Sternenfaust - 024 - Die letzte Schlacht der Kridan
missbrauchen wollten. Andere von euch glauben wiederum, dass der von meinem geschätzten Mitstreiter Mertal-ku gefundene Raisa falsch ist und eine Marionette, die wir für unsere Zwecke missbrauchen wollen.«
Ein erregtes Schnabelklappern ging durch die versammelte Menge, teils zustimmend, teils empört. Satren-Nor hob eine Kralle, und sofort kehrte wieder Ruhe ein.
»Dieser Streit darf uns nicht entzweien«, erklärte er mit aller Entschiedenheit, zu der er fähig war. »Deshalb werde ich vorerst die Stelle des Raisa vertretungsweise einnehmen, bis beide Kandidaten alt genug sind, um geprüft zu werden. Wenn es soweit ist, wird sich zeigen, wer von beiden der wahre Raisa ist. Ihm werde ich die Regierungsgeschäfte anvertrauen. Denn der Raisa ist heilig.«
»Gelobt sei die Macht des Raisa!«, murmelten einige Anwesende gewohnheitsmäßig und ernteten von anderen dafür böse Blicke.
»Ja«, stimmte Satren-Nor zu. »Gelobt sei die Macht des Raisa! Und der echte Raisa wird uns in eine neue Zeit führen, in eine Zeit des Friedens und des Wohlstands, sobald er zweifelsfrei identifiziert und bereit ist, seine Aufgabe zu übernehmen. Ich bin nur ein bescheidener Diener, der Gottes Werk tun will. Ich strebe nicht nach Macht. Nur nach der Wahrheit und der Erkenntnis. Doch als Vertreter des Raisa werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, den Weg in diese neue Zeit zu ebnen. Liebe Mitkridan, erwartet in den nächsten Tagen die Proklamation der neuen Ordnung!«
Satren-Nor verließ das Rednerpult und ging aus dem Raum, abgeschirmt von seiner Leibwache und seinen Vertrauten.
»Wohin wollen Sie, Satren-Nor?«, fragte Pan-Sen, als der Prediger Anstalten machte, in das Haus zurückzukehren, in dem er während der letzten Zeit versteckt gelebt hatte.
»Nach Hause, wohin sonst?«, antwortete er erstaunt.
»Sie haben soeben die Regierung übernommen. Sie müssen jetzt hier im Regierungsgebäude wohnen. Das erwartet man von Ihnen. Ich habe bereits einige Räume für Sie vorbereiten lassen.«
»Danke, Pan-Sen. Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie täte.«
»Nun, ich bin auch noch da«, brachte sich Mertal-ku in Erinnerung, der plötzlich an seiner Seite auftauchte. »Und ebenso viele andere Kridan, die sich nichts sehnlicher wünschen, als mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Friedensbringer.«
Satren-Nor nickte. »Diese Hilfe werde ich brauchen. Ich hoffe, Sie und die übrigen Anführer verstehen wenigstens ein bisschen etwas von Regierungsgeschäften. Denn ich habe davon, offen gestanden, gar keine Ahnung.«
»Ich selbst weiß auch nicht viel darüber«, antwortete Mertal-ku bescheiden. »Ich habe, was das betrifft, nur meinen gesunden Kridanverstand. Aber, wie ich schon einmal erwähnte, hat mein Protege Seri-Fan eng mit Lajton-Dor und Ratan-Lai zusammengearbeitet. Er dürfte Ihnen eine viel größere Hilfe sein, als ich es bin.«
»Ich würde ihn sehr gern kennen lernen«, stimmte der Prediger zu. »Ist er hier?«
»Ich habe ihn nicht gesehen, falls er in der Menge war. Aber ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen und ihn bitten, Sie aufzusuchen.«
»Tun Sie das, Mertal-ku. Vielen Dank.«
Warnrufe seiner Beschützer ließen Satren-Nor zusammenfahren, und er erkannte auch sofort den Grund dafür. Vor ihnen stand ein Kridan, der die Insignien eines offiziellen Bolpor-Vertreters trug. Sein Gesicht war seltsam verwaschen, sodass es schwer war, sich sein Aussehen einzuprägen.
»Ich komme in friedlicher Absicht«, versicherte der Agent unaufgefordert. »Im Namen des Bolpor gratuliere ich Ihnen zu Ihrem Erfolg.«
»Verfluchter Heuchler!«, brüllte Pan-Sen ihn an und zog seinen Handgraser.
»Halt, Pan-Sen!«, befahl Satren-Nor. »Ich will mir anhören, was er zu sagen hat.«
Der Agent neigte den Kopf. »Erlauben Sie mir, Sie zu diesem Zweck in einen geeigneten Raum zu führen. Ich kenne mich hier im Gebäude bestens aus.«
»Das ist eine Falle!«, war Pan-Sen überzeugt. »Und ich wette, Ratan-Lai steckt dahinter!«
»Letzteres stimmt teilweise, aber Ersteres ist vollkommen falsch«, bestätigte der Agent. »Mein Name ist Kel-kek, und ich habe Ihnen eine Botschaft zu überbringen. Nun, eigentlich zwei. Wollen Sie sie hören, Prediger?«
»Ja, das will ich«, entschied Satren-Nor. »Aber in einem Raum, den wir aussuchen.«
Kel-kek klapperte zustimmend mit dem Schnabel. »Wie Sie wünschen.«
Auf einen Wink von Satren-Nor öffnete Pan-Sen die Tür zu einem Raum, der offensichtlich ein Konferenzraum war. Nachdem seine
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