Sternenfaust - 025 - Im Palast des verlorenen Wissens
wie glänzende Marmorstelen in den Himmel emporragten. Umgeben wurde diese Residenz von einer wild wuchernden Stadt.
Das Gestein, aus dem die eigentliche Residenz geschaffen worden war, hatte ganz besondere Eigenschaften. Ein Fluoreszenzeffekt ging davon aus, der so intensiv war, wie man es ansonsten von keinem anderen Baumaterial kannte und wie man es bisher trotz aller Bemühungen auch auf synthetische Weise nicht hatte herstellen können.
Dieses Gestein, das von einem weit entfernten und heute unter der Herrschaft der Menschen-Barbaren stehenden Welt vor fast 3000 Jahren importiert worden war, konnte das Licht des überlangen Assano-Tages speichern, um es anschließend während der endlosen Nacht abzugeben.
Sobald Assanos Feuer hinter den Vulkanschloten versunken war, wurde Kar’assano daher in ein gleißendes Licht getaucht. Es wirkte dann wie ein Ort, der dem Kosmos auf geradezu magische Weise entrückt war.
Im Verlauf der Nacht ließ die Intensität dieses Phänomens dann nach und in den frühen Morgenstunden kurz bevor Assanos Feuer die ersten Strahlen über den Horizont schickte, umflorte nur noch ein schwacher Schimmer die massiven Konturen der Residenz – nicht einmal mehr hell genug, um die Sterne zu überstrahlen, die dann zumindest vom großen Zentralhof aus wieder deutlich sichtbar waren.
Drelur Laktraan trat dicht an das massive Brust-Wehr.
Ein eigenes Haus gründen , dachte Drelur Laktraan, wann werde ich so weit sein, dass dieser Traum in Erfüllung geht?
Er war als Chef des Geheimdienstes Temuran mächtiger als so manches Oberhaupt eines Hohen Hauses. Seinen Aufstieg hatte er dabei der eigenen Leistungsfähigkeit zu verdanken und nicht der Protektion einer mächtigen Adelsfamilie, die ihn einfach deswegen unterstützt hätte, weil ihr Blut in seinen Adern floss. Er hatte sich alles erarbeiten müssen und war so weit nach oben gelangt, wie es für einen Nichtadeligen in der stark ständisch geprägten Gesellschaft des J’ebeem-Reichs möglich war.
Ja, weiter noch!
Denn die meisten Nicht-Adeligen standen selbst in den höchsten Positionen immer im Dienst eines der Häuser. Ihm aber war es jedoch gelungen, eine Stellung zu erringen, die ihn unabhängig von allen Häuern machte.
So manches Oberhaupt und nicht wenige Fürstgouverneure fürchteten Laktraan und seine aus dem Verborgenen heraus wirkende geheimdienstliche Macht sogar.
Laktraan war dabei natürlich zu Gute gekommen, dass es kein Oberhaupt eines Adelshauses zugelassen hätte, wenn der Angehörige eines anderen, möglicherweise in direkter Konkurrenz stehenden Hauses einen so wichtigen Posten wie den des Temuran-Chefs besetzte. Nur der gegenseitigen Missgunst der Oberhäupter hatte es ein Emporkömmling wie Drelur Laktraan letztlich zu verdanken, dass er jetzt so fest in seinem Sattel saß wie ansonsten höchstens die drei Oberhäupter der Erhabenen Häuser, die das Erbtriumvirat stellten.
Und doch blieben auch für einen Mann wie Laktraan noch Wünsche offen.
Er wollte noch höher hinaus.
Die Lizenz, ein Haus zu gründen und ein einträgliches Lehen – das wäre es!
Vielleicht würden dann erst seine Enkel oder Urenkel die Früchte seiner Bemühungen erben können und als Angehörige eines Hohen Hauses einen dauerhaften Machtfaktor im Reich darstellen.
Wenn ich jemals Enkel haben sollte , dachte Laktraan grimmig, denn sein einziger Sohn, Trevar, lag im Sterben.
Er war bereits zu alt gewesen, als er ihn gezeugt hatte. Der Junge war mit einem kaum arbeitenden Lungensystem zur Welt gekommen, und jetzt konnten ihm die Ärzte nicht mehr helfen. Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als würde sich Trevars Zustand bessern, aber …
Drelur Laktraan verdrängte die schmerzenden Gedanken. Er wusste selbst am besten, dass seine Anwesenheit hier eine Flucht war. Er schob seine Pflichten den Söhnen von Ebeem vor, weil er nicht länger mit ansehen wollte, wie sein Kind litt.
Er ging die angedeutete Brustwehr entlang. Dort, wo ein zylinderförmiger Aufbau noch einige Meter über die bereits ausgesprochen erhabene Höhe des Turms hinausragte, befand sich ein Schatten. Drelur erkannte den dunklen Umriss einer Person, die in einen kuttenähnlichen Mantel gehüllt war.
Der Temuran-Chef blieb augenblicklich stehen. Er war innerlich alarmiert.
Sowohl die linke als auch die rechte Hand griffen unter die Kleidung und umfassten zwei zierliche, aber äußerst wirksame Projektilwaffen, die der Geheimdienstchef zu seiner Selbstverteidigung
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