Sternenfall: Roman (German Edition)
Amber unter dem Eisrutsch gefangen gewesen war, durch seine Handschuhe gesickert war. Von diesem Vorfall hatte er eine nervöse Angewohnheit zurückbehalten: Wenn er verwirrt oder beunruhigt war, rieb er seine Fingerspitzen aneinander. Das babyhaft zarte Fleisch der Hautverpflanzungen beruhigte ihn irgendwie. Mit jedem auf der Erde verbrachten Tag sah er den Farbunterschied zwischen neuer und alter Haut geringer werden.
»Thomas, sind Sie wach?«
Er öffnete gegen die blendende Sonne ein Auge und erkannte Halver Smith, der über ihm stand. Smith war, soeben vom Firmenhauptsitz herübergekommen, formell gekleidet. In der Woche, die Thorpe in Sierra Hills verbracht hatte, hatte er den Boss nur ein paarmal zu Gesicht bekommen. Er hatte Geschichten über Smiths Arbeitsgewohnheiten gehört, sie aber immer für Übertreibungen gehalten. Das erinnerte ihn daran, dass er auf der faulen Haut lag und endlich wieder in die Gänge kommen musste.
»Ich bin wach, Sir. Hab mir gedacht, ich sauge ein paar Sonnenstrahlen auf, solange Zeit dazu ist. Keine Ahnung, wann ich wieder auf der Erde sein werde.«
»Hat der Urlaub gehalten, was ich Ihnen versprochen habe?«
»Mehr als das«, antwortete Thorpe. Nach fast einem Jahrzehnt im luftleeren Raum waren der Wind, das Meer und die Brandung mehr als genug, um seinen Urlaub komplett zu machen. Als er angekommen war, hatte er alle Einrichtungen auf Smiths Besitzung zu seiner Verfügung vorgefunden. Das schloss den Zugang zu mehreren Privatclubs in der Umgebung ein, von denen viele einen Überschuss an ungebundenen weiblichen Mitgliedern aufwiesen. Die meisten von ihnen waren mehr als interessiert, wenn sie erst einmal herausgefunden hatten, dass er in Sierra Hills zu Gast war. Trotz seiner reichen Jagdausbeute war Thorpe nicht bei der Sache. Er verglich die Frauen, die er kennenlernte, mit einer gewissen blauäugigen Blondine auf der abgewandten Seite des Mondes. Gleich wie gutaussehend oder charmant sie waren, schien seinen neuen Freundinnen im Vergleich mit ihr doch immer etwas zu fehlen.
»Dann verlassen Sie uns also morgen!«
»Ja, Sir. Mein Schiff startet um zwölf Uhr.«
Es entstand eine lange Pause. Als Smith weitersprach, glaubte Thorpe die gleiche Nervosität zu spüren, die ihm während ihres Telefongesprächs in Paris aufgefallen war. »Ich nehme an, dass Sie in den nächsten Tagen die anderen Mitglieder der Arbeitsgruppe Avalon kennenlernen werden.«
»Ja, Sir.«
»Ich möchte Sie fragen, Thomas, ob Sie mir einen Gefallen tun würden.«
»Natürlich«, sagte Thorpe. »Worum handelt es sich?«
»Der Gruppe gehört auch eine junge Frau an. Würden Sie ihr einen Brief von mir übergeben?«
Thorpe hob die Brauen. Seit dem Tod seiner Frau hatte Smith den Ruf eines überzeugten Workaholics. Der Gedanke, dass er auch ein Privatleben haben könnte, war irgendwie überraschend. »Wer ist denn die Dame, Sir?«
»Ihr Name ist Barbara Martinez. Sie ist als Analytikerin dabei, ausgeliehen von Sky Watch.« Während er sprach, hoben sich Smiths Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln. Thorpe fragte sich, ob Smith sich dessen bewusst war. »Wir haben uns neulich kennengelernt, als sie mir zugeteilt wurde, um mir dabei zu helfen, Carlos Sandoval die Neuigkeiten beizubringen. Hinterher führte ich sie zum Essen aus. Sie ist eine ungewöhnliche Frau.«
»Und Sie haben sie nur dieses eine Mal gesehen?«
»Genau genommen haben wir es geschafft, uns seitdem dreimal zu treffen. Vergangenen Monat kam sie zur erichterstattung zur Erde, und ich habe vor ein paar Wochen auf dem Weg nach Sierra Skies in Newton Zwischenstation gemacht.«
»Warum schicken Sie ihr den Brief nicht? Sie wird ihn erhalten, bevor ich bei ihr bin.«
Smith lachte. »Sie verstehen mich nicht, Thomas. Wir korrespondieren zweimal die Woche und telefonieren täglich miteinander. Nein, mit diesem Brief hat es eine besondere Bewandtnis. Ich möchte, dass Sie ihn ihr geben, wenn Sie den geeigneten Zeitpunkt für gekommen halten.«
»Geeignet wofür?«
»Ich bitte die Dame darum, mich zu heiraten.«
»Sie scherzen!«
»Ich weiß, dass das bei einem Mann in meiner Position seltsam klingen muss. Sie müssen verstehen, dass ich es wegen meiner Position tue. Seit dem Tod meiner Frau haben sich einige Frauen um mich bemüht. So ist das nun mal, wenn man reich und alleinstehend ist. Barbara ist anders. Sie weiß, wer ich bin, aber es scheint sie nicht sonderlich zu beeindrucken. Sie lacht über meine Witze, sagt es mir,
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