Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
Ramirez, der mit ihm am Tisch saß und legte ihm begütigend eine Hand auf den Arm. »Lass gut sein.«
Bento schüttelte ihn ab. »Ihr verfluchten Aasgeier habt die Hälfte meiner Familie ermordet! Vielleicht bist du es ja sogar persönlich gewesen! Du warst doch Schiffskommandant! Und ich soll friedlich mit einem hier sitzen, der unzählige Menschen auf dem Gewissen hat?«
»Mr. Bento, beruhigen Sie sich«, mahnte auch Bruder William, stand auf und bewegte sich betont unauffällig auf die Bordsprechanlage zu, um Verstärkung zu rufen. Bento würde jeden Moment ausrasten.
»Ich brauche keine Ratschläge von einem Kridanfreund!«, fuhr Bento ihn an.
»Norman, verdammt, es reicht!«, sagte Ramirez scharf.
»Noch lange nicht! Nicht solange diese Missgeburt hier auf dem Schiff ist! Aber das wird jetzt ein Ende haben!«
Ehe ihn jemand daran hindern konnte, sprang er Sun-Tarin an – mit dem Messer, das er immer noch in der Hand hielt. Sun-Tarin warf sich zur Seite, und die Klinge fuhr in den Stuhl, auf dem er eben noch gesessen hatte.
Ein Klauentritt traf Bento und warf ihn zurück.
Der Marine war sofort wieder auf den Beinen und griff den Kridan erneut an. »Ich bring dich um, du Mistvieh!«
Er hechtete auf den Kridan zu und deckte ihn mit harten Schlägen ein, von denen jeder einzelne aufs Töten abzielte. Wäre Sun-Tarin kein Tanjaj und im Nahkampf geschult gewesen, hätte Bento bereits mit dem ersten Hieb sein Ziel erreicht.
Doch der Kridan setzte sich erfolgreich zur Wehr. Ein weiterer Tritt schleuderte Bento gegen die Wand, und ein Hieb mit der krallenbewehrten Hand zerfetzte ihm die Uniform und hinterließ eine klaffende Wunde auf der Brust.
Plötzlich war es vorbei. Ramirez und Marine Samuel Hüxter sprangen hinzu und rangen ihren Kameraden nieder.
» Achtung! «
Der scharfe, in voller Lautstärke gebrüllte Befehl zeigte sofort Wirkung und durchdrang selbst Bentos hassvernebeltes Hirn. Die Marines standen stramm.
»Was ist hier los?«, verlangte Dana Frost zu wissen, und ihre Stimme klirrte wie pures Eis, frostiger als alles andere, was ihr den Spitznamen »Eisbiest« eingebracht hatte. Zusammen mit ihr war Sergeant Roy Takashi gekommen, der Kommandant der Marines.
»Sind Sie taub?«, schnauzte Takashi seine Leute an. »Der Captain hat eine Frage gestellt!«
Die Marines schwiegen eisern.
»Sun-Tarin?«, wandte sich Dana an den Kridan. »Was ist passiert?«
»Wir hatten eine – Meinungsverschiedenheit, die etwas eskaliert ist, Captain.« Dem Kridan standen ähnlich wie bei einem irdischen Hahn die Nackenfedern zu Berge. Seine Augen flammten wütend. Es kostete ihn sichtlich Beherrschung, sich wieder zu beruhigen.
»Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
»Nein, Captain.«
»Bruder William?«, fragte Dana den Christophorer. »Bekomme ich wenigstens von Ihnen eine konkrete Antwort?«
»Natürlich, Captain. Marine Bento hat Sun-Tarin schon seit geraumer Zeit offen provoziert. Vorhin hat sich Sun-Tarin – höflich, wie ich betonen möchte – weitere Beleidigungen verbeten. Daraufhin hat Marine Benot ihn mit dem Messer angegriffen. Wenn Sun-Tarin nicht eine so gute Reaktionsfähigkeit hätte, wäre er jetzt wohl tot.«
Der Blick, den Dana dem beschuldigten Marine zuwarf, war mörderisch. »Stimmt das?«
Bento presste die Lippen zusammen und schwieg verbissen.
»Sergeant Takashi, sperren Sie Bento in die Arrestzelle. Dort bleibt er, bis der Fall geklärt ist oder vor einem Gericht verhandelt wird.«
»Jawohl, Ma’am.«
»Und von Ihnen allen«, wandte sich Dana an die übrigen Anwesenden, »erwarte ich in einer Stunde einen detaillierten schriftlichen Bericht über den Vorfall. Auch von Ihnen, Sun-Tarin, Bruder William. Und Sie, Bento, verfassen selbstverständlich auch einen. Ich schlage vor, Sie alle machen sich an die Arbeit, und zwar jetzt .«
Die Leute verließen die Kantine, und Takashi führte Bento ab.
»Sun-Tarin«, wandte sich Dana an den Kridan. »Ich bedauere diesen Vorfall.«
»Ich danke Ihnen, Captain. Doch ich habe mit solchen Reaktionen gerechnet. Schließlich ist durch den Krieg zwischen unseren Völkern viel Leid auf beiden Seiten entstanden.«
»Ich stimme Ihnen zu, Sun-Tarin. Ich erwarte Ihren Bericht in einer Stunde.«
»Jawohl, Captain.«
*
»Mensch, Bento!«, sagte Roy Takashi, nachdem er seinen Untergebenen in die Arrestzelle verfrachtet hatte. »Das war das Dümmste, was du tun konntest. Verdammt, ich habe dich gewarnt! Und van Deyk hat dich auch
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