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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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das?«, fuhr er fort. »Du bist zu schade für den Job. Was hältst du davon, Tourneemanagerin für ein größeres, interplanetares Kabarett zu werden?«
    »Nein danke«, murmelte sie und tippte einen Wortbefehl ein.
    »Doch«, meinte er. »Im Ernst. Du bist viel zu gescheit, um einen Lastkahn zu fliegen. Ich wette, du könntest das Ding mit geschlossenen Augen durch die Gegend lotsen. Ich wette, das könntest du mit dem kleinen Finger.«
    Er war schon wieder aus dem Netz heraus. »Ich wette, du könntest es von deiner Koje aus.«

    »Marco, nun hör schon auf«, sagte sie. »Verdirb es nicht. Warum siehst du dir keinen Film an oder sonst was?«
    Er schwebte neben ihr, wich keinen Zentimeter zurück. »Ich würde dir aber lieber zusehen, wie du …«
    »Wenn du schon deine Finger nicht bei dir halten kannst, dann mach dich wenigstens nützlich. Da, der telemetrische Parallaxenfibrillator muss korrigiert werden.«
    Er fahndete in dem Durcheinander auf der Konsole. »Das?«
    »Nein, das da. Das Ding, wo die Mundharmonika reingerutscht ist.«
    »Ah, ja. Richtig. Der telemetrische Parallaxenfibrillator. Sieh an.«
    Marco zog das Instrument heraus und inspizierte es.
    »Im Bereich sieben bis zehn tut sich nichts«, sagte Tabea.
    »Bis elf«, meinte Marco, der den Knopf rasch hintereinander einrasten und springen ließ.
    »Dann eben elf«, sagte Tabea.
    »Die lassen sich einstellen. Kein Problem. Du brauchst nur den mittleren Bereich rauszunehmen.«
    »Hab ich schon«, sagte sie.
    »Dann hilft nur noch überbrücken. Das ist nicht so schwierig. Kann jeder.«
    »Du auch?«
    »Jeder kann das«, wich er aus.
    »Kannst du’s?«
    »Klar.«
    »Hast du so was schon mal gemacht?«
    Er zauderte. »Nein. Gemacht nicht, nicht selbst, nein.«
    »Ich schon«, seufzte Tabea. »Und deshalb ist mir lieber, jemand anders macht es.«
    Er wollte etwas erwidern. »Schsch …«, machte sie. War da nicht ein Geräusch gewesen? Sie orderte einen weiteren Drehachsentest,
dann annullierte sie ihn wieder. Sie wurde schon neurotisch.
    Weitere fünfhunderttausend Kilometer Nichts swuschten an ihnen vorbei. Voraus die Erde mit ihren Satelliten, ein heller Fixpunkt, kaum unterscheidbar von all den anderen Lichtpunkten.
    Tabea reckte sich und gähnte.
    Marco nahm das als Fingerzeig. »Naja, die Ereignisse überschlagen sich ja nicht gerade«, hob er an.
    »Marco«, sagte Tabea.
    »Nein, nein«, meinte er. »Ich wollte nur fragen: Spielst du auf der Mundharmonika?«
    »Ja«, sagte sie. »Aber sehr schlecht.« Es war schon eine Weile her. Tatsache war, bis eben hatte sie nicht gewusst, wo die Mundharmonika abgeblieben war.
    »Das nehm ich dir nicht ab.«
    Sie sah ihn an. »Was nimmst du mir nicht ab? Dass ich spielen kann oder dass ich schlecht spiele?« Sie wandte den Blick wieder ab. »Aber recht hast du. Manchmal glaube ich, ich kann weder das eine noch das andere.«
    »Spiel doch etwas.«
    »Nein.«
    »Komm schon. Das ist doch nun wirklich kein Problem. Deine Arbeit ist nicht so hart, dass du nicht ein paar Takte von Casey Jones spielen kannst, hm?«
    »Casey wer?« Doch sie streckte schon die Hand aus. »Gib her!«
    Er gab der Mundharmonika einen leichten Stoß, und sie überschlug sich ein ums andere Mal träge in der Luft.
    Tabea fing sie auf. »Ich habe dich gewarnt«, sagte sie.
    Sie spielte ihm ein Trinklied, das ihr Tante Jasmin beigebracht hatte, damals auf echtschaffenheit-II. Es klang ein bisschen holprig. Er hörte artig zu.

    »Gar nicht mal schlecht«, meinte er, als sie fertig war.
    »Doch schlecht«, sagte Tabea. »Miserabel. Ich sollte wieder mehr spielen.«
    »Vielleicht.« Er zuckte mit den Achseln. »Zeit genug hast du ja.«
    »Naja.« Sie wandte sich wieder der Konsole zu. »Wahrscheinlich habe ich schon zu viel gespielt«, sagte sie. »Ich bin Experte im schlechten Mundharmonikaspielen.« Sie streifte ihn wieder mit einem flüchtigen Blick. »Das war noch schlimmer als sonst«, setzte sie hinzu. »Normalerweise habe ich kein Publikum.«
    »Hast du nicht?«
    »Ich sagte doch schon, ich nehm nie einen mit ins Netz.«
    Er nahm sich einer Gummidichtung an, die vorbeigetrudelt kam, und versuchte sie vor seiner Nase rotieren zu lassen.
    »Spiel noch was«, bat er.
    »Nein.«
    »Lässt du mich mal spielen?«
    Sie ignorierte die Frage.
    »Und deine anderen …«
    »Hier.« Sie schnippte ihm die Mundharmonika hinüber.
    Und er nahm die Mundharmonika und spielte etwas Sanftes und Trauriges, etwas Wehmütiges und Melancholisches, das sich

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