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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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dem Zusammenstoß mit Donnerschlag aufgeführt waren. Die Ereignisse waren in zeitlicher Reihenfolge aufgeführt, und jede Abweichung vom Plan wurde augenblicklich berücksichtigt. Thorpe hatte sich schon einige Zeit damit abgemüht, die komplexe Symbolik zu verstehen, als ihm bewusst wurde, dass jemand neben ihm stand.
    »Mr. Thorpe?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Barbara Martinez. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Bitte«, sagte er. Seine erste Vermutung war richtig gewesen. Barbara war tatsächlich die Frau, deren Profil er studiert hatte.
    »Tut mir leid, dass wir uns nicht schon gestern abend kennengelernt haben. Ich musste ein Programm laufen lassen, und der Computer hat gestreikt.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie arbeiten für Halver Smith, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Das habe ich mir gedacht. Er hat gelegentlich von Ihnen gesprochen.«
    »Von Ihnen auch.«
    »Oh? Was hat er denn über mich gesagt?«
    »Nun, dass Sie die hübscheste, intelligenteste und charmanteste Frau wären, der er je begegnet ist.«
    »Hat er das wirklich gesagt?«
    Thorpe nickte. »Er hat sich ausführlich darüber ausgelassen.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Gestern morgen.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Es ging ihm schon mal schlechter. Warum fragen Sie?«
    »Ich weiß nicht. Er kommt mir gezwungener und unruhiger vor als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennenlernte. Ich frage mich, ob mit ihm etwas nicht stimmt.«
    »Er ist ein beschäftigter Mann, der sich um eine Menge Dinge kümmern muss.«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Ich habe den Eindruck, dass es wegen mir ist. Ich habe mich schon gefragt, ob er meine Gesellschaft nicht allmählich leid wird.«
    »Und Sie glauben, er sucht nach einer günstigen Gelegenheit, um Sie loszuwerden?«
    »Der Gedanke ist mir schon gekommen.«
    Thorpe grinste und griff in die Tasche. »Nun, diese Möglichkeit können Sie streichen. Mr. Smith bat mich, Ihnen das hier zu geben, wenn ich die Zeit für gekommen hielte. Und ich glaube, das ist sie.«
    Sie berührte das Depolarisationsfeld auf dem Umschlag und zog den Brief heraus. Während sie ihn überflog, begannen sich ihre Augen zu weiten. Schließlich sah sie auf. »Wissen Sie, was das hier ist?«
    »Im Großen und Ganzen.« Er erzählte ihr von Smiths Wunsch, sie nicht unter Druck zu setzen. Sie stand auf, bevor er mit seinen Erklärungen zu Ende gekommen war. »Wo wollen Sie hin?«
    »Einen Monitor suchen!«, sagte sie atemlos. »Ich muss einen Anruf machen!«

34
     
    Es war drei Tage nach Sonnenuntergang, als Amber Hastings wieder im Teleskopraum Dienst hatte. Das Große Auge war jetzt ununterbrochen bemannt, wann immer der Komet oder Avalon am Himmel standen. Und da das Observatoriumspersonal gegenwärtig nur die halbe Stärke hatte, hatte es selbst Ambers frisch erworbener Ruhm nicht verhindern können, dass ihr Name auf dem Dienstplan erschien.
    Vor dem Terminal sitzend, blickte sie auf das lichtverstärkte Bild des großen Teleskops auf dem Hauptbildschirm. Die Spiegelschüssel war zur Seite gekippt, und die Ausleger waren parallel zueinander auf dem Kraterboden ausgestreckt. Jeder der vierhundert ultraempfindlichen Spiegel wies zum östlichen Himmel, wo Komet und Asteroid langsam den zwischen ihnen liegenden schwarzen Abgrund schlossen. Die Optik des Teleskops war in zwei Elemente aufgeteilt. Der eine Teil der Spiegel verfolgte bei voller Vergrößerung Avalon, während der andere ein Weitwinkelbild des Kometen lieferte. Auf dieses Bild schaltete Amber nach wenigen Sekunden um. Das geisterhafte Bild des Kometen, das auf dem Bildschirm erschien, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit ihren Beobachtungen während der langen, am Jupiter begonnenen Verfolgungsjagd. In den sieben Monaten seit ihrer Rückkehr nach Luna hatte sich Donnerschlag bis zur Unkenntlichkeit verändert. Was einmal eine blasse, aus Gas und Staub bestehende Wolke gewesen war, hatte sich in einen ausgewachsenen Kometen verwandelt!
    Als Donnerschlag im Januar den Asteroidengürtel erreichte, hatte er bereits die charakteristische fächerförmige Koma entwickelt, die durch den zunehmenden Druck des Sonnenwinds hervorgerufen wurde. Im März hatte sich ein Gasstreifen von fünfzig Millionen Kilometern Länge von der Koma gelöst. Im April hatte Donnerschlag seinen ersten Auftritt am Nachthimmel der Erde. Er war nicht sonderlich spektakulär, lediglich ein schwacher Fleck, sichtbar nur für diejenigen, die besonders gute Augen hatten oder denen optische Hilfsmittel zur

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