Sternenfaust - 014 - Die Falle der Kridan
ketzerisch. Allein deshalb verdienst du den Tod!«
»Ich stelle für das regierende Bündnis aus Priestern und Generalität des kridanischen Imperiums keine Gefahr dar. Ich bin im Exil …«, sagte Satren-Nor.
»Ob du eine Gefahr darstellst oder nicht, darüber kannst du dir kein Urteil anmaßen … Und selbst wenn du aktuell ungefährlich bist, so sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen möglichen Schädling auszumerzen.«
Der unbekannte Angreifer machte einen Ausfallschritt nach vorne. Satren-Nor wusste, dass dies nur eines bedeuten konnte. Die kleine Gnadenfrist, die ihm der Attentäter durch das kurze Gespräch gewährt hatte, war vorüber. Demütig sank er, den Schnabel zur Seite gelegt, nach vorne, um seine Eliminierung abzuwarten.
Der Sharaan trat aus der Sonne und stand jetzt direkt neben ihm. In dem nach oben gerichteten Auge des Predigers blitzte es auf.
»Du?«, rief er ungläubig.
»Ja, ich bin es. Glaubst du denn wirklich, einem anderen als mir wäre es gelungen, dich hier alleine aufzusuchen …«
»Warum?«, wiederholte Satren-Nor seine Frage, diesmal um einiges verzweifelter als zuvor.
»Meine neuen Auftraggeber zahlen einfach besser«, sagte Tarn Karan.
Erneut hob er die Waffe. Die Mündung war jetzt nur noch eine Armlänge vom Kopf des Predigers entfernt.
Es wird schnell gehen … , dachte der Friedensbringer.
»Und jetzt stirb!«
Das böse zischende Geräusch des Grasers ertönte und unwillkürlich war Satren-Nor zusammengezuckt. Es wurde schlagartig unerträglich heiß. Er wich von der Hitze zurück, als habe er wie ein Frischgeschlüpftes unabsichtlich eine glühende Kochspule berührt.
Neben ihm schrie Tarn Karan. Die Translatorstimme gab völlig unartikulierte Geräusche von sich. Es zischte und roch verbrannt. Ein fauliger Geruch breitete sich aus.
»Milgor!«, rief Satren-Nor. Voller Erstaunen hatte er die plötzliche Bewegung des lemurenähnlichen Tiers verfolgt, das wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Vor einiger Zeit hatte man ihm Milgor in sein Exil gebracht. Seine düstere Stimmung fern der alten Heimat hellte sich angesichts dieser Erinnerung an Garinjan deutlich auf. Sein Heimweh ließ sich damit aber nicht besiegen. Trotzdem war ihm das muntere Tier ans Herz gewachsen.
In dem Augenblick, als Tarn Karan den Graser auf den Prediger abfeuerte, war ihm das Tier auf den Arm gesprungen. Der scharf gebündelte Strahl wurde abgelenkt und fuhr, als durchtrennte er ein Stück Papier, durch das Material des Schutzanzugs. Der Fuß des Attentäters wurde mit einem glatten Schnitt abgetrennt. Zischend entwich das Methangemisch aus dem Innern.
Tarn Karan, der Momente lang überhaupt nicht begriff, was geschehen war, sprang auf einem Bein herum und starrte auf den noch glühenden Graser in seiner Hand. Er beugte sich nach vorne, um zu sehen, wohin der Strahl gegangen war und brach zusammen.
Der Lautsprecher gab nur noch gurgelnde Laute wieder, unterbrochen von heftigen Atemzügen. Inzwischen hatte sich Milgor die Waffe geschnappt und rannte damit davon. Auf einmal funktionierte das Gehirn des Predigers wieder glasklar. Er ließ den sterbenden Attentäter, der zu seinen ersten Anhängern aus der Spezies der Sharaan gehörte, liegen und rannte dem Tier hinterher.
»Milgor«, rief er. »Bleib stehen. Hier – ich habe Bestes Futter .«
Das Tier blieb abrupt stehen und drehte sich zu Satren-Nor um. Noch immer hielt es die Waffe in der Hand. Der Prediger näherte sich langsam. In der Hand hielt er ein kleines Stück getrocknetes Gredalfleisch, von dem er, seit man ihm Milgor geschenkt hatte, immer einige kleine Portionen in seiner Tasche aufbewahrte.
Der Gengo sprang mit hastigen Bewegungen zu Satren-Nor. Doch als er gerade die kleine Pfote nach dem Leckerbissen ausstrecken wollte, zog der Prediger die Hand ein Stück zurück.
»Das da«, sagte er und deutete auf den Graser. »Leg das da hier hin. Aber vorsichtig!«
Gehorsam legte Milgor die Waffe vor Satren-Nor auf den Wüstenboden. Die Hand mit dem Stückchen Gredalfleisch näherte sich wieder dem Tier. Hastig und mit einer Schnelligkeit, die sich kaum nachvollziehen ließ, griff der Gengo nach dem Leckerbissen. Ebenso rasch verschwand dieser in Milgors Schnauze.
Erleichtert atmete Satren-Nor auf und griff nun seinerseits nach der noch nicht wieder gesicherten Waffe.
Mit einem röchelnden Stöhnen donnerte eine schwere behandschuhte Pranke über die seine. Milgor sprang mit einigen raschen Sätzen kreischend
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