Sternenfall: Roman (German Edition)
immer irgendwie unnatürlich vor, weiße Flocken vom Himmel fallen zu sehen.«
»Sie sollten hier leben, so wie ich während der letzten zwanzig Jahre. Der Reiz des Neuen lässt rasch nach. Es ist schade, dass es so bedeckt ist. Die Meteorologen meinten, es würde heute aufklaren. Sieht so aus, als hätten sie sich geirrt.«
»Geschieht ihnen ganz recht. Wir haben ein paar Wettertypen an Bord der Newton Station, die eindeutig zu viel Zeit mit Selbstbeweihräucherung verbringen. Eine Portion mehr Bescheidenheit würde denen allen nicht schlecht bekommen. Also dann, warum konnten wir das nicht wie sonst über Konferenzschaltung erledigen? Was ist denn so wichtig, dass ich persönlich runterkommen musste? Ich bekomme Plattfüße von dieser Schwerkraft!«
»Ich weiß nicht. Sie haben schon von Halver Smith gehört, nicht wahr?«
»Natürlich. Seine Erztransporte verursachen mir die größten Kopfschmerzen. Haben Sie eine Ahnung, wie viel Rechenzeit wir verbrauchen, um die Flugschneisen für Smiths Koffer freizumachen? Das letzte Mal, als er eine seiner Millionen-Tonnen-Monstrositäten abgeliefert hat, waren meine Leute verdammt nahe daran, die Sicherheitszone einer dieser großen Komm-Stationen zu verletzen. Ich habe mehrere Verweise wegen dieses Vorfalls erteilt. Was ist mit Smith?«
»Wir werden ihm in ein paar Minuten begegnen«, antwortete Constance.
»Weshalb?«
»Ich wünschte, ich wüsste es. Professor Kanzler von der Universität von Kalifornien hat das Gespräch arrangiert. Er hat mich zu Hause angerufen, mir gesagt, dass ich unbedingt mit Smith sprechen müsste und darum gebeten, dass Sie persönlich anwesend sind. Kanzler legt sehr viel Wert darauf, dass die Besprechung nicht über Komm geführt wird.«
»Damit sind wir auch nicht schlauer. Immerhin, Erwin ist ein guter Mann. Ich glaube, er hätte nicht darum gebeten, wenn es nicht wichtig wäre.«
»Das dachte ich mir auch«, sagte Constance. »Ich wünschte nur, er wäre mir gegenüber etwas offener gewesen. Er war offensichtlich wegen irgendetwas aufgeregt. Ich hatte den Eindruck von noch einer anderen Emotion unter der Oberfläche. Es war beinahe so, als hätte er vor irgendetwas Angst gehabt.«
Halver Smith saß im Fond der Hotellimousine und spähte auf die schneebedeckten Straßen hinaus. Obwohl ihn die Anspannung der letzten beiden Wochen todmüde gemacht hatte, blickte er verwundert zu der schmucken holländischen Stadt unter ihrer Decke aus frisch gefallenem Weiß hinaus. Er hatte sich in letzter Zeit öfters dabei ertappt, dass er etwas mit Verwunderung betrachtete – und zwar seitdem Professor Kanzler die Voraussagen von Amber Hastings bestätigt hatte. Es war nicht sicher, ob der Komet Hastings die Erde treffen würde, doch die ahrscheinlichkeit war hoch genug, um sich deswegen Sorgen zu machen.
Das Wissen darum, dass der Planet möglicherweise verloren war, hatte auf Smith die Wirkung einer injizierten Droge. Es war, als hätte jeder einzelne seiner Sinne eine neue Schärfe erlangt. Mit einem Mal barg beinahe jeder Anblick Schönheit in sich. Mit jedem Atemzug erschnupperte er einen neuen Duft. Während der letzten Tage hatte Smith einem Kind beim Ballspiel zugeschaut, hatte angehalten, um die Rundungen einer jungen Frau zu betrachten, die über den Gehsteig gegangen war, und hatte einen Falken bewundert, der sich in den Luftströmungen vor seinem Penthouse-Büro auf und ab schwingen ließ.
»Mr. Smith?«, fragte eine ernste junge Frau in der Amtstracht der uniformierten Ratsbediensteten.
»Ja«, erwiderte er und strich sein windzerzaustes Haar zurück.
»Ich bin Mrs. Voorstadt. Koordinatorin Forbin erwartet Sie in ihrem Büro. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
»Natürlich.«
Die Führerin brachte ihn zu einer zentral gelegenen Fahrstuhlwand, und innerhalb von Sekunden befand sich Thorpe im fünfzigsten Stock. Zum Vorzimmer der Koordinatorin waren es nur ein Dutzend Schritte. Die Sekretärin benachrichtigte ihre Vorgesetzte, dann sagte sie ihm, er könne hineingehen.
Constance Forbin trat ihm an der Tür entgegen. Ihr Händedruck war überraschend fest. Sie führte Smith zu einem Sessel vor ihrem Schreibtisch und machte ihn mit Franklin Hardesty bekannt, Direktor von Sky Watch.
»Es war richtig von Ihnen, dass Sie mir auf Ihrem vollen Terminkalender einen Platz eingeräumt haben, Madame Forbin«, sagte Smith. »Das Gleiche gilt für Sie, Mr. Hardesty.«
»Begleitet Sie denn Professor Kanzler nicht, Mr. Smith?«, fragte
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