Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
wandte sich die Herrscherin an die sieben Verschwörer und sagte nur ein einziges Wort: »Warum?«
»Weil die Menschen eine Gefahr für unser Volk sind!«, erklärte Sorriss’a sofort. »Das habe ich dir schon mehrfach versucht, begreiflich zu machen. Wir haben keine Garantie dafür, dass sie uns nicht auch das Emuyili wegnehmen werden, sobald wir mit ihrer Hilfe die J’ebeem vertrieben haben. Deine Entscheidung, Sishu’a, wird nicht von dem gesamten Volk getragen. Und da wir dich nicht überzeugen konnten, mussten wir die Menschen überzeugen, dass unsere Welt für sie zu gefährlich ist und ein Bündnis mit uns ihr Leben gefährdet.«
Ihre Kameraden zischten zustimmend.
Die Herrscherin blickte die Priesterin fest an. »Ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen, Sorriss’a – und auch deine Angst. Aber das rechtfertigt nicht, was ihr getan habt! Dies sind die Anklagepunkte, die gegen euch vorgebracht werden: Neunfacher Mordversuch. Ermordung eines Staatsgastes. Beschädigung eines fremden Schiffes.
Gefährdung unschuldiger Individuen und des gesamten Volkes. Ehrlosigkeit. Und Rebellion gegen die amtierende Herrscherin.«
Sie blickte die Sieben vor ihr der Reihe nach an. »Ihr habt in eurer Verblendung nicht einmal daran gedacht, dass die Menschen eine Flotte zu unserer Vernichtung schicken könnten, wenn ihr ihre Abgesandten tötet oder auch nur verletzt. Damit habt ihr uns alle in Gefahr gebracht. Eure Strafe wird entsprechend ausfallen.«
Sie wandte sich an das Tribunal der Gerechtigkeit. »Stimmt ab!«
Die Mitglieder des Tribunals gaben einige Daten in eine Art Kommunikator ein, der auf dem Tisch vor jedem Sitz befestigt war. Wenige Augenblicke später hatte die Herrscherin das Ergebnis auf dem Display ihres eigenen Gerätes.
»Dies ist das Urteil«, verkündete sie unverzüglich die Entscheidung des Tribunals. »Ihr werdet aller Ämter mit sofortiger Wirkung enthoben und für elf Jahre ausschließlich in einem Klausurtempel unserer Göttin Sa’isha der Weisen leben. Sie möge euch ihre Weisheit schenken, damit ihr eure Fehler erkennt. Nach Ablauf dieser Zeit werdet ihr alle notwendigen Prüfungen noch einmal durchlaufen, bevor ihr wieder in eure vorherigen Stellungen zurückkehren dürft. Die Wächter werden euch jetzt zum nächst gelegenen Klausurtempel bringen und dafür sorgen, dass ihr dort bleibt, bis die elf Jahre vorüber sind.«
Keiner der Verurteilten protestierte gegen das Urteil. Widerstandslos ließen sie sich von den Wächtern die geflochtenen Metallarmbänder abnehmen, die ihre Stellungen symbolisiert hatten und folgten ihnen danach ebenso widerstandslos aus dem Saal.
Wenigstens haben sie sie nicht zum Tode verurteilt und vor unseren Augen hingerichtet , dachte Dana.
Sie erinnerte sich daran, dass sie bei den insektoiden Chaarck Zeugin hatte werden müssen, wie in einem ähnlichen Fall die Verschwörer hingerichtet worden waren, indem die Vollstrecker ihnen mit ihren Beißzangen die Köpfe abgetrennt hatten. In diesem Punkt waren die Shisheni weitaus zivilisierter für Danas Geschmack.
Sishu’a wandte sich wieder an die Menschen. »Wie ich höre, wollen Sie den Ritus der Wiedergeburt zelebrieren. Das wird Ihre Seelen wieder ins Gleichgewicht bringen. Ich werde die Zeremonie selbst leiten.«
Eine halbe Stunde später waren sie alle wieder in Shesha’as Haus. Die Physischen Helfer hatten das Ritual bereits vorbereitet, und es begann – mit einem Gemeinschaftsbad aller Beteiligten in demselben Wasserbecken.
Bruder William wurde knallrot und unterstützte Frost eifrig darin, dies abzuwenden. Sie machten ein Tabu geltend, das es Menschen vorschrieb, nur nach Geschlechtern getrennt zu baden. Die Shisheni akzeptierten das und passten sich in diesem Punkt ihren Gästen an.
Nach dem Bad wurden alle in schwarze Umhänge gekleidet – die Menschen durften sie über ihrer Kleidung tragen –, die die Dunkelheit während des Übergangs vom Leben zum Tod symbolisierte. Anschließend wurden sie in einen Raum geführt, in dem sich elf Shisheni im Kreis versammelt hatten, die jeder hinter einer ungefähr dreißig Zentimeter durchmessenden Steinhalbkugel in unterschiedlichen Farben standen.
»Das sind Priesterinnen und Priester unserer Gottheiten«, erklärte Shesha’a den Menschen. »Jeder vertritt eine von ihnen, und jeder Stein symbolisiert eine Göttin oder einen Gott.«
Die Teilnehmer an dem Ritual wurden zu Sitzkissen geführt, die innerhalb des Steinkreises auf dem Boden lagen.
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