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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sie immer noch unterschätzte, gab ihr mächtig Auftrieb.
    Sie drehte ihm rasch das Gesicht zu, so rasch, dass er zusammenfuhr.
    »Also gut, Marco. Jetzt bin ich an der Reihe. Das ist mein Schiff, und wer darin befördert wird, muss meine Bedingungen akzeptieren und tun, was ich sage. Ich wünschte, du wärst nicht an Bord. Ich wünschte, ich bräuchte euch nicht zu befördern. Aber du hast Schulden bei mir, Marco, und ich will mein Geld. Ich könnte mir weiß Gott was Schöneres vorstellen, als einen Monat lang die berühmte Konterbande im Nacken zu haben. Seid ihr schon mal einen Monat lang in einem kleinen Frachter gereist? Nein? Habe ich mir gedacht. Das wird verdammt unbequem, macht euch darauf gefasst. Aber dass mir keine Klagen kommen. Wenn sich jemand beschweren möchte, soll er sich bei dir beschweren. Du bist doch der Räuberhauptmann, der das Sagen hat, also kannst du auch die anderen aufklären. Dieses Schott wird dichtgemacht, und so bleibt es. Ihr könnt Klo und Dusche benutzen und die Kombüse. Du zeigst ihnen, wo alles ist, und ich schaffe Ordnung in der Passagierkabine. Niemand kommt ohne meine Erlaubnis ins Cockpit. Meine Kabine ist absolutes Tabu. Niemand berührt irgendwelche Maschinen oder Kontrollen. Sobald wir hier fertig sind, geht es rüber in die Werkstattbucht, wo wir vielleicht ein, zwei Tage festsitzen. Oder eine Woche. Das hängt davon ab, was ihr angerichtet habt. Alles, was ihr für den nächsten Monat
braucht, könnt ihr euch jetzt und hier besorgen, und dann kommt ihr sofort an Bord zurück, verstanden? Gut. Xtaska bleibt hier. Niemand erregt irgendwelches Aufsehen. Niemand gibt irgendwelche Vorstellungen oder lässt sich in irgendwelche Kämpfe verwickeln oder raubt irgendwelche Banken aus . Wir werden hier hübsch und seelenruhig sitzen, bis Alice so weit ist, dann geht es wohl oder übel auf die Reise.«
    Plötzlich schlug ein lautes, schrilles Jaulen aus dem Frachtraum herauf.
    Ganz gegen ihre Absicht, die anderen Marco zu überlassen, war sie im Nu aus dem Netz und hechtete die Stiegen hinunter und durch das offene Schott in den Frachtraum. Marco war dicht hinter ihr.
    Der Frachtraum war ein einziges Chaos. Die anderen hatten sich an dem so sorgfältig verstauten Gepäck und Zubehör zu schaffen gemacht und dabei alles aus der Verankerung gelöst. Alles kreiste und kreiselte wie in einem verträumten Tornado, den es in die Requisitenkammer eines Theaters verschlagen hat. Teile von Kostümen krochen durch Gummibandzykloide in sich selbst zurück. Eine Ukulele sondierte einen verführerisch wedelnden Schaftstiefel. Ein ausgestopfter Hase auf der Suche nach einem Tanzpartner stupste hoffnungsvoll mit der Nase nach Tabea.
    Tabea bahnte sich mit rudernden Armen einen Weg durch das Tohuwabohu und wäre fast mit einer hilflos rotierenden Ladedrohne kollidiert. Es war die Drohne, die diesen jaulenden Notruf von sich gab. Tabea hielt sie fest und drückte den Reset-Knopf. Sie sah zornig zu Mogul und Sarah hinüber.
    Die Zwillinge nahmen keine Notiz von ihr. Sie waren anderweitig beschäftigt. Sie hatten weiße Netztrikots an und ihre blauen Pyjamahosen. Offenbar trugen sie Magneteinlagen, denn sie standen um 180 Grad versetzt, einer am Boden, der andere an der
Decke, reckten sich auf Zehenspitzen einander zu und küssten sich. Kaum dass sich die gespitzten Lippen berührten. Ihre Haare schwammen und verflochten sich und bildeten rings um die Köpfe der beiden eine flauschige, züngelnde Korona.
    »Ihr könnt sofort damit anfangen, hier Ordnung zu schaffen«, sagte Tabea in einem strengen, herausfordernden Tonfall, mit dem sie Marco zu einem Kommentar über den Zustand ihres Reviers provozieren wollte. Aber Marco schnappte nach dem Hasen und sagte kein Wort. Sie hatte ihn wohl mundtot gemacht. Sie verbarg die Genugtuung über ihren Sieg, indem sie die Drohne wieder an ihrem Platz in der Wandnische verstaute. Allem Anschein nach hatte die Drohne auf Betreiben der Zwillinge eine Null-G-Hängematte zwischen den Ladearmen ausgespannt und dabei den Halt verloren. Ganz in der Nähe entdeckte Tabea Talos weiße Porzellitbox, die unter den Laufsteg gestiegen war und dort einsam und verlassen festsaß. Sie vermisste Xtaska.
    »Ihr ist nichts zugestoßen«, sagte Sarah beruhigend.
    Sie fanden Xtaska achtern. Sie war irgendwie in die Doppelwandung geraten, die den unter Druck stehenden Innenraum von den Treibstoffzellaggregaten trennte. Da kauerte sie kopfüber und schaukelte entrückt vor sich

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