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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erstarrt, bis auf ein Bein, das sich beugte und streckte wie das Bein eines verendenden Kalbs.
    »Was ist los?«, wollte Tabea wissen. »Was ist passiert?«
    »Er hat sich hingesetzt«, sagte Sarah.
    »Er war sicher müde«, meinte Mogul.
    »Das passiert oft«, höhnte Sarah.
    Tabea starrte sie an.
    »Wir waren es nicht«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Marco setzte den Fuß über das krampfende Gliedmaß hinweg, als habe er den Roboter bereits vergessen. Talo flog über die Barriere in den dunklen Tunnel hinein.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, erkundigte sich Tabea.
    »Zum Schlaf-der-Gerechten«, meinte Marco.
    »Ich denke, sie hat gesagt …«
    »Komm jetzt!«, verlangten die Zwillinge wie aus einem Mund.
    Und sie gingen in den Tunnel und sprangen in der niedrigen Schwerkraft dem Vogel hinterher, rafften einen Vorhang aus Segeltuch beiseite, stolperten eingemeißelte Stufen hinunter, zwängten sich zwischen gedrungenen schmutzig braunen Stalagmiten hindurch, die hier wie Krebsgeschwüre aus dem Boden wuchsen, und
dann durch einen Spalt in eine Höhle hinein, wo die Wände abgebröckelt waren und eine wabenähnliche Struktur aus fetten, dickwandigen Zellen zeigten. Aus den Zellen quollen haarige Zungen, die an eingerollte, fette schwarze Farnwedel erinnerten und beim Vorübergehen erzitterten. Die Luft roch giftig und schal.
    In solchen Nischen von Plenty fühlt man sich unweigerlich in die Tiefe irgendeines Planetoiden versetzt, in das Reich einer umnachteten Rasse von blinden Wühlern, für die die Sonne nur eine ferne, blasse Erinnerung ist. Hier und da existieren sie noch, solche finsteren und deprimierenden Hohlräume. Eines Tages muss wirklich etwas geschehen, um Licht in dieses Dunkel zu bringen. Ich sage das hier nicht zum ersten Mal. Und ich werde nicht müde, es zu wiederholen.
    Tabea eilte hinter dem Vogel her, über Schutt hinweg und durch löchrige Kulissen hindurch. Sie lief unter Portalen wie aus Kohle hindurch, wo gewaltige, unbekannte und hellbraun gepuderte Maschinen schliefen. Das Echo der Tritte scheuchte eine Meute nackter Kecks auf, die in einem schilfartigen Hohlraum um ihr Feuer hockten. Sie ergriffen qiekend und fiepend die Flucht. Im Lichtschein der verwaisten Flammen sah Tabea auf ihre Uhr. Von den vierundzwanzig Stunden blieben ihr noch knappe zwei.
    Schließlich liefen sie in einen weiten, offenen Raum hinaus. Sie standen da, außer Atem, die Decke hoch über ihren Köpfen war kaum zu erkennen. Ein paar hundert Meter voraus kippte der Boden in einen furchteinflößenden Abgrund, über den weiter links eine hässliche Betonbrücke führte. Darüber brummten in beiden Richtungen Taxis und Motorroller. Ziel und Ausgangspunkt des Verkehrs war ein Komplex karfunkelförmiger Hotels auf der anderen Seite. Diesseits, den Hotels gegenüber, hatte jemand eine riesige grüne Kuppel erbaut, die über den Rand des Abgrunds hinausgriff. Ihr Vorhof war mit hexagonalen Platten
gepflastert. Darauf standen in Reih und Glied geparkte Wagen und Sänften.
    »Du hast uns hingebracht«, murmelte Marco anerkennend, als Talo zurückkam, um sich wieder an seinem angestammten Platz niederzulassen.
    »Schlage die Trommel nie zu schnell und spiele die Flöte nie zu laut«, riet Talo.
    Sie näherten sich der Kuppel. Düstergrüne Büsche in Kübeln flankierten eine breite, flache Treppenflucht aus schaumigem Gestein, die zu einem Eingang mit schweren, tiefroten Vorhängen hinunterführte. Hier herrschte eine Aura von Geld, ein Anflug von Wohlgerüchen lag in der Luft. Aus dem Innern drangen ätherische Harfenklänge.
    »Willkommen im Schlaf-der-Gerechten«, empfing sie eine warme und sympathische Stimme, die von überall und nirgends kam. »Willkommen in der Heimat der Auserkorenen Gefrorenen. Was können wir für euch tun?«
    »Wir sind die Konterbande«, sagte Marco in die prickelnde Luft hinein. »Wir wollen zu unserer Managerin.«
    Die Antwort kam ohne jede Verzögerung.
    »Mademoiselle Hannah Su ist bereits aufgebahrt und erwartet euch« , sagte die allgegenwärtige Stimme. »Euer Freund ist an ihrem Bett. Folgt bitte dem Licht.«
    Ein Stück weiter unten schwebte plötzlich, wie aus dem Nichts geboren, ein Irrwisch aus blassgrünem Feuer über den Stufen.
    Marco zog wieder an Tabeas Arm. »Komm, Schwester«, sagte er laut. »Hannah wartet auf uns.«
    Mit einem Ruck befreite sich Tabea. »Was ist das für ein Ort?«
    »Willkommen im Schlaf-der-Gerechten«, hob die allgegenwärtige Stimme wieder an.
    »Wir

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