Sternenfall: Roman (German Edition)
der Pilot. »Meistens fliege ich Direktverkehr auf Callisto. Mit Ihnen werd ich natürlich ganz schön zu tun haben. Der Direktor will, dass ich einen täglichen Pendelverkehr zwischen der Admiral Farragut und der Station einrichte. Haben Sie die Ladung da hinten verstaut, Captain?«
Karin Olafson, die die Befestigung der beiden Lastbehälter überwacht hatte, winkte auf jene Art, die im Vakuum ein Nicken ersetzte. »Alles in Ordnung, Meisterpilot.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass Ihre Leute sich ins Schiff zurückziehen. Ich bin zum Ablegen und für das Abbremsmanöver klar.«
»Rodriguez, Schmidt, Velduccio, zurück ins Schiff!« Während die drei Männer nacheinander die Luftschleuse passierten, schnallte sich Karin Olafson auf dem dritten Sitz des Scooters fest.
Der Flug zur Oberfläche hinunter vermittelte ihnen einen Panoramaeindruck von Callisto. Die Forschungsstation war größtenteils unsichtbar, ausgenommen eine Reihe von Kommunikationsanlagen und eine Serie von Speichertanks auf der Oberfläche. Einhundert Meter vom Landepunkt des Scooters entfernt führte eine Nissenhütte zum Lift, der in die unterirdische Station hinunterführte; eine Anordnung ähnlich dem Eingang zum Farside-Observatorium.
Sobald sie aufgesetzt hatten, kletterte Whitehead aus seiner Kabine und ging nach hinten, um Amber vom Scooter erunterzuhelfen. Thorpe kletterte mühsam und ohne Unterstützung herunter, erstaunt darüber, wie sehr sechs Monate Kälteschlaf seine Koordination beeinträchtigt hatten. Kapitän Olafson folgte ihm.
»Sie können die Ladung hierlassen«, teilte ihnen Whitehead mit. »In ein paar Minuten lassen wir sie abladen.«
Karin Olafson musterte das Gelände. Ihre Gesichtszüge schimmerten durch den ballonförmigen Helm hindurch. Thorpe sah, dass sie die Stirn runzelte. »Wo sind Ihre Schiffe?«
Erst jetzt bemerkte Thorpe, dass das Gelände, von ihrem eigenen plumpen Gefährt abgesehen, leer war.
»Oh, ich fürchte, Sie haben uns mit heruntergelassenen Hosen erwischt«, sagte Albert Kaffin, der Direktor der Forschungsstation, als ihm die gleiche Frage gestellt wurde. Die drei Expeditionsteilnehmer saßen im Büro des Direktors, einhundert Meter unter der Oberfläche.
»Ich bitte um Entschuldigung, Direktor«, sagte Karin Olafson in erstaunlich mildem Ton. Thorpe musste unwillkürlich die Art bewundern, wie sie sich beherrschte. Sie saßen auf individuell geformten Steinbänken vor einem Tisch aus dem gleichen Material.
»Ich bedaure, aber unsere Tankschiffe befinden sich im Moment nicht hier.«
»Wo sind sie?«
»Unten auf Io.«
»Und was tun sie da?«
Kaffin, ein kleiner Mann mit einem gleichbleibend verkniffenen Gesichtsausdruck und zurückweichendem Haaransatz, wand sich unbehaglich hinter seinem Schreibtisch. »Wir haben eine Reihe von Instrumenten auf Io stationiert, mit denen wir die dortigen Umweltbedingungen überwachen. Dieser Mond ist nämlich ein faszinierender Ort, wissen Sie. Er ist mit Jupiter durch einen Plasmaschlauch verbunden, der die Quelle eines Großteils der Zehn-Meter-Radiostrahlung des Planeten darstellt. Io ist sowohl mit Europa wie auch mit Ganymed in einer orbitalen Synchronizität gekoppelt, außerdem gibt es dort Vulkane, den Schwefelring, die gezeitenabhängigen Temperaturanstiege … Aber Sie interessieren sich wohl nicht für eine Aufzählung der Mondabnormitäten, oder?«
»Nein, Sir«, antwortete Thorpe. »Wir interessieren uns für den Verbleib unseres Tankschiffes, für dessen Benutzung Ihre Gesellschaft bereits im Voraus bezahlt wurde.«
»Ich weiß sehr wenig über die Abmachungen, die erdseitig getroffen wurden. Ich bin nur der dumme Hund, der für Versprechen geradezustehen hat, die ein halbes Sonnensystem entfernt gegeben wurden. Wenn ich dann mit meinen Erklärungen fortfahren dürfte?«
»Reden Sie weiter«, sagte Karin Olafson.
»Diese Station unterhält auf Io eine umfangreiche Instrumentensammlung, mit der eine Reihe von wissenschaftlich bedeutsamen Daten aufgezeichnet werden. Vor drei Wochen verloren wir den Kontakt. Zunächst hielten wir es für eine Übertragungsstörung. Die Elektronik hält nicht lange, wenn die Abschirmung einmal versagt. Weil so viele wichtige Untersuchungen im Gange waren, habe ich sofort zwei Schiffe zur Überprüfung losgeschickt. Ich war zuversichtlich, dass sie rechtzeitig zurück sein würden, um Ihr Schiff zu versorgen.
Sie können sich meinen Ärger vorstellen, als mir meine Leute meldeten, dass sie statt
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