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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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fixierte den Pseudowald, spähte in die verschwommenen grünen Gassen zwischen den illusorischen Bäumen. Sie wollte auf keinen Fall die Orientierung verlieren.
    »Ich erinnere mich noch gut. Der Duft von Pfirsichblüten über dem Canal Grande. Wir saßen in der Karawanserei und unterhielten uns über eine neuartige Synthese von Kunst und Technik. Einen orangeroten Frosch.«
    »Wir haben dir ein Tonband mitgebracht, Hannah«, sagte Marco und trat dicht an Tabea heran.

    Tabea sah ihn argwöhnisch an. Er mied ihren Blick.
    »Es ist gut«, murmelte er. »Du kannst es dir mit deinem Freund zusammen anhören.«
    »Ein Tonband?«, sagte Hannah verunsichert. »Von Triton?«
    »Ja«, sagte Marco mit Nachdruck. »Genau, Hannah. Ein Tonband von Triton.«
    »Gut. Gut. Lass hören.«
    Marco langte in die Wolke hinunter und schaltete die Maske ab.
    Plötzlich kam Bewegung in Xtaska. »So nicht«, sagte der Cherub mit kieksiger Stimme und stürzte sich auf ihn.
    »Ich weiß, was ich tue!«, rief Marco. Den Cherub mit einem Arm abwehrend, packte er mit der freien Hand Tabeas Tasche und zerrte sie ihr von der Hüfte. Er grapschte nach dem Reißverschluss.
    Tabea zerrte an ihrer Tasche, doch er ließ den Riemen nicht los. Er stieß die Hand in die Tasche und begann, darin herumzuwühlen. Ihr war schon klar, was er hervorziehen würde: eine glatte, unbeschriftete schwarze Kassette.
    So war es auch. Er schob sie in einen Geräteschlitz in der Nähe von Hannahs Kopf.
    »Oh« , sagte die Tote, ohne etwas von den heftigen Umständen zu ahnen, »das ist faszinierend. Wirklich faszinierend.«
    Ihr wolkiger Kokon hatte sich in Nichts aufgelöst, ebenso der Wald, das Gras, der Sonnenschein und die übrige Maskerade. Hannah Su lag auf einem tröpfelnden Stahlrost. Sie steckte in einem grauen Plastikschlafsack, das Kopfende war heruntergestülpt. Überall an ihrem Kopf waren Elektroden angebracht, ihr Haar war voller Frost.
    Sie standen in einer kleinen Kaverne voller Stasisgeneratoren und Taustrahlprojektoren. Talo hatte völlig kopflos reagiert und war vor Schreck heruntergeflogen, geradewegs gegen die Fensterscheibe geknallt und auf einen breiten weißen Plastiksims gefallen,
wo er benommen umherscharrte. Sein Aufprall hatte im Niederschlag auf der Scheibe Spuren hinterlassen.
    Tabea spähte durch den klaren Fleck. Hannahs Höhle war eine aus einer Kette von unregelmäßigen Blasen, die ringsum aus den Wänden einer großen, schmutzigen Kaverne traten. Darunter erstreckten sich parallele Züge von Kryoaggregaten.
    »Ich glaube, sie sagen, dass sie jetzt Hilfe bekommen!«, rief Hannah glücklich.

23
    Sie standen nacheinander im Prunksaal, im Tal der Könige und auf dem Gipfel des Kahlbergs, ehe Xtaska Wiesland zurückholen konnte. Mürrisch justierte er mit der Schwanzspitze die Maske.
    Hannah Su lag wieder friedlich in ihrem Wolkenkokon, und die Kristallstrukturen spielten mit ihrem Gesicht, während sie dem Band lauschte. Die Sonne stand immer noch hoch am Himmel. Dieselben Vögel sangen im selben Wald.
    »Also gut«, sagte Marco entschieden. Er schlug den Chip aus dem Gerät in der Wolke und wischte ihn am Ärmel ab.
    »Marco?«, fragte Hannah Su. »Marco, bist du noch da?«
    Er gab keine Antwort. Er untersuchte den Chip, als könnte er feststellen, wie viel abgespielt war. »Hast du das verstanden, Hannah? Hat es geklappt?«
    »Oh …« , seufzte Hannah. »Sie sind da. Sie sind noch alle da. Ich kann sie spüren, ringsum.«
    »Aha.« Marco hörte eigentlich gar nicht zu. »Pass auf, Schatz. Wir müssen jetzt los. It’s showtime.« Er tätschelte ihr die welke Schulter. »Hierher, Talo!«, rief er. Die Zwillinge hatten sich des
Papageis angenommen und wiegten ihn liebevoll in ihren Händen, die Köpfe über sein zerzaustes Gefieder gebeugt.
    »Was ist mit meinem Geld, Marco?«, sagte Tabea grimmig. Ihr blieben noch zweiundzwanzig Minuten. In denen konnte sie durch tausend geflunkerte Welten gewirbelt und mit so viel Unsinn bombardiert werden, dass ihr schwindlig wurde. Sie konnten ihr Datenchips in die Tasche schmuggeln und ihr wie durch Zauberhand alle Nationalflaggen aus den Ohren ziehen, aber vor der Polizei konnten die sie auch nicht verstecken. Die Polizei von Schiaparelli würde die Eladeldi informieren, und der Arm der Schnauzen war lang und würde selbst bis in den Bauch von Plenty reichen, um die Alice zu beschlagnahmen. Im Licht der Verzweiflung begriff sie, dass sie dieses kleine, zerbeulte Schiff liebte, auch wenn sie es nie

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