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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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den Wolken dahin und guckte nach unten - nach oben - nach zwölf.
    > HAST DU NICHT EBEN NOCH »LANGGUCKEN« GESAGT, KÄPT’N?

    > Ja, aber zwölf lag nicht mehr da, wo es vorher gelegen hatte. Ich meine, irgendwie schon, aber jetzt gab es auch noch »oben« und »unten«, und rein gar nichts blieb, wo es war.
    > Es war verwirrend. Und das hat mich wahrscheinlich geschafft. Ich meine, ich hatte das Gefühl schon früher gehabt, ein bisschen, als ich die ersten Male am Rand hochfuhr, weil das so viel näher an der Achse lag. Aber jetzt, wo ich in der Luft und teilweise in den Wolken war, da verlor ich völlig die Orientierung. Wo sich die Wolken lichteten, konnte ich den ganzen Zylinder sehen, ringsum nichts als Land, und der Zylinder ragte wie ein Turm über mir auf, und die Stadt und der Fabrikgürtel und die Parks hingen von den Wänden über meinem Kopf, und all das wollte auf mich runterstürzen, besonders die Stadt. Durch die Fenster stach mir auf der einen Seite die Sonne in die Augen, und wenn ich da die Tragfläche runternahm, sah ich auf der anderen Seite die Sterne. Und dann polte sich schlagartig alles um in meinem Kopf, und ich blickte von oben in diesen Kamin hinunter, und nichts wollte mich daran hindern, abzustürzen.
    > Mir wurde schlecht.
    > Also drehte ich bei und peilte den Boden an. Aber ich hatte keine Bezugspunkte mehr, ich kannte mich nicht mehr aus, ich wusste nicht mal mehr, in welcher Zone ich war. Und ich war der Erschöpfung nahe. Ich hatte ja keine Ahnung, was das für Kraft kostet, sich an den »Himmel« ranzuziehen. Und dann ging’s runter, und zwar mit Karacho. Ich wusste nicht, wie man landet, ich musste den Drachen abfangen, musste Höhe gewinnen.
    > HAST DU?
    > Hab ich.
    > Leider.

    > Es zog mich zu hoch hinauf, und ich stieg immer weiter, wurde immer schneller, ich konnte nichts dagegen tun, ich war wie eine Feder, die in den Sog eines Ventilators gerät. Ich schoss unaufhaltsam zur Achse hinauf, und da blieb ich stecken und baumelte in der Schwerelosigkeit. Ich strampelte und ruderte, ich war verzweifelt, ich hatte keinen Schimmer, wie man von da wieder wegkam. Ich hatte nichts dabei, wovon ich mich hätte abstoßen können. Ich sah so gut wie nichts mehr, die Augen tränten. Da oben sammelt sich so ziemlich der ganze Dreck an. Ich begann zu husten, und dann hörte ich nicht mehr auf mit Husten.
    > Wenig später, wann immer die Wolken eine Lücke ließen, konnte ich kleine Maschinen ausmachen, die sich ringsum am Boden sammelten. Dann sah ich mehrere Gleiter kommen. Einer lag an der Spitze. Michael, dachte ich. Dabei wollte ich gar nicht, dass es Michael war.
    > Er war es nicht. Es war eine Frau mit Schutzmaske und so einem Lederoverall, gespickt mit Taschen voller Ausrüstung, und sie trug ein Kopfgeschirr und hatte auch eins für mich dabei, denn ich hatte ja keins aufgesetzt bei meinem überstürzten Abgang. Und sie hatte Rückstoßpistolen dabei. Du wirst nie erleben, dass ein »Moskito« so was dabei hat. Sie hakte eine Leine ein und schleppte mich ab.
    > »Du kannst was erleben, wenn wir nach Hause kommen, mein Fräulein«, sagte sie über Funk.
    > »Mam?«, sagte ich.
    > UND WAR SIE ES?
    > Natürlich war sie’s. Und sauer war sie.
    > WAS HAT TANTE JASMIN GESAGT?

    > Tante Jasmin? Die hat gelacht. Die kam nicht mehr aus dem Lachen raus.
    > Die Polizei war auch nicht gerade erfreut. Diebstahl eines »Moskito«-Gleiters, Gefährdung von Luftkorridor Zwölf und dann die Bergungsaktion mit Hilfe der öffentlichen Sicherheitskräfte - das war schon ein schwerwiegendes Vergehen für einen Jugendlichen. Ich wurde zu zehn Wochen Fensterputzen verdonnert. Außendienst.
    > Wir waren im Rand untergebracht, in einer Art Kaserne, und sahen zehn Wochen lang kaum noch das Innere der Station. Jeden Tag brachten sie uns nach draußen und ließen uns von außen über die ganze Röhre kriechen und den Staub aus Mikrometeoriten vom Glas schaben. Meine Leidensgenossen waren noch schlimmer als Carmen und die »Liga der Ausgestoßenen«. Das waren richtige Ausgestoßene, Taugenichtse, unliebsam und zu nichts zu gebrauchen. Sie taten sich zusammen und klauten mir meine Mundharmonika. Sie verbrachten die Pausen auf dem Glas, um in der Station Einzelheiten auszuspähen und endlosen Schwachsinn auszuhecken, den sie anstellen wollten, wenn sie wieder drinnen waren. Ich wollte nicht mehr zurück. Da war ich nun, draußen auf der Hülle, bis zu den Knöcheln in dem Zeug, das mich an Haferflocken

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