Sternenfall: Roman (German Edition)
wenn sie glaubt, dass ich im Unrecht bin, und vor allem behandelt sie mich wie ein menschliches Wesen. Ich habe mich in sie verliebt, und ich glaube, dass sie meine Gefühle erwidert. Nur, ich bin mir dessen nicht sicher.«
»Warum rufen Sie sie dann nicht auf der Stelle an und fragen sie, ob sie Sie heiraten will?«
Smith schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass sie das Gefühl bekommt, sich schnell entscheiden zu müssen. Sie könnte ja sagen und es später bereuen, wenn sie Zeit dazu hätte, darüber nachzudenken. Schlimmer noch, sie könnte nein sagen! Auf diese Weise wird sie so viel Zeit haben, sich die Antwort zu überlegen, wie sie braucht. Werden Sie es tun?«
»Ich mach’s. Wo ist der Brief?«
Smith machte ein einfältiges Gesicht. »Eigentlich habe ich ihn noch gar nicht geschrieben. Ich werde die Nacht damit zubringen, ihn aufzusetzen. Sie bekommen ihn, bevor Sie morgen aufbrechen.«
Die drei Habitatringe der Newton-Station wurden zusehends größer, als sich die Orbitalfähre der stationären Nabe mit ihren Mehrfachdocks näherte. Thorpe verfolgte die Annäherung mit Interesse. Die riesigen Speichen zogen über ihm vorbei, als die Fähre unter die rotierenden Ringe tauchte. Hinter der Station schwebten Gruppen von Instrumenten, die von Sky Watch und den Meteorologen der Station genutzt wurden. Es war einfach, beide auseinanderzuhalten. Die Instrumente von Sky Watch wiesen in den schwarzen Himmel, während die der Meteorologen auf die Erde ausgerichtet waren.
Die Fähre schob ihre Nase in den Andockstutzen, und ein erngesteuerter Transferschlauch dehnte sich aus, um sich selbsttätig an der Schleusentür zu befestigen. Thorpe passierte die Schleuse, wobei er seine Reisetasche hinter sich herzog.
»Mr. Thorpe!«, rief jemand, als er die Nabe der Station betreten hatte. Er wandte sich um und erblickte einen drahtigen Mann. Sie befanden sich in der Schwerelosigkeitszone der Station. Der Mann stieß sich ab und segelte in Thorpes Richtung, der sich an einer icherheitsleine festklammerte.
»Hallo, ich bin Terence Zaller, Dr. Fusakas Assistent. Er bat mich, Sie abzuholen. Er ist ziemlich beschäftigt heute Morgen.«
»Hä?«
»So Gott will, werden heute die Triebwerke von Avalon gezündet. Genau genommen«, fügte Zaller mit einem Blick auf seine Armbanduhr hinzu, »müssten sie sie in diesem Moment anwerfen.«
»Mir wurde gesagt, sie würden erst in drei Tagen fertig.«
»Sie sind dem Zeitplan etwas voraus. Kommen Sie! Wir gehen in die Konstruktionsbüros hinunter und sehen uns die Show an.«
Thorpe folgte Zaller zu einem Speichenlift und von dort in stetig zunehmende Schwerkraft. Sie verließen den Lift im Gamma-Deck, Habitatring Nummer zwei. In diesem Bereich betrug die Schwerkraft ein Drittel des Erdstandards.
Die zwei Dutzend Mitglieder der Arbeitsgruppe Avalon befanden sich in einem Zimmer, das als Konferenzraum hergerichtet war. Als Thorpe dazukam, hatten sie sich um einen großen Bildschirm versammelt, auf dem der Asteroid Avalon zu sehen war. Das Bild war von einem Raumschiff im Orbit aus aufgenommen und zeigte den asymmetrischen Asteroiden aus einer Entfernung von mehreren Dutzend Kilometern. Genau über ihm schwebte einer der gro ßen Transporter.
Die Oberfläche des Asteroiden war mit den Kratereinschlägen von Äonen übersät, die er im Orbit diesseits der Venus zugebracht hatte. Über die Asteroidenoberfläche waren Gruppen von Lichtern verteilt. Einige von ihnen hatten das helle Weiß der Arbeitsleuchten, während andere von einer blendend violetten Farbe waren. Die Letzteren strahlten, wie Thorpe sehen konnte, von mehreren stabförmigen Türmen aus, die an den Endpunkten der Hauptachse des Asteroiden errichtet worden waren. Ihm fiel auf, dass die überdimensionalen Korrekturbetriebe des Asteroiden arbeiteten.
»Wie steht’s?«, fragte Zaller jemanden. Er wurde sofort von mehreren Mitgliedern der Gruppe zum Schweigen gebracht. Jemand flüsterte ihm zu, dass man gerade damit begonnen habe, die Antimaterie-Injektionskanäle des Antriebssystems zu testen.
Thorpe setzte sich in einiger Entfernung vom Bildschirm. Während er wartete, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Es waren acht Frauen anwesend, aber nur drei von ihnen hätten dem Alter nach Barbara Martinez sein können. Die Annahme, dass der Familienname auf spanische Vorfahren hindeutete, schloss alle Kandidatinnen bis auf eine aus. Er musterte ihr Profil, während sie gespannt den Bildschirm
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