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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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fragte sich, ob sie nicht im Gestrüpp hätte bleiben sollen. Vielleicht hatte sie überstürzt gehandelt. Eine Viertelstunde später setzte die Alice sie darüber in Kenntnis, dass ihnen ein Patrouillenschiff auf den Fersen war. Also hatte sie doch nicht vorschnell gehandelt.
    Kontrollanzeigen glühten rosarot und blau. Das Ego der Alice war abgeschaltet. Tabea hatte jetzt keine Lust, die Situation zu diskutieren. Saturn stand im Aphel, sie musste mit einem einzigen Sprung ans Ziel.
    Marco kam ins Cockpit herauf. »Sind sie hinter uns her?«, wollte er wissen.

    Der Ausflug würde eine Weile dauern. Sie hatte sich nicht verschätzt. Wenn sie im Gürtel haltmachten, um den Kristall wenigstens provisorisch richten zu lassen, würden sie sogar länger als einen Monat brauchen. Sosehr sie sich um die Alice sorgte, sie zog es vor, diesen Alptraum so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Sie sind hinter uns her«, sagte er. »Himmelherrgottsakrament. Himmelherrgottsakrament! «
    Er schlug mit der Faust auf den Boden und segelte an die Decke. Er schien ehrlich empört und zutiefst gekränkt zu sein. Er konnte nicht begreifen, wieso die Polizei dermaßen unnachsichtig war.
    Im Übrigen war sich Tabea nicht einmal sicher, ob die Kreditmarke überhaupt noch eine bescheidene Reparatur zu Gürtelpreisen hergab. Nicht, dass im Gürtel die Materialien knapp gewesen wären, aber dort machte man sich nicht gerne die Finger schmutzig.
    Marco spreizte seine Hände auf die Konsole und studierte eifrig die Instrumente und Messwerte. Sie konnte ihn atmen hören. Er atmete angespannt und schnell.
    »Holen sie auf?«
    Nein, sie würde direkt zum Titan fliegen und Marco die Rechnung für die komplette Instandsetzung präsentieren. Auch für die neue Spritzlackierung und dafür, dass er sie so gründlich hinters Licht geführt hatte, falls sie hier davonkamen.
    Es sah so aus, als könnten sie es schaffen.
    »Sie holen auf, oder?«, fragte er.
    Die Computer durchkämmten die Datenströme, die aus den Flugüberwachungen von sechs Sektoren einliefen. Die Auswertung näherte sich dem Ende. Nichts sprach dagegen, dass zwei Fahrzeuge dieselben Koordinaten des Hyperraums besetzten, außer dass es sehr kompliziert wurde, wenn sie ihn wieder verlassen wollten.

    »Können wir sie abhängen?«
    Tabea hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass ihnen jemand in die Quere kam. Niemand würde sich mit einem einzigen Sprung von der Erde zum Titan katapultieren, wenn er es in zwei Etappen machen und dabei den Jupiter als Schleuder benutzen konnte. Man musste schon mehr Geld als Verstand haben, wenn man so verfuhr, wie sie es vorhatte. Oder man hatte es schrecklich eilig.
    »Wir schlagen ein paar Haken und schütteln sie ab, was meinst du, hm?«
    Tabea verfolgte den Datenstrom. Hoffentlich hatten die Schnüffler den Empfang nicht geortet.
    Marco zupfte an einem alten Gepäckzettel herum, der am Rand der Ego-Kontrolleinheit klebte. »Kannst du nicht mehr aus dem Ding herausholen?«
    »Hau ab da oben, Marco!«, rief plötzlich eine Stimme von unten. »Lass sie endlich in Ruhe.«
    Es war einer der Zwillinge. Auf dem Videoschirm schien Mogul sie mit einem flüchtigen Blick zu streifen. Stimme und Lippenbärtchen legten zumindest nahe, dass es Mogul war. Er hing im vorderen Schott zum Frachtraum. Das Schott stand nach wie vor offen. Tabea war von ihrem Vorsatz abgerückt. Die Bande und vor allem Xtaska da unten eingesperrt zu wissen hätte sie nur noch mehr Nerven gekostet. Auf einem Monitor konnte man nicht alles sehen. Und bei denen wusste man nicht mal, ob das, was man sah, seine Richtigkeit hatte.
    Auf dem Schirm schien alles in Ordnung zu sein. Sie hatten ihre Hängematten ausgespannt, Mogul und Sarah gewöhnliche Null-G-Netze und Xtaska eine Art Kokon, ein in milchiges Plastikmaterial gebettetes, kompliziertes Neuronenkorsett. Marco residierte selbstverständlich in der Kabine. Alles war wieder sorgsam verstaut, bis auf die Sachen, die in Gebrauch waren. Xtaska spielte auf
demselben Keyboard, auf dem Mogul im Merkur-Palast gespielt hatte. Der Cherub hatte die Arme verschränkt und die Augen geschlossen. Er spielte die Tasten mit dem Schwanzende, das wie eine mechanische Hand in einem schmucken weißen Handschuh aussah. In seinen winzigen Ohren steckten Drähte, die aus dem Keyboard kamen. Der Cherub lag in einem lautlosen, geschlossenen Kreislauf. Und Sarah schien mit einer schwungvollen Yogaroutine an einer losen Querstange beschäftigt zu

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