Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
Halbrund der Arena, da mit bloßem Auge auch die langsamsten Solo-Surfer schon wenige Minuten nach dem Start kaum noch auszumachen waren. Dennoch wollten viele Besucher den ganzen Tag über so nah wie möglich am Geschehen verbringen und die Arena nicht verlassen. Die spannungsgeladene Atmosphäre ließ sich am besten gemeinsam erleben.
Dana näherte sich den Arrestzellen. Ihr Sicherheitsausweis der Station, den man ihr nach ihrer Ankunft auf Lor Els Auge ausgehändigt hatte, ermöglichte ihr den ungehinderten Zutritt. Die Wärter hatten den Gefangenen erlaubt, im sorgsam bewachten Gemeinschaftsraum das Rennen auf einem kleinen Bildschirm zu verfolgen. String war nicht dabei.
»Er wollte nicht«, sagte der Wärter, der sich noch von gestern an sie erinnerte.
»Ich will auch gar nicht zu ihm, sondern zu einem anderen Gefangen«, sagte Dana. »Leider erinnere ich mich nicht an den Namen, aber ich war dabei, als er festgenommen wurde. Ein EL-Dealer auf einem illegalen ›battle‹ …«
»Davon haben wir hier eine ganze Menge«, sagte der Wärter. »Sie werden ihn schon finden. Außer String ist nämlich jeder hier und schaut den Solo-Surfern zu …«
Mit diesen Worten wies er auf den Gemeinschaftsraum, den er durch eine große Glasscheibe im Auge hatte. Dana reckte den Hals, um jeden einzelnen Häftling in ihr Blickfeld zu bekommen.
»Ah«, machte sie. »Ja, das ist er. Der schmächtige Bursche dort ganz hinten im Eck.«
Natürlich hatten sich die größten und stärksten Gefangenen die besten Plätze vorne gesichert, während sich die anderen die Hälse verrenken mussten, um etwas von dem Geschehen auf dem Bildschirm mitbekommen zu können.
»Das ist Manners. Wollen Sie ihn jetzt sprechen?«, fragte der Wärter.
»Wenn’s möglich ist«, antwortete Dana.
»Natürlich. Warten Sie, ich hole ihn. Sie können sich hier nebenan in die leere Zelle setzen …«
Wenig später brachte der Wärter den sichtlich schlecht gelaunten Gefangenen zu ihr.
»Setzen Sie sich«, sagte sie und wies auf einen Stuhl.
»Muss das jetzt sein«, maulte Manners und blieb trotzig stehen. »Das Kennen hat gerade angefangen. Ich sag Ihnen was, schauen Sie sich das Rennen an und lassen Sie mich es sehen, danach stehe ich Ihnen Rede und Antwort …«
»Falsch«, erwiderte Dana. »Ich sagte, setzen!«
Manners stand unschlüssig vor ihr und umklammerte seinen Oberkörper, als würde er frieren.
»Es hängt ausschließlich von Ihnen ab, wie schnell ich Sie wieder gehen lasse. Und es hängt von mir ab, ob Sie sich dann das Rennen weiter anschauen dürfen.« Dana verzog die Lippen zu einem frostigen Lächeln und wies auf den leeren Platz. Ein Moment der Wut blitzte in den Augen des Mannes auf, aber dann setzte er sich.
»Machen wir’s kurz«, sagte sie, »von wem haben Sie das EL bekommen, das bei Ihnen gefunden wurde.«
»Kenn’ ich nicht«, behauptete Manners. »Außerdem, selbst wenn ich ihn kennen würde, ich verpfeif niemanden.«
»Okay«, sagte Dana. »In dem Fall ist das Rennen für Sie gelaufen.«
Sie stand auf, der Gefangene blieb sitzen.
»Sie kommen zu Mr. String in die Zelle«, fügte sie hinzu.
»Oh, nein!« Der Mann verdrehte die Augen.
»Es liegt in Ihrer Hand.«
»Hören Sie, ich weiß den Namen wirklich nicht, kann mich nicht erinnern. Es ist nicht üblich bei diesen Geschäften, dass man Visitenkarten austauscht. Aber …«
»Aber was?«
»Na ja, der Typ war … äh … auffällig.«
»Klein, sehr klein?«
Manners nickte und senkte den Kopf.
Das ging ja schneller, als erwartet , dachte Dana mit einem Anflug von Fröhlichkeit. »Farfald? Hieß er Farfald?«
Der Mann zuckte mit den Achseln. Dann hob er wieder den Kopf. »Kann ich wieder zurück, das Rennen anschauen …«
»Langsam«, sagte Dana.
»Ich sagte Ihnen doch schon, ich weiß nicht, wie er hieß. Aber …« Wieder unterbrach er sich.
Dana blickte ihn wortlos an.
»Wie weit gehen eigentlich Ihre Kompetenzen?«, fragte er.
»Warum?«
»Ich will hier raus.«
»Kann ich verstehen«, antwortete Dana.
»Wenn ich Ihnen«, seine Stimme sank zu einem Flüstern, und er beugte sich etwas vor, »einen Tipp gebe. Hören Sie, verschaffen Sie mir einen Deal. Straffreiheit … Dann kann ich Ihnen vielleicht zeigen, wo der kleine Mann ist, den Sie suchen …« Seine Augen bekamen etwas Lauerndes.
»Da verlangen Sie ziemlich viel. Vor allem mehr, als ich Ihnen versprechen kann. Aber wenn Sie mir tatsächlich sagen können, wo sich Farfald versteckt, dann
Weitere Kostenlose Bücher