Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
etwas passieren könnte, hätten wir Sie und Ihr Schiff von Anfang an so gesichert, dass dieser Vorfall niemals stattgefunden hätte.« Sie wandte sich direkt an den Captain. »Dana Frost, ich weiß, dass es Ihnen schwerfallen muss, uns zu vertrauen nach allem, was passiert ist. Aber ich versichere Ihnen, dass Sie jetzt, wo wir um die Gefahr wissen, absolut sicher sind. Lassen Sie Ihre Leute aus dem Schiff herkommen und hier ausruhen, bis wir es repariert haben.«
»Das übernehmen wir lieber selbst, Shesha’a, aber ich danke Ihnen für das Angebot.«
»Dana Frost«, Shesha’as Anrede war von einem deutlichen Rasseln ihrer Schuppen begleitet, »Shisheni haben den Schaden verursacht, Shisheni werden ihn auch wieder reparieren. Das ist unser Gesetz. Sollte es uns nicht gelingen, Ihr Schiff so zu reparieren, wie es vorher war, werden wir Ihnen nach Ihren Konstruktionsplänen ein neues bauen. Aber wir werden es tun, nicht Sie als die geschädigte Partei.«
»Sie sollten nachgeben, Captain«, meldete sich aus dem Hintergrund die immer noch verängstigte Stimme von Botschafterin Chang. »Wir haben schon genug Shisheni gegen uns.«
»Wir werden uns keineswegs gegen Sie wenden, Botschafterin«, versicherte Shesha’a. »Aber wir wollen Ihretwegen nicht unsere Gesetze brechen. Das haben leider schon zu viele von uns getan.«
»Wir verstehen Sie«, erklärte Frost begütigend. »Und wir wollten Sie nicht dazu verleiten, Ihre Gesetze zu brechen. Unsere Ablehnung lag lediglich in dem Wunsch begründet, Ihnen keine zusätzliche Arbeit zu verursachen.«
Shesha’a wischte das Argument mit einem Zischen beiseite. »Die Erfüllung des Gesetzes und die Wiederherstellung unserer Ehre betrachten wir nicht als Arbeit.«
Frost sprach wieder in das Funkgerät. »Sie haben es gehört, Wredan? Kommen Sie her und lassen Sie die Shisheni ihre Arbeit tun. Und dann will ich von Ihnen wissen, wie ein Attentäter überhaupt so nahe ans Schiff gelangen konnte, um dort eine Sprengung vorzunehmen.«
»Ja, Ma’am. Wir sind schon unterwegs.«
Einige weitere Shisheni trafen ein, die Shesha’a als Mitglieder der Zweiten Sh’gash vorstellte. Die Neuankömmlinge stürzten sich sofort auf die Verletzten und halfen Lieutenant Gardikov, alle nach ihren Anweisungen zu versorgen.
Die meisten hatten mehr oder weniger tiefe Fleischwunden davongetragen, die die shishenischen Heiler mit einer Art Salbe zukleisterten, die augenblicklich die Blutung stoppte und die Schmerzen fast vollständig betäubte. Simone Gardikov war von dieser Salbe begeistert, und die Shisheni überließen ihr bereitwillig einen kopfgroßen Behälter davon. Dana Frosts Arm war, wie sich herausstellte, nur angebrochen und schwer geprellt. Lieutenant Stein hatte zusätzlich zu drei Klauenwunden eine angebrochene Rippe.
Robert Kerr war tot …
Dana tastete unbewusst zu dem Projektil aus einer Steinschlosspistole, das sie an einer Kette unter der Uniform trug. Dieses Geschoss hätte sie einmal fast getötet. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie sich gefühlt hatte, als sie nach der Operation begriffen hatte, dass sie die schwere Verletzung überlebt hatte. Jetzt fühlte sie sich ganz genauso.
Sie zuckte zusammen, als jemand ihren gesunden Arm berührte und blickte in Shesha’as grüne Augen.
»Sie haben Skoshu gesehen«, sagte die Shisheni ernst.
Dana brauchte einen Moment sich zu erinneren, dass Skoshu der hiesige Totengott war.
»Aber in seinem Reich war heute noch kein Platz für Sie reserviert«, fuhr Shesha’a fort. »Sie haben seinen Kuss erwartet, aber der wurde Ihnen heute verweigert. Ihre Seele war bereit zu gehen und wird einige Zeit brauchen, um vollständig in diese Welt zurückzukehren.«
Dana registrierte erstaunt, dass ihr Tränen in die Augen traten. Das lag nicht nur an der gerade überstandenen Gefahr; für solche Situationen war sie als Soldatin ausgebildet. Es war Shesha’as Verständnis und Mitgefühl. Ein Mitglied einer fremden Spezies, die äußerlich und innerlich von den Menschen so verschieden war wie die Schlangen, denen sie ähnelten, verstand vollkommen – und besser als mancher Mensch, den Dana kannte – was sie in diesem Moment fühlte.
»Ja«, sagte sie nur und musste ihre ganze Selbstbeherrschung anwenden, um die Tränen zu unterdrücken.
»Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen üblich ist, in so einer Situation zu verfahren. Doch ich lade Sie ein – Sie alle –, an unserem Ritus der Wiedergeburt teilzunehmen, mit dem wir der
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