicht nicht besonders helle.
    »Du bist eine echt gescheite Skipperin, weißt du

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