Sternenfall: Roman (German Edition)
entgegenzuwirken und die Evakuierung zu unterstützen, weshalb ihnen ein Großteil der Spannung aus der Zeit vor der Evakuierung fehlte. Aber immer noch waren sie die Hauptinformationsquelle für alle, die auf ihre Evakuierung warteten.
»Gibt es etwas Neues?«, fragte er, immer noch damit beschäftigt, sein Haar zu trocknen.
»Ich weiß jetzt, warum sie allen einen Abflugtermin in vier Tagen gegeben haben.«
»Warum?«
»Das ist der letzte Tag der Evakuierung. Alle fünf Schiffe befinden sich im Moment im Orbit. Sie werden dort bis achtundvierzig Stunden vor dem Ende bleiben. Danach befördern die Schlepper sie zur Erde.«
»Wird genug Platz sein, um alle an Bord zu nehmen?«
»Sie sagen, dass es eng werden wird, dass aber jeder evakuiert werden wird, wenn die Anweisungen exakt befolgt werden.«
Thorpe nickte. An der Sorbonne hatte es eine Gruppe gegeben, deren Hauptaufgabe es gewesen war, sich mit einer Simulation der Tage und Stunden der Evakuierung zu befassen. In mehreren Beziehungen glich der Abschluss des gigantischen Unternehmens dem Abzug einer Armee, die unter feindlichem Beschuss stand. Wenn diese Aufgabe nicht bewältigt wurde, wäre eine Katastrophe die Folge.
Als sich alle gesäubert hatten, machte sich eine Gruppe auf die Suche nach Nahrung. Die Rationen im Zug waren knapp bemessen gewesen, wenn auch nicht so winzig wie auf der Wanderung vom Observatorium zur Bahn.
Die Automatikküche des Hotels arbeitete noch, und bald waren alle Mägen zum ersten Mal seit einer Woche gefüllt. Dann entdeckte einer der jüngeren Angestellten in einer kleinen Bar mehrere Flaschen Luna-Wodka, und es wurde ein Schlummertrunk herumgereicht.
Als Thorpe spät am nächsten Nachmittag erwachte, stellte er fest, dass Amber bereits auf war. Sie zeigte ihm eine Nachricht, die Niels Grayson an ihrer Tür befestigt hatte und die besagte, dass er für den Abend eine strategische Lagebesprechung einberufen habe. Wofür er eine Strategie entwerfen wollte, sagte er nicht.
Thorpe und Amber erschienen früh zu der Besprechung. Sie hatten ein weiteres Bad genommen und sich aus den Überbleibseln des Vorabendfestes einen Snack organisiert. Die Hälfte ihrer Gruppe war bereits anwesend.
»Worum geht es denn, Niels?«, fragte Amber, nachdem sie auf dem Sofa Platz genommen hatte.
»Uns bleiben noch drei Tage, bis wir evakuiert werden sollen. Wir können diese Tage hier im Hotel verbringen und essen und trinken bis zum Gehtnichtmehr, oder aber wir nutzen die Zeit, um die Spiegel zu retten, die wir am Observatorium zurückgelassen haben.«
»Wie sollen wir unter diesen Umständen die Spiegel retten, Niels?«, fragte Dr. Dornier. Der Astronom litt immer noch an den Nachwirkungen des Überlandmarsches. »Sie befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite des Monds, und wir haben kein Schiff.«
»Ich weiß nicht, wie wir es anstellen sollen, Felix. Ich weiß nur, dass wir es versuchen sollten. Ich bin für alle Vorschläge offen.«
»Wie wäre es mit einem Hüpfer?«, fragte Thorpe. »Vielleicht können wir das Fassungsvermögen der Tanks so vergrößern, dass wir damit bis in einen Orbit kommen.«
»Die Republik hat das bereits getan. Viele der Evakuierungsfähren sind umgebaute Hüpfer. Jeder MoonJumper, der nicht umgebaut wurde, ist für unsere Zwecke zu klein. Ich fürchte, wir brauchen ein richtiges Schiff.«
»Vielleicht können wir den Frachter am Friedensdenkmal reparieren?«, schlug Cragston Barnard vor.
Amber schüttelte den Kopf. »Es ist zu weit bis dorthin. Die Wahrscheinlichkeit wäre zu groß, dass wir unsere Evakuierungsschiffe verpassen.«
»Dann reparieren wir eben ein anderes Schiff!«, sagte Margaret Grayson. »Es gibt doch bestimmt noch ein paar andere Kästen auf Luna, die fünfzehn qualifizierte Leute notdürftig für den Raum müssten herrichten können.«
»Haben Sie eine Vorstellung davon, was alles notwendig ist, um ein Schiff raumtüchtig zu machen? Wir würden niemals rechtzeitig fertig.«
»Nein«, sagte Grayson und hob die Hand. »Die Idee hat etwas für sich. Wir sollten sie nicht verwerfen, ohne sie einer genaueren Prüfung unterzogen zu haben. Wo könnten wir ein solches Schiff finden?«
»Auf der anderen Seite des Raumhafens gibt es einen Schiffsfriedhof«, sagte Amber. »Ich habe ihn schon ein dutzend Mal beim Ein- und Ausfliegen aus Luna City gesehen.«
»Wie kommt man dorthin?«
»Eine gute Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob die Tunnel so weit reichen.«
»Dann schlage ich vor,
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