Sternenfaust - 025 - Im Palast des verlorenen Wissens
Raumstreitkräften unüblich, dass Untergebene die Entscheidungen ihrer Vorgesetzten in Frage stellen.«
»Natürlich nicht«, versicherte Zary Namsor. »Nichtsdestotrotz richten Sie Ihrem Captain bitte aus, wenn Sie das nächste Mal mit Ihrem Schiff Kontakt aufnehmen, dass es mir eine Ehre wäre, die Kommandantin der STERNENFAUST hier in Kar’assano zu begrüßen.«
»Das werde ich tun«, versprach Tong.
Der Fürstgouverneur drehte sich um und wandte sich nun an den Botschafter. Er führte ihn an einen großen Tisch, der die Form eines Oktogons hatte. Dieses Oktogon war ein einziges großes Display, das eine Sternenkarte in vermeintlicher Drei-D-Qualität zeigte. Die Namen der einzelnen Systeme waren im J’ebeem-Alphabet zu sehen, wenn man den Finger auf die entsprechende Stelle legte.
Die Namen blitzten kurz auf, während Zary Namsor beinahe liebevoll mit einer ausholenden Bewegung über die Benutzeroberfläche strich.
Die anderen traten hinzu. Wieder fiel Bruder William auf, dass sich Drelur Laktraan abseits hielt, während Orr Tabun sich stets in der Nähe des Onkels aufhielt. Wir werden wohl abwarten müssen, wer hier tatsächlich an einem Erfolg der Gespräche interessiert ist und wer vielleicht ganz andere Absichten verfolgt , überlegte der Christophorer.
Er blickte jetzt auf die Sternenkarte. Einige der Konstellationen erkannte er wieder.
»Sie sehen hier das J’ebeem-Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung«, erklärte Zary Namsor. »Das war vor etwa tausend Ihrer Standardjahre. Sie sehen, dass ein Teil jenes Gebietes, dass heute von Ihrer Spezies besiedelt wird, zur damaligen Zeit Teil des Reiches von Ebeem war …«
»Nun, wir sind eigentlich nicht hier, um über die Vergangenheit zu sprechen«, erwiderte Botschafter Paljanov, der das Missfallen darüber, dass der J’ebeem die frühere Ausdehnung des Reiches erwähnte, nur schwer verbergen konnte.
Bruder William, der die Szene aufmerksam beobachtete, ahnte sofort, worauf der Fürstgouverneur eigentlich hinauswollte. In jenem Gebiet, dass die J’ebeem laut dieser Karte früher besiedelt hatten, befand sich nämlich auch der so genannte Pictoris-Sektor um die Sonnen Alpha Pictoris und Pictoris Major sowie das von den Mantiden beherrschte Beta Pictoris mit dem Pictoris Wunder.
Zary Namsor deutete auf jenes Gebiet. Er ließ den Finger über einige der Sonnen gleiten und die Namen erschienen daraufhin in den Schriftzeichen der J’ebeem. »Vor dreitausend Jahren gelangten die ersten unserer Schiffe in dieses Gebiet der Galaxis und begannen die dortigen Welten zu besiedeln.«
»Die Mauern dieses Palastes sind aus Steinen, die von Pictoris Major II stammen, nicht wahr?«, mischte sich Bruder William ein.
Der Fürstgouverneur nickte. »Ja, das ist wahr. Es ist Gesharr-Gestein. Das gibt es in diesen speziellen Eigenschaften nur dort, auf jener Welt, die ihr Pictoris Major II nennt und die in den Annalen des Reiches die Bezeichnung Tamsana II trug … Aber das ist lange her und es soll nicht der Eindruck erweckt werden, als würden wir aus dieser Vergangenheit irgendwelche Ansprüche auf die Gegenwart ableiten.«
»Das freut mich zu hören«, erklärte Botschafter Paljanov leicht pikiert.
»Unser Reich hat große Zeiten gesehen. Zeiten eines heute fast märchenhaft erscheinenden Glanzes, der nicht vergessen ist«, äußerte Namsor seine tief empfundene Überzeugung. »Aber die vergleichsweise bescheidene Gegenwart ist nichts weiter als eine Episode auf dem Weg zu neuer Größe. In unserer Geschichte hat es schon weitaus tiefere Täler gegeben, die wir letztendlich auch durchschritten haben, um uns anschließend nur noch höher emporzuarbeiten!«
Aus der Sicht einer Spezies, deren Raumfahrtgeschichte Jahrtausende zurückreicht und die es geschafft hat, ein vergleichsweise großes Imperium über lange Zeitalter hinweg zu erhalten, müssen die Menschen mit ihrer kurzen Geschichte wie Emporkömmlinge wirken , ging es Bruder William durch den Kopf.
Aber da blieb dennoch die Frage, weshalb es diese Emporkömmlinge geschafft hatten, die altehrwürdigen J’ebeem technisch zu überflügeln. Immerhin war es im Reich beispielsweise bis heute nicht geschafft worden, die Antigravtechnik zu entwickeln oder auch nur nachzubauen. War die nun schon viele Jahrhunderte andauernde Stagnation eine Folge des auf einen menschlichen Beobachter sehr starr wirkende Gesellschaftssystem zurückzuführen, in dem sich eine Herrschaftsschicht, bestehend aus den Familien
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