Sternenfaust - 035 - In den Höhlen der Ganador
Sharaan-Verbündeten.
Kommandant Sev Baldor erreichte schließlich seinen Raum. Die Schiebetür öffnete sich, und er trat ein.
Der Raum war mit den Ehrenzeichen jener Häuser geschmückt, aus denen die an Bord Dienst tuenden Offiziere stammten. Der Bildschirm nahm nur einen kleinen Teil der Wand ein. Ein kleineres Display stand auf dem Tisch. Es wurde über ein Terminal mit herkömmlicher Tastatur bedient, reagierte aber auch auf Spracheingabe.
Ein Mann hatte hinter dem Tisch Platz genommen.
Auf meinem Platz! , dachte Sev Baldor und fühlte Ärger in sich aufkeimen. Die Gesellschaft der J’ebeem war Standesbewusst. Normalerweise hätte es niemand gewagt, seine Respektlosigkeit auf diese Weise zu demonstrieren – es sei denn, er war darauf aus, von dem Betreffenden sofort zum Drachenreiter-Duell gefordert zu werden.
Aber für den Mann, der hier Platz genommen hatte, galten andere Regeln.
Es handelte sich um Drelur Laktraan, den Chef des Jebeem-Geheimdienstes Temuran. Ein gefürchteter Mann – und einer der mächtigsten Instanzen innerhalb des Reiches. Er gehörte keinem Haus an. Normalerweise wäre es für jemanden wie ihn unmöglich gewesen, bis ganz in die Spitze der Reichshierarchie aufzusteigen. Niemand, der eine hohe Position in der Flotte, in der Verwaltung, bei den Sicherheitskräften oder in der Industrie erreicht hatte, schaffte dies ohne die Protektion durch ein Haus.
Nur für den Temuran galt dies nicht.
Hier wurde jemand bevorzugt, der keinem Haus und damit auch keiner der Adelskoalitionen innerhalb des J’ebeem-Reichs angehörte. Jemand, der unparteiisch war.
Drelur Laktraan hatte inzwischen als Graue Eminenz des Temuran eine Position erreicht, die selbst die Mitglieder der Erhabenen Häuser und des regierenden Erbtriumvirats bisweilen unruhig schlafen ließ. Es gab niemandem im Reich von Ebeem, über den der Temuran-Chef nicht brisante Informationen erlangt hatte, die er nur bei passender Gelegenheit hervorzaubern musste, um den Betreffenden damit zu vernichten.
»Es freut mich, dass Sie eine so eingespielte Mannschaft haben, dass Ihre Anwesenheit auf der Brücke bei dieser Mission selbst während einer so heiklen Phase wie der, in der wir uns gerade befinden, nicht nötig zu sein scheint!«, äußerte Laktraan.
Sein Tonfall troff nur so vor Sarkasmus und beißender Ironie. Aber die vielen kleinen Bosheiten, die dieser Mann ständig verteilen konnte, waren nicht einmal das Unangenehmste für Sev Baldor.
Das Schlimmste war die unverhohlene Arroganz, mit der er alle behandelte, von denen er glaubte, es sich erlauben zu können.
»Die SEELE EBEEMS ist ein gut geführtes Schiff«, verteidigte sich Baldor. »Außerdem ist es nichts Ungewöhnliches, das der Erste Offizier den Kommandanten vertritt. Aber als jemand, der nie in der Flotte gedient hat …«
»Sie haben Recht – ungewöhnlich ist das nur, wenn der Erste Offizier nicht die dazu nötigen Fähigkeiten mitbringt!« Laktraan lächelte kalt. »Na kommen Sie, ich erzähle Ihnen doch nichts Neues. Sie mussten ihren Großneffen an Bord aufnehmen, sonst wäre Ihre Position im Haus Candovan ziemlich prekär geworden. Wer stellt sich schon gegen den Willen eines Erbtriumvirs? So etwas würde – zuminderst offen – ja nicht einmal ich wagen!« Laktraan kicherte. Was genau ihn dabei erheiterte, blieb Sev Baldor verschlossen.
»Hat es einen bestimmten Grund, weswegen Sie sich hier in meinem Raum aufhalten?«
»Irritiert Sie das? Habe ich Ihr Territorium verletzt? Das tut mir Leid. Dabei dachte ich, da es doch nun schon gut zwanzig Millionen Jahre her ist, dass unsere Vorfahren als gierige Beutejäger am Himmel Ebeems kreisten und sich aus Höhen von zweihundert bis dreihundert Metern auf Kleintiere stürzten. Da könnte man langsam mal so etwas wie einen evolutionären Fortschritt erwarten!«
»Wie auch immer … Was wollen Sie?«
»Ich habe Ihr Gespräch mit Captain Frost auf dem Bildschirm mitverfolgt!«
»Sie hätten auf der Brücke anwesend sein und Ihre alte Bekannte Frost begrüßen können!«, erwiderte Baldor. »Sagten Sie mir nicht, dass Sie diese Frau auf Assano kennen gelernt hätten?«
»Ich habe seinerzeit veranlasst, dass ihr Außenteam festgenommen und ihr Schiff beschossen wird. Eine direkte Begegnung hatten wir nicht. Allerdings kenne ich Frost trotzdem sehr gut. Einer meiner Agenten diente längere Zeit auf ihrem Schiff …«
»Interessant.«
»So weit man einen Menschen tatsächlich kennen kann«, setzte Laktraan
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