Sternenfaust - 024 - Die letzte Schlacht der Kridan
wollte, war, in irgendeiner Weise ausgerechnet mit ihm zusammenzuarbeiten. Doch mit ihm war die Sache genauso wie mit dem Bolpor. Satren-Nor konnte es sich nicht leisten, ihn weiterhin zum Feind zu haben.
»Gut«, stimmte er widerwillig zu. »Ich werde mit Ratan-Lai sprechen. Arrangieren Sie das?«
Kel-kek neigte zustimmend den Kopf. »Gern. Ratan-Lai sieht der Begegnung mit Ihnen schon mit großem Interesse entgegen.« Der Bolpor-Agent warf einen Blick auf Pan-Sen, der immer noch seinen Handgraser auf ihn gerichtet hielt. »Ich nehme an, dass ich demnach nun gehen darf – ohne von Ihrem Leibwächter erschossen zu werden.«
»Selbstverständlich, Kel-kek. Vorher habe ich aber noch eine Frage: Was ist mit dem Raisa geschehen?«
»Wir haben ihn rechtzeitig in Sicherheit gebracht, als sich abzeichnete, dass sein heiliges Leben in Gefahr geraten könnte.«
Pan-Sen grollte verärgert. »Ich bin mir sicher, dass Sie dabei keineswegs seine Sicherheit im Kopf hatten, sondern vielmehr das Bestreben, ihn in Ihren Krallen zu haben und nach Ihren Wünschen formen zu können, als Trumpf in der Hinterhand. Sie wollen mit seiner Hilfe eines Tages den Prediger wieder stürzen!«
Kel-kek blieb trotz der Anschuldigung ruhig, und Satren-Nor bewunderte ihn dafür. »Das wäre höchst unklug. Sie haben gesiegt, und zwar auf ganzer Linie. Es gibt nur noch wenige Kridan, die der alten Regierung treu geblieben sind und dementsprechend den jungen Raisa als ihr Oberhaupt anerkennen. Die überwiegende Mehrheit folgt Ihnen und ist überzeugt, dass der von Mertal-ku angekündigte zweite Raisa der wahre Kandidat ist.« Er fixierte Pan-Sen mit einem kalten Blick. »Selbst wenn wir den Sturz Ihres Predigers planten, hätten wir auch mit dem jungen Raisa keine Chance auf Erfolg, weil fast das ganze Volk gegen uns wäre. Sie können also in diesem Punkt unbesorgt sein.«
Man sah Pan-Sen an, dass ihn das in keiner Weise beruhigte, und auch Satren-Nor machte ein zweifelndes Gesicht.
Doch er winkte Kel-kek nur hinaus. »Gehen Sie in Frieden.«
Kel-kek stand auf und verließ ruhigen Schrittes den Raum.
»Sie glauben ihm doch nicht etwa, Satren-Nor?«, fragte Pan-Sen besorgt. »Sie trauen ihm doch nicht etwa?«
Der Prediger seufzte. »Nein, nein, seien Sie beruhigt. Aber ich fürchte, wir können es uns nicht leisten, den Bolpor oder den ehemaligen Mar-Tanjaj zu verärgern.«
Pan-Sen krächzte verächtlich. »Ich würde ihn zu gern ein bisschen ›verärgern‹, nach allem, was er getan hat, um Sie zu vernichten. Aber Sie haben natürlich Recht, dass es taktisch höchst unklug wäre. Ratan-Lai ist, wie wir beide wissen, ein nicht zu unterschätzender Feind.«
Satren-Nor nickte und streichelte gedankenverloren das Fell von Milgor, dem lemurenartigen Gengo, der ihm nie von der Seite wich und ihn inzwischen überall hin begleitete. Manchmal befürchtete der Prediger, dass man ihn allein durch das Tier erkennen würde. Schließlich gab es nicht viele Kridan, die sich einen Gengo hielten, geschweige denn ständig bei sich hatten. Doch alle Versuche, Milgor von ihm zu trennen, waren kläglich gescheitert. Das Tier war schlau und machte nicht nur bei jedem Trennungsversuch einen riesigen Aufstand, sondern verstand es auch immer wieder, sich aus Käfigen zu befreien und seinem Herren zu folgen.
»Pan-Sen, Sie kennen den Mar-Tanjaj«, sagte Satren-Nor. »Halten Sie seine Motive für aufrichtig? Trauen Sie ihm?«
»Nein«, antwortete sein Vertrauter sofort. »Was immer Ratan-Lai bewogen haben mag, uns durch diesen Kel-kek sein Friedensangebot zu unterbreiten, er hat mit Sicherheit Hintergedanken dabei.«
»Aber welche mögen das sein?«
»Ich denke, das werden wir herausfinden, wenn Sie sich mit ihm treffen, Satren-Nor. Oder im Laufe der Zeit. In jedem Fall sollten wir ihn nicht aus den Augen lassen.«
*
Ratan-Lai nahm die durch Kel-kek überbrachte Einladung des Predigers zu einem Treffen im Regierungsgebäude unbewegt zur Kenntnis. Anschließend bereitete er sich gründlich auf die Begegnung mit seinem schlimmsten Widersacher vor.
Er hasste den Gedanken, mit gerade diesem Feind des Imperiums verhandeln zu müssen. Mit dem Feind, der es nicht nur fertig gebracht hatte, die heiligen Grundsätze des Reiches nachhaltig zu erschüttern; sondern der es auch geschafft hatte, die Regierung zu stürzen und eine Zeit des Friedens auszurufen.
Pah! Frieden war etwas für alte Männer, die nicht mehr kämpfen konnten. Für Frieden war noch genug
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