Sternenfall: Roman (German Edition)
dass Sie und Thomas Ihre Anzüge anlegen und es herausfinden. In der Zwischenzeit werden meine Frau und ich die zuständige Behörde aufsuchen und versuchen, ihnen ein Schiff abzuschwatzen. Vielleicht gelingt es mir, ein bisschen überzeugender aufzutreten als neulich im Observatorium.«
»Selbst wenn wir ein Schiff finden, wie sollen wir dann die Spiegel in Sicherheit bringen?«, fragte Felix Dornier. »Die Behörden werden es niemals erlauben, sie an Bord eines vakuierungsschiffes zu bringen.«
»Eins nach dem anderen«, antwortete Grayson.
Halver Smith starrte die leuchtenden Buchstaben an und dachte über ihre Bedeutung nach:
Mögest du in interessanten Zeiten leben!
Er hatte sein Terminal so programmiert, dass es nach dem Einschalten als Erstes diese alte chinesische Verwünschung anzeigte, als Erinnerung daran, dass die Ereignisse, die eine Zeit für Historiker interessant machten, denjenigen, die in ihr lebten, für gewöhnlich Schrecken einjagten. Die gegenwärtigen Zeiten waren für Smith besonders ›interessant‹.
Die Aufregung, die Vernichtung der Erde nur knapp abgewendet zu haben, sollte eigentlich für ein ganzes Leben reichen. Aber obwohl sich Donnerschlag inzwischen auf einem Kollisionskurs mit Luna befand, waren die mit dem verirrten Planetoiden verknüpften Probleme noch bei weitem nicht gelöst. Größte Anstrengungen wurden unternommen, um die Erde vor den beim Aufprall des Kometen emporgeschleuderten Trümmerstücken zu bewahren. Die Verbesserung der 3ometenflugbahn durch den Felsen war ein Versuch, die Menge des Auswurfs zu minimieren. Aber keine noch so große Änderung der Flugbahn würde dieses Problem gänzlich eliminieren können. Aus diesem Grunde errichtete die Erde auch eine effektive Abwehr gegen Meteoriten.
Das Meteoriten-Schutzsystem sollte aus zwei Dutzend Radargeräten bestehen, die den Orbit absuchten und von denen jedes eine Million Ziele gleichzeitig verfolgen konnte. Diejenigen Trümmerstücke, die eine Gefahr für die Erde darstellten, würden von antimateriebetriebenen, mit nuklearen Sprengköpfen ausgerüsteten Projektilen anvisiert werden. Die resultierenden Explosionen würden die Trümmerstücke – so hoffte man – in eine sicherere Umlaufbahn schleudern.
Mehrere Tausend Industriebetriebe arbeiteten fieberhaft daran, die Orbitalkette der Radaranlagen und Raketenwerfer festzustellen. Aufgrund ihrer Erfahrung bei Orbitalkonstruktionen war die Sierra Corporation eine der Hauptbeteiligten. Zusätzlich zu der Arbeit am Meteoriten Schutzsystem produzierten Halver Smiths Leute so viel Antimaterie, wie die 3eilchenbeschleuniger der Sierra Skies hergaben. Die Hälfte des Kraftwerksausstoßes an Antimaterie würde für den Antrieb der Abfangraketen eingesetzt. Die andere Hälfte würde dann gebraucht, um den Exodus von Luna zu ermöglichen.
Das Meteoriten-Schutzsystem war jedoch nicht Halver Smiths einzige Sorge. Er musste sich ebenfalls um die finanzielle Gesundheit seiner Firma kümmern.
Der Aktienmarkt hatte auf die Nachricht, dass SierraCorp den Felsen mit Donnerschlag zur Kollision bringen würde, schnell reagiert. Innerhalb weniger Tage war der Kurs der Sierra-Aktien um fünfundsiebzig Prozent abgesackt. Da er sich keine Hoffnung darauf machen konnte, den Kurssturz aufzuhalten, hatte Smith sich entschlossen, seinen Vorteil daraus zu ziehen. Die letzten drei Monate über hatte Smith seine Aktivposten liquidiert, um sich Bargeld zu verschaffen, mit dem er seine eigenen Aktien zurückkaufen konnte. Er setzte darauf, dass die Nationen ihr Versprechen einhalten würden, für den Felsen zu zahlen. Wenn sie das dafür notwendige Gesetz rasch genug verabschiedeten, würde sich das Gesellschaftskapital wie auch Smiths Privatvermögen erheblich vergrößern. Falls sie es nicht taten, würden sich er und sein Geisteskind gemeinsam dem Konkursgericht stellen müssen.
Smiths Träumereien wurden von seiner Sprechanlage unterbrochen. »Ihre Frau ist da, Mr. Smith.«
»Schicken Sie sie rein!«
Barbara stürmte fast gleichzeitig mit seinen Worten durch die Tür. Er stand auf, überquerte den dicken Teppich und küsste sie mit einer Leidenschaft, die manch einer bei einem Mann von seinem Alter unschicklich gefunden hätte.
»Guten Morgen«, sagte er, als er sie schließlich freigab.
»Ebenfalls guten Morgen.«
»Ist irgendwas?«, fragte er, als er ihre gefurchte Stirn bemerkte.
»Die Evakuierung liegt hinter dem Zeitplan zurück.«
Nachdem Avalon Donnerschlag
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