Sternenfaust - 024 - Die letzte Schlacht der Kridan
Prediger beschäftigte.
»Es gibt nur noch eine Möglichkeit sie aufzuhalten«, sagte er ruhig. »Die Menge ruft nach Ihnen. Sie müssen sich den Leuten zeigen und die Zügel in die Krallen nehmen. Sie müssen jetzt die Regierung sein. Das ist der Moment Ihres Sieges, Satren-Nor.«
Der Prediger klapperte frustriert mit dem Schnabel. »So habe ich das nicht gewollt!«, sprach er seinen verzweifelten Gedanken aus. »Ich will Frieden, kein Blutvergießen Kridan gegen Kridan!«
»Und die einzige Möglichkeit, das jetzt zu stoppen, ist, dass Sie sich der Menge zeigen und die neue Ordnung proklamieren«, bestätigte Pan-Sen nachdrücklich. »Es ist alles vorbereitet. Eine Garde unserer vertrauenswürdigsten Leute wird Sie ins Regierungsgebäude bringen. Dort werden Sie zum kridanischen Volk sprechen. Ihre Rede wird in alle Häuser und zu allen unseren Welten übertragen werden. Jeder wird Sie hören und sehen können. Kommen Sie!«
Satren-Nor folgte ihm widerstrebend. Er konnte nicht verhindern, dass er Angst hatte. Gleichzeitig wurde er von einer tiefen Unsicherheit ergriffen. Er hatte eine neue Ordnung gewollt, ja. Eine Ordnung, die auf Frieden basierte. Natürlich hatte er Pläne, wie sich die realisieren ließe. Doch dass er jetzt sofort die Regierung übernehmen sollte, kam etwas zu plötzlich. Was sollte er den Leuten sagen? Wie sollte er ihnen Hoffnung geben und vor allem den Frieden, nach dem die meisten sich so sehr sehnten?
Er hatte keine Ahnung! Er hatte sich den Umsturz anders vorgestellt, als einen sanften Übergang, der keinem weh tat – außer der Regierung. Die hätte kapitulieren und dann mit ihm und den übrigen Anführern der revolutionären Zellen zusammenarbeiten sollen, um gemeinsam die neue Ordnung zu schaffen, von der er träumte. Auch hatte der Raisa als eigentliches Oberhaupt der Regierung unangetastet bleiben sollen.
Aber es war alles vollkommen anders gekommen. Die Position des Raisa war nicht mehr heilig. Und niemand wollte noch mit irgendwem von der alten Regierung zu tun haben. Wenn Satren-Nor ehrlich war, musste er zugeben, dass ihm seine Revolution inzwischen fast vollständig entglitten war. Er war die Galionsfigur einer Sache, die nicht mehr die seine war. Aber er musste sie jetzt vertreten, wollte er nicht noch mehr Schaden über das Volk bringen, als es ohnehin schon gegeben hatte.
Und er hatte keine Ahnung, wie er das Dilemma lösen sollte …
Er ließ sich beinahe teilnahmslos von Pan-Sen zum Regierungsgebäude bringen und dachte auf dem Weg darüber nach, was er den Leuten sagen sollte. Er war so sehr darin vertieft, dass er hinterher nicht einmal mehr zu sagen wusste, wie er an das Pult gekommen war, von dem die Oberpriester die Entscheidungen des Raisa zu verkünden pflegten.
Aber als er dort stand und einen Teil der Menge, die an ihn und seine Ideen glaubte, vor sich sah, die ihn voller Vertrauen und Ehrfurcht ansah und auf seine Worte wartete, da wusste er, was er sagen sollte. Er breitete die Arme aus, als wollte er alle Kridan umarmen.
»FRIEDEN!«
Er ließ dieses eine Wort ein paar Sekunden lang wirken.
»Frieden«, wiederholte er dann noch einmal. »Meine lieben Mitkridan, die ihr mir gefolgt seid, ich erinnere euch an das große Ziel, das uns alle eint: Frieden! Deshalb fordere ich euch auf, alle Kampfhandlungen sofort einzustellen! Wir haben gesiegt! Und niemals wieder soll ein Kridan die Kralle gegen einen anderen erheben! Wir sind nicht die Tanjaj und nicht die Oberpriester. Wir bedienen uns anderer Methoden, friedlicher Methoden. Schließlich war es euer Wunsch nach Frieden , der euch mir folgen ließ. Gewalt war nie unsere Sache.«
Er ließ seine Zuhörer auch über diese Worte kurz nachdenken und fuhr danach fort: »Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit und einer neuen Ordnung. Die jüngsten Ereignisse haben das gesamte Imperium ins Chaos gestürzt. Wir werden einige Zeit brauchen, um dieses Chaos wieder zu ordnen. Wir alle! Denn ohne eure Hilfe und tatkräftige Unterstützung kann das Imperium nicht wieder genesen.«
Er machte erneut eine Pause und hoffte, dass sie bedeutungsvoll wirkte und nichts von der Unsicherheit verriet, die er fühlte.
»Wir haben nach wie vor einen Raisa«, sprach er schließlich den problematischsten Teil an. » Zwei Raisa-Kandidaten sogar. Ich weiß, dass viele von euch der Überzeugung sind, der Raisa, den die Oberpriester präsentierten, sei nicht der echte und nur ein armes Küken, das sie für ihre eigenen Zwecke
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