Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
mitgenommen.«
»Wahrscheinlich Letzteres, Exzellenz«, sagte Dana Frost. »So wie wir Menschen die Mantiden nur schwer voneinander unterscheiden können, so erkennen sie uns umgekehrt mit Sicherheit auch nicht so leicht.«
Schwester Janisa nickte.
»Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass Sie selbst entführt werden sollten«, fuhr der Commander fort. »Möglicherweise haben die Entführer unter den mantidischen Angestellten der Botschaft einen Informanten. Das müssen wir herausbekommen. Und Sie, Exzellenz, stehen ab sofort unter unserer ständigen Bewachung. Sergeant Olafsson von meinen Marines wird die Wachen einteilen.«
Dana Frost erteilte über ihr mobiles Interkom unverzüglich die notwendigen Befehle.
»Die Situation eskaliert, seit wir hier angekommen sind«, sagte sie schließlich. »Und es sieht so aus, als habe irgendjemand ein großes Interesse daran, die Solaren Welten in einen Konflikt mit einzubeziehen, der eigentlich nicht unsere Angelegenheit ist.«
Hutter nickte. Er hatte sich inzwischen etwas beruhigt.
»Und noch etwas«, sagte sie, »diplomatische Verhaltensweisen hin oder her: Kein Mensch bewegt sich ab sofort innerhalb und erst recht nicht außerhalb des Botschaftsgeländes mehr ohne die Begleitung eines Marines. Das gilt auch für Sie, Bruder William, und für Sie ebenfalls, Schwester Janisa. Damit meine ich auch die übrigen Christophorer.«
*
Während der kurzen Nachtruhe hatten sich alle Menschen in der Botschaft der Solaren Welten mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt. Trotzdem spürte Dana Frost, dass ein längerer Aufenthalt auf Mantis VI schnell an die Substanz ging. Insgeheim bewunderte sie Botschafter Hutter und seine nicht von hier stammenden Mitarbeiter dafür, dass sie es so lange auf dieser trockenen, staubigen und für Menschen nicht gerade freundlichen Welt aushielten.
Das war eine ihrer Hauptsorgen angesichts der neuen, nochmals eskalierten Situation. Wie lange würde es Taylor May in der Hand seiner unbekannten Entführer aushalten, ohne regelmäßig mit Sauerstoff versorgt zu werden. Abgesehen von den anderen Bedürfnissen wie Essen und Trinken. Auch hierin unterschied sich der Mensch grundlegend vom Mantiden.
Das Wenigste an einheimischer Nahrung war für einen menschlichen Metabolismus zuträglich, und für Menschen lebenswichtige Flüssigkeiten wie Wasser nahmen Mantiden sowieso kaum zu sich.
Es war ihr auch vorher schon klar gewesen, aber diese Tatsachen verstärkten Dana Frosts Einsicht, dass sie handeln musste – und zwar rasch.
Da sie keinerlei Anhaltspunkte hatte, wohin die Entführer Qua’la oder jetzt Taylor May verschleppt hatten, brauchte sie dringend weitere Informationen: am besten von D’koh.
Es wurde ihr immer klarer, D’koh war der Schlüssel zu den Entführern.
Mit raschen Schritten hatte Dana Frost die Nachrichtenzentrale der Botschaft erreicht, ein streng abgeschirmter Raum, zu dem nur Botschafter Hutter und von ihm handverlesene Mitarbeiter Zutritt hatten.
Doch bevor sie die Zentrale betreten konnte, vibrierte ihr Kom. Sie blieb an einer Ecke des Gangs stehen und nahm das Gespräch an. Auf dem kleinen Display erschien das Gesicht Gkasch’tars, der wieder Dienst am Haupttor der Botschaft versah.
»Hier ist jemand, der Sie dringend sprechen will, Commander«, ertönte quäkend Gkasch’tars automatisch übersetzte Stimme.
»Wer?«, fragte Frost.
»Ein junger Stabsoffizier der mantidischen Raumflotte. Er heißt Klogg’ter und ist der jüngere Bruder von Qua’la. Er wird noch von jemandem namens Kkiku’h begleitet.«
Dana pfiff leise durch die Zähne. Den einen der beiden hatte sie ohnehin sprechen wollen. Das traf sich gut.
»Warten Sie, ich hole sie persönlich ab. Aber scannen Sie die beiden bitte noch auf Waffen.«
»Das ist bereits geschehen. Sie sind sauber.«
»In Ordnung, bis gleich.«
Fünf Minuten später saßen der junge Offizier und Kkiku’h zusammen mit Dana Frost und Botschafter Hutter in einem Besprechungsraum.
»Ich habe wirklich überhaupt nichts gegen die Romanze zwischen D’koh und Qua’la. Ich würde es sogar begrüßen, wenn sie ihn mit in unsere Familie bringt. Das wäre ein Zeichen, ein wichtiges Signal«, sagte Klogg’ter gerade auf eine Frage des Botschafters.
»Wofür ein wichtiges Signal?«, wollte Dana wissen.
»Das ist doch klar. Ein wichtiges Signal dafür, dass die verkrusteten Herrschaftsverhältnisse aufgeweicht werden. Dass auch normale Mantiden eine Chance bekommen. Deshalb
Weitere Kostenlose Bücher