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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nicht so gut. Die Gäste, meist Menschen, verbummelten ihre Zeit über irgendeinem höchst überflüssigen Imbiss und schauten nur selten auf die Uhr oder auf die leere Bühne.
    Konterbande , das war ein Name, von dem bislang nur wenige gehört hatten. Es herrschte keine erwartungsvolle Atmosphäre. Wenn man sich noch die Show ansah, dann nur, weil man all sein Geld in den Schießhallen und Kasinos gelassen hatte und einem nichts Besseres mehr einfiel, als zu bleiben, wo man war. Zwischenher rollten die total unterforderten Robotkellner mit ihren halbleeren Tabletts.
    Der Merkur-Palast ist ein natürliches Amphitheater, so natürlich, wie nur irgendetwas sein kann hier auf Plenty. Diese eindrucksvolle Kaverne war ursprünglich das Kommandozentrum für den Frasqui-Schwarm, ein flaches Becken unter einer dunklen Kuppel mit unregelmäßig angeordneten Deckenfenstern, durch die das kalte Licht der Sterne fällt. Würde man die Tische entfernen, fänden rings um die Bühne mehrere tausend Zuschauer Platz. Die eigentliche Bühne ist ein schroffer, zerfurchter Kegel aus dem Grundstoff der Station, einem knochen- oder hornähnlichen Material. Auf diesem schlanken Podest, das sich mitten aus dem höckrigen Becken erhebt, saß einst die Königin der Frasqui und schrillte ihre Dekrete und Edikte in das zirpende und krabbelnde Gewimmel zu ihren Füßen.
    Als Tabea zur Konterbande stieß, wurde die düstere, archaische Erhabenheit dieser wildfremden Stätte durch ein Riesenaufgebot von Kugelleuchten, Richtstrahllautsprechern und Multimediawänden verdrängt. Eine mittelmäßige Diskothek buhlte vergeblich um die Gunst des Publikums.
    »Wir treten hier gerne auf«, sagte Sarah zutraulich und hakte sich bei Tabea ein.
    »Der Ort hat Atmosphäre«, sagte Mogul.

    »Das Publikum ist fad«, gab Sarah zu.
    »Aber wir sind großartig«, behauptete Mogul.
    Tabeas Frist war soeben abgelaufen. Sie hörte von weither die Posaunen des Jüngsten Gerichts und war mit einem Mal sehr müde. Ihr war die Alice Liddell anvertraut worden. Wenn sie das Schiff nicht behalten und nicht in Schuss halten konnte und wenn sie es nicht vor den Klauen dieser despotischen und rücksichtslosen Mächte beschützen konnte, dann würde sie ihren Job, ihr Zuhause und ihre Selbstachtung verlieren - einfach alles. Jetzt, da Marco sich hektisch um einen guten Tisch bemühte, ihr eine Flasche teuren Wein bestellte, den sie gar nicht mochte, und ein Essen, auf das sie keinen Appetit hatte, da schaltete sie einfach ab.
    »Nun macht schon!«, sagte sie wütend. Einige Leute drehten sich nach ihnen um.
    Die Kugellampen dämpften ihr Licht. Die Show begann.
    Es war anspruchsvolles Zeug, Kunst eben. Tabea pickte an ihrem Essen herum und wartete darauf, dass endlich Schluss damit wäre.
    Mogul saß im Schneidersitz auf der Bühne und spielte ein winziges Keyboard, das wie fernes Gänsegeschnatter klang.
    »Wenn es im Himmel regnet,
    Sitzt jeder unter einem großen Schirm
    Und trinkt seinen Gin
    Und überweist seine Spende
    An die Notleidenden in der Hölle« , wehklagte Talo gleichsam quer zu Moguls Spiel.
    »Im Himmel, da herzt man sich
    Schwelgt schamlos in Erinnerungen
    Und gratuliert einander,
    Dass man doch noch so geworden ist
    Wie die Eltern.«

    Das Publikum, so überrascht wie immer, wenn ein Papagei sang, klatschte kurz und nahm das unterbrochene Tischgespräch sofort wieder auf. Tabea zwang sich, nicht auf die Uhr zu blicken, tat es dann aber doch. Wann ist endlich Schluss damit? Wann kriege ich endlich mein Geld und kann hier verschwinden?
    Eine Welle der Müdigkeit überschwemmte sie und ließ sie auf ihrem Stuhl schwanken. Beide Zwillinge waren jetzt auf der Bühne und trieben auf symmetrische Weise schamlose Dinge.
    Tabea schenkte sich ein Glas Wein ein und trank es leer. Sie schenkte sich noch einmal ein. Hinter einem überdimensionalen Exemplar von einem Glas nahm die prätentiöse Darbietung ihren Lauf.
    Das einzige wirklich aufsehenerregende Ereignis war Xtaskas Erscheinen, als er auf seiner fliegenden Untertasse aus der finstren Kuppel herabsank.
    Tabea wartete jeden Moment darauf, dass er zu singen begänne, aber er sang nicht. Er tat überhaupt nichts. Er brauchte nichts zu tun. In dem Augenblick, da der diffuse Lichthof die schwarz glänzende Gestalt in ihrem schillernden Anzug erfasste, verstummten sämtliche Gespräche. Wer gekommen war, um etwas zu sehen, der war wegen Xtaska gekommen.
    Tabea verspürte dieselbe schaurige Faszination wie zuvor im

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