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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ich im Traum Musik gehört hatte, und dann lehnte ich mich aus dem Schlafzimmerfenster und sah sie klimpernd davongehen. Sie sang von Orten, an denen sie nie gewesen war und wo sie bestimmt nie hinkommen würde, von Flüssen und Bergen und sonnigen Inseln. Manchmal bin ich runter zu ihr und hab bei ihr gesessen und zum Mond hinaufgestarrt, der durchs Glas schien, und war heilfroh, dass ich das wenigstens im Rücken hatte. Dann hab ich auf die vielen Bohnen gestarrt, die im Mondlicht glänzten, die schwer und glänzend dahingen. Sie erinnerten mich an lauter Lümmelschwänzchen.

    > DU MEINE GÜTE. HÄTTEN ANDERE DAS AUCH SO AUFGEFASST?
    > Sechzehnjährige Mädchen, ja. Mit sechzehn erinnerten mich eine Menge Sachen an Lümmelschwänze. Alice , ich war eine geile kleine Kreatur, weißt du? Ich kam nicht auf meine Kosten, nicht beim Jäten und nicht beim Herausnehmen der Filtermatten, auch nicht beim Zurücklegen der Matten und nicht, wenn ich sie wieder rausnahm.
    > Also hielt ich die Augen offen.
    > Rechtschaffenheit-II ist eine Dreckschleuder. Was du auch für Zeug nimmst, egal wie fein es ist, die Berieselungsanlage verstopft im Handumdrehen, so viel Mist ist im Wasser. Statt etwas dagegen zu unternehmen, bezahlt der Stationsrat die Farmer fürs Filtern. Tante Jasmin kauft sich von der Penunze das billigste Filtermaterial, und mit dem Rest finanziert sie dann ihren Rotwein. Einmal hatte ich Zoff mit ihr. Wir hatten öfters Zoff, aber das eine Mal, da hab ich ihr gesagt, warum sie denn nicht mit rauskam, um mir zu helfen, ein paar von den dämlichen Filtermatten auszuwechseln, und da hat sie nur ihren Bauch getätschelt und gesagt, zum Bücken, da wär sie zu dick. Dann hat sie gelacht.
    > Man muss sich eine Menge bücken, wenn man nach Tante Jasmins Methode arbeitet. Ich war ewig draußen auf den Feldern, bis zu den Waden in diesem stinkenden roten Granulat, und dann stand ich wieder da, den Kopf im Nacken, drückte mein schmerzendes Kreuz durch und sah den »Moskitos« zu.
    > In der Nähe, am Rand, da hatten sie eine Basis. Manchmal konnte ich sehen, wie ihre Drachen auf die Felder da oben runtergingen, das heißt, bis sie so klein waren, dass ich sie nicht mehr sehen konnte, und das war lange, bevor sie die Baumwipfel erreichten. So gut ist die Sicht aber nur selten. Smog, immer Smog. Selbst wenn es über Land aufklart und man in die Röhre blicken kann,
also zum Beispiel von Tante Jasmins Farm aus, kann man vor lauter Smog die Stadt nicht sehen. Das Putzen der Stationsfenster ist eine Heidenarbeit … > Die Wochenenden. Mam schlief an den Wochenenden. Ich vertrieb mir die Zeit auf meine Weise. Die Gleichaltrigen draußen waren das Letzte. Sie nannten sich selbst die »Liga der Ausgestoßenen«, und sie nahmen es sehr genau mit ihrem sozialen Status. Da war ein Mädchen, Carmen hieß sie, sie war die Königin der ›Liga‹, und sie ließ mich nur mit ihnen herummachen, damit sie über mich lästern konnte. Für sie war ich das Mondkalb. Ich musste ein paar verrückte Sachen machen, damit sie auf mich aufmerksam wurden. Da war ein Junge namens Martin. Der war wirklich verwahrlost, dieser Martin. Er war gefährlich. Naja, jedenfalls hielten wir ihn ganz gerne für gefährlich. Ich kriegte mit, dass selbst Carmen Angst vor ihm hatte. Also ging ich mit Martin.
    > WO SEID IHR HINGEGANGEN?
    > In die Jugendtreffs. In die leeren Laubenpromenaden. Und überall dahin, wo es ein bisschen anders gekommen war, als die Stadtplaner es gewollt hatten. An die Orte, wohin es die Jugendlichen in einer Stadt so treibt, wo sie nach ihrer Fasson leben können. Und wir fanden ein paar Dinge, die wir gerne gemeinsam machten, Martin und ich.
    > Ich wusste, es würde nicht lange halten. Ich schlug lediglich die Zeit tot. Und Martin war bescheuert. Die meiste Zeit hab ich ihn auch gar nicht gemocht. Es war abzusehen, dass Martin eines Tages gehen und nicht mal merken würde, wenn er einem was Dauerhaftes angetan hatte. Ich wollte nicht ausgerechnet diejenige sein, die es traf.

    > Manchmal, nachts auf der Farm, da saß ich draußen im Gras bei Tante Jasmin und ihrer Gitarre. Das Mundharmonikaspielen hat mir übrigens Tante Jasmin beigebracht.
    > ALSO HATTE DIESE ZEIT AUCH IHR GUTES.
    > Ist das dein Ernst?
    > DU HAST DOCH FREUDE DARAN.
    > Ich weiß nur, dass ich jedes Mal froh bin, wenn es vorbei ist.
    > DU BIST DOCH SONST NICHT SO SELBSTKRITISCH, KÄPT’N.
    > Es ist diese Fahrt. Ich könnte mich ohrfeigen, Alice. Ich kann nicht

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