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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Pru, hab ich eine Taxe bestellt?«
    > Die Schrantin zischte und zuckte mit den Lippen. »Ist nein Taxi, sint Möbel.«
    > »Was soll’s. Gib ihr’nen Drink, und schick sie rein.«
    > Ich war nicht scharf drauf. Ich tastete nach meinem Armbandmonitor. »Ich fang schon mal an und lass das Zeug reintragen«, sagte ich.
    > »Das kann warten«, meinte die Frau auf dem Schirm.
    > Ich gab nach. Ich ging also auf einen Drink zu Devereux hinein.
    > Ich weiß noch, dass es ein langer Weg war zu dem Nest, das sie sich oben im Haus eingerichtet hatte. Es gab eine Sicherheitsschleuse. Die Schrantin trabte vor mir durch die Korridore und öffnete mit ihrer Handfläche die Sperrgitter.
    > Es lag ein widerlich süßer Geruch in der Luft, wie in einem Krankenhaus, nur dass Gin und Parfüm obenauf schwammen. Devereux lag lässig in einem splissigen und zerschlissenen Schaukelstuhl. Sie trug einen schmutzigen Fliegerdress und lutschte an einer überfrorenen Dose.
    > »Komm rrrain«, sagte sie. Mir ging durch den Kopf, dass sie sich wie eine mechanische Katze anhörte. Als habe einer eine Katzenstimme programmieren wollen und auf halbem Weg die Lust verloren.

    > Ich trat ein. Überall lag Zeug herum, umgekippte Chiptürme, Hardcopies, verschmierte Teller, achtlos hingeworfene Klamotten, unter denen eine antike Blue-ray-Anlage hervorlugte, Bücher, Handtücher, heruntergebrannte Kerzen, Pakethüllen, aus denen Vorrichtungen herausstanden, die mit Isolierband und Gummis irgendwelchen Bedürfnissen angepasst waren. Viele Sachen waren mir ein Rätsel. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.
    > Nicht so bei Devereux. Immerhin wusste ich jetzt, wer sie war.
    > Über dem Bett war ein Hologramm der Magrot Dfonik. Es sah aus wie ein Schrein.
    > Sie musterte mich mit einem abschätzenden Blick. Mir war, als schnurrten die Rädchen in ihrem Hirn. Als sie redete, redete sie zu der Schrantin, nicht zu mir. »Mein Gott, Pru, wie recht du hast. Ich bin entzückt, diese junge Frau zu sehen.« Und dann, die Zähne entblößend, zu mir: »Um nicht zu sagen, hingerissen.«
    > Sie erhob sich aus dem Schaukelstuhl und kam zu mir und streckte den Arm aus, um mir die Hand zu schütteln. Ich sah, wo sie überall an dem Arm herumgepfuscht hatte. Es sah aus, als hätte sie die Servos frisiert. Es sah aus, als wollte sie, dass ich das sah, als wollte sie sehen, wie ich darauf reagiere.
    > UND WIE HAST DU REAGIERT?
    > Ich schüttelte ihr die Hand.
    > WIE FÜHLTE SIE SICH AN?
    > Wie eine Hand. Es war eine. Es war ihre Hand.
    > SCHÖN, KÄPT’N. ABER WIE WAR DAS, ALS DU IHR DIE HAND GESCHÜTTELT HAST? WAS GING IN DIR VOR?

    > Ich war auf der Hut. Ich dachte: Stöpselkopf. Ich dachte an Angie. Ich wollte dieser Frau mit ihrem restaurierten Kopf und ihrer Teflonhydraulik nicht auf den Leim gehen.
    > Wie sich zeigte, wollte sie das auch gar nicht. Wenn Devereux etwas will, dann kreist sie nicht wie die Katze um den heißen Brei.
    > Sie sagte zu der Schrantin: »Pru, du weißt, wo ich zu erreichen bin, aber mach bitte keinen Gebrauch davon.«
    > Dann entfernte sich die Schrantin, und ihre Herrin machte mich im Handumdrehen besoffen. Sie schlug mir die Fetzen ihres Schicksals um die Ohren. Sie wanderte ständig umher, berührte ihre Souvenirs, die Holos, in denen sie mit ihren Crews vor ihrem Jäger posierte, dem, der die Magrot Dfonik abgeschossen hatte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Fabelhafte Maschine, hab ich gesagt.
    > Sie kam und stellte sich über mich. »Ich auch«, sagte sie, »findest du nicht?« Sie bog ihre Handgelenke, und all ihre Reißverschlüsse schnurrten auf. »Und du auch«, sagte sie und drückte ihren Mund auf den meinen.
    > Ihr Mund war echt. Ihre Hände waren echt, und ihr Leib war sehnig und braun. An die Augen musste ich mich erst gewöhnen. Ohne diese Attrappen wäre Devereux nicht auszuhalten.
    > Sie hört nie auf, berühmt zu sein, nicht eine Sekunde lang. Sie sagte Dinge wie: »Man möchte mich zu gerne vergessen. Doch ich tauche immer wieder auf und perforiere sie mit meinen Nadelstichen. Ich bin ihr schlechtes Gewissen, mein Zuckerschnäuzchen. Jawohl, das bin ich.« Oder sie sagte: »Ich weiß, wie man über mich redet. Aber das geht mir so was von an der Halskrause vorbei.«
    > Immer nur »man« und »sie«. Sie war ein bisschen wie Rella, weißt du? Manchmal meinte sie wirklich alle, jeden im ganzen System, als drehe sich alles um Devereux und darum, Verleumdungen über sie zu verbreiten. Dann wieder meinte sie die

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