Sternenfall: Roman (German Edition)
verlassenen Anlage vorüberstapften.
»Würden sie die Beschleunigung überstehen, ohne zu zerbrechen?«
»Man müsste die Hohlräume natürlich mit Schaum füllen, aber ich glaube, sie würden es aushalten.«
»Merke es dir«, sagte Thorpe. »Wenn wir eine Möglichkeit finden, die Spiegel von Farside zu holen, könnten wir es versuchen.«
Sie waren weitermarschiert, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
»Sehen wir uns das große da drüben einmal an«, schlug Amber vor und deutete auf eine gewaltige plattfüßige Kugel mit vier Düsen an ihrem unteren Ende. Sie schien mehr oder minder intakt zu sein, und es waren auf den ersten Blick keine Löcher in der Hülle und es schienen auch keine wichtigen Teile zu fehlen.
Sie gingen zu dem großen Schiff hinüber und kletterten die an seiner Seite in die Höhe führende Leiter hoch. Eine Viertelstunde später kamen sie bitter enttäuscht wieder heraus. Der Frachter war älter, als er aussah. Sein Antrieb arbeitete nach dem Prinzip der Kernspaltung, und der Reaktor war längst ausgebaut und endgelagert worden. Aus dem Schiff hatte man alles ausgebaut, was von irgendeinem Wert gewesen war, und nur die leere Hülle zurückgelassen.
Aus der offenstehenden oberen Schleuse hatten sie einen Panoramablick über den Raumhafen und die Dutzende von Fähren gehabt, die Passagiere aufnahmen. Wenn man weit genug im Schiff und im Schatten stand, konnte man den milchig weißen Lichtflecken am Himmel sehen, den sich nähernden Kometen. Während sie beieinanderstanden und zum Himmel hochsahen, verwandte Thorpe ein paar Minuten darauf, nach dem Stern zu suchen, der der Felsen war. Er wusste, dass er zu klein war, als dass man ihn mit bloßem Auge hätte sehen können, aber das hielt ihn nicht davon ab, danach zu suchen.
Sie versuchten es noch einmal. Das nächste Schiff war weniger gründlich ausgeschlachtet worden als das erste, aber es war ebenfalls nicht mehr reparabel. Während der ächsten sechs Stunden durchsuchten sie insgesamt drei ßig Schiffe, wobei sie jedes Mal hofften, dass das nächste dasjenige wäre, das sie brauchten. Sie zogen sogar in Erwägung, mehrere Schiffe auszuschlachten, um eines wieder instand zu setzen. Nach sechs enttäuschenden Stunden brach Thorpe die Suche ab.
»Machen wir uns auf den Rückweg«, sagte er über Helmfunk. »Vielleicht hatte Niels heute mehr Glück.«
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Thorpe Niels Grayson, sobald er und Amber sich wieder in ihrem Hotel in Luna City befanden.
»Nicht gut«, antwortete Grayson. »Wir sind gleich zu dem höchsten Beamten gegangen, der sich noch auf Luna befindet. Falls es Sie interessiert, es ist Ihr alter Freund John Malvan! Er hat höflich zugehört und unsere Bitte dann abgelehnt. Es stehen einfach nicht genügend Schiffe zur Verfügung. Wie war’s bei Ihnen und Amber?«
Thorpe berichtete ihm, was sie auf dem Schrottplatz vorgefunden hatten. Grayson hörte ruhig zu, dann nickte er. »Das hatte ich befürchtet. Vor einem halben Jahr hörte ich etwas davon, dass die Republik eine Menge alter Schiffe ausschlachten wolle. Offenbar haben sie reinen Tisch gemacht.«
»Was fangen wir jetzt an?«, fragte Amber.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Grayson.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Thorpe. »Ich kann Halver Smith auf der Erde anrufen und mich erkundigen, ob SierraCorp ein Schiff erübrigen kann.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Thomas.«
»Vielleicht nicht ganz so ausgezeichnet.«
»Warum denn das?«
»Weil Mr. Smith es sich nicht erlauben kann, philanthropisch zu sein. Es hat nach dem Verlust des Felsen einen Einbruch am Aktienmarkt gegeben. Schiffe kosten Geld, und er wird irgendeine Art von Bezahlung verlangen, um seine Kosten zu bestreiten.«
Es entstand ein langes Schweigen, das Margaret Grayson schließlich brach. »Wird die Universität bezahlen, Niels?«
Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Was die praktischen Belange betrifft, so existiert die Universität von Luna nicht mehr. Ein Schuldschein von ihr ist ungefähr so viel wert wie ein kommunistischer Rubel.«
»Was ist mit dem Bergegeld?«, fragte Cybil Barnard.
»Das ist eine Idee.«
»Was für ein Bergegeld?«, wollte Thorpe wissen.
»Die Spiegel des Großen Auges sind praktisch unbezahlbar«, erläuterte Amber. »Es sind vierhundert der optisch perfektesten Oberflächen, die je hergestellt wurden. Wenn es gelingt, sie zu retten, wird die Astronomische Vereinigung einen ordentlichen Preis dafür zahlen.«
»Du
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