Sternendieb - Roman
Wiesland des Schlaf-der-Gerechten . Diese Faszination hing wie eine zitternde, gebannte Woge über den Zuschauern. Dann kam die Reaktion, das Raunen. War das ein Cherub? Was hatte ein Cherub in einem menschlichen Ensemble verloren? Was hatte ein Cherub in einem geschlossenen Raum zu suchen? Das konnte unmöglich ein Cherub sein. Das war ein Automat, ein Roboter, eine ferngesteuerte Marionette.
Die schwermütigen und erregenden Klänge aus Moguls Keyboard zelebrierten Xtaskas Abstieg. Der Cherub drehte den Kopf
und ließ seinen rubinroten Bannblick über die spärlich besetzten Tische schweifen. Jemand stieß einen spitzen Schrei aus, der sofort erstickt wurde. Die Gäste vergaßen, die Gläser abzusetzen und die Gabeln zurückzulegen, sie sahen der Zukunft ins Gesicht. Die Religiösen befingerten verstohlen ihren Rosenkranz, die Übrigen hielten den Atem an und waren einen Moment lang so dankbar, Menschen zu sein, dass ihnen der kalte Schweiß auf die Stirn trat und sie sich fragten, wie lange sie noch dankbar sein durften.
Tabea erging es nicht anders. Sie hatte mehr als genug von alledem.
Sarah kam auf einem Einrad dahergeradelt. Mogul stand auf. Sein Keyboard machte ohne ihn weiter. Er brachte ein dünnes schwarzes Tuch zum Vorschein und warf es über Sarah und ihr Rad.
»Das nennt man Mit einer Lippe lächeln «, verkündete jemand. Wer, konnte Tabea nicht sagen. Vielleicht war es auch nur das Keyboard gewesen.
Das Einrad polterte zu Boden, das Tuch darüber kollabierte. Sarah war verschwunden. Auch Xtaska war verschwunden.
Der Applaus war nur ein leises Plätschern.
Mogul machte eine magische Geste und brachte Marcos Handschuh zum Vorschein. Auch der spielte von alleine, etwas Flottes und Munteres; und dann tauchte Marco aus einem Schattenkegel auf. Er war es, der spielte.
Tabea war nicht danach zumute, Marco Metz zuzusehen. Sie ließ sich ein wenig treiben.
Plötzlich wurde die Musik von einem jaulenden Gekreisch unterbrochen, für das weder Handschuhe noch Keyboards gemacht waren.
Die Beleuchtung flammte auf. Kellner blieben abrupt stehen und begannen, rückwärts in die Küche zurückzufahren.
Überraschung und Bestürzung machten sich in einem Tumult Luft. Die Leute blickten nach oben, zeigten zur Decke.
Tabea sah auch hinauf.
Sie erspähte die beiden schwarzen Deltadrachen, die sich lautlos in den Merkur-Palast stürzten.
Die Polizei.
Das entsetzliche Sirenengeheul brach nicht ab. Auf der Bühne waren Mogul und Marco dabei, ihr Zubehör in einen Kasten zu schmeißen. Leute stießen Stühle um, als sie von ihrem Essen aufsprangen und nach den Robotkellnern riefen, die auf dem Rückzug waren. Etliche Leute schwenkten Waffen und steuerten die Ausgänge an.
Tabea schnappte sich ihre Tasche und rannte.
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> BGK009059 LOGBUCH
> TXJ.STD
> PRINT
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> MODUS? VOX
> SD? 11.07.11
> READY
> Alice, erinnerst du dich noch daran, als wir mal einen Eladeldi an Bord hatten?
> JA. MISTER TREY. HIESS ER NICHT SO?
> Richtig, den meine ich.
> WAS WOLLTE ER?
> Alte Papiere befördert haben.
> WAREN DIE IN DIESEN ALTMODISCHEN KÄSTEN?
> Allem Anschein nach ja. Fünfzig graue Stahlschränkchen, vier Schubfächer hoch, jedes Fach vollgestopft mit alten Unterlagen.
> ALLEM ANSCHEIN NACH? WIE SOLL ICH DAS VERSTEHEN?
> Ich habe nie ein Zipfelchen zu Gesicht bekommen.
> WARST DU DENN NICHT NEUGIERIG, KÄPT’N?
> Doch. Sehr sogar. Darum geht’s ja.
> OH, FEIN. EINE GEHEIMNISVOLLE GESCHICHTE.
> Es war auf der Erde. Du hast im Hafen von Brasilia gelegen, ich kampierte ein paar Kilometer weiter in einem billigen Motel an der Landstraße. Ich schlief. Die Mamsell kam und donnerte mit der Faust an die Tür. Es war fünf Uhr in der Früh. Sie sagte: »Käpt’n
Jute? Fon für Sie.« Was verrückt war, weil niemand wusste, wo ich mich befand. Ich war nur die Landstraße runtergeradelt und hatte bei der ersten besten Absteige haltgemacht.
> AHA.
> Am Apparat war eine amerikanische Stimme. Eine nordamerikanische. Eine Frau, aber es hätte ebensogut ein Roboter sein können.
> Der Roboter sagte: »Käpt’n Tabea Jute?«
> Ich sagte ja.
> Der Roboter sagte: »Sie sind Eigner und Kapitänin des Bergen-K-Klasse-Raumfrachters Bravo Gamma bla-bla-bla?«
> Ich sagte ja. Ich fragte mich schon, was ich verbrochen hatte und was mich der Spaß kosten würde.
> Sie sagte: »Ihr Frachter ist zurzeit frei?«
> Da wurde ich wach. Ich sagte ja.
> Sie sagte: »Fliegen Sie weiter
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