Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
gesamten Berichte selbstständig verfasst.
Einen langen Augenblick malte sie sich diesen Luxus aus, ehe sie sich wieder an ihre Arbeit machte. Immerhin war sie fast fertig. Das Letzte im abzuarbeitenden Stapel erwies sich als ein interessantes Rundschreiben.
Nach langen Recherchen ist es der GalAb gelungen, insgesamt 14 Personen der Spionage und des Hochverrats zu überführen. Den Betreffenden konnten entsprechende Tätigkeiten für die J’Ebeem, Starr und Kridan zweifelsfrei nachgewiesen werden. Ihnen wurde Anfang des Monats der Prozess gemacht und die Verräter ausnahmslos zu lebenslanger Haft verurteilt, abzubüßen im Hochsicherheitsgefängnis auf Mimas V, wohin sie unmittelbar nach Verkünden des Urteils überstellt wurden.
Es folgte eine Namensliste der Verurteilten. Dana kannte persönlich nur einen von ihnen, einen gewissen Giorgio LeBlanc. Der hatte vor ein paar Monaten ein Attentat auf den kridanischen Prediger Satren-Nor versucht, was aber durch die Marines der STERNENFAUST verhindert worden war. Einige andere Namen hatte sie schon mal gehört, da es sich um Personen des öffentlichen Lebens handelte.
Eine von ihnen war Rona Hill, Chefin eines Rüstungskonzerns. Ein anderer war Noriyuki Borzan, ein bekannter Wissenschaftler, der beim Konzern Far Horizon gearbeitet hatte. Ein anderer war Mitglied des Diplomatischen Corps und gehörte zum Stab der Botschaft bei den Mantiden. Die Verräter stammten praktisch aus allen Bereichen. Ein ehemaliges Mitglied des Star Corps und eins aus dem Geheimdienst waren auch darunter.
Dana schüttelte den Kopf. Natürlich hatten sie alle – oder doch fast alle – ihr Volk für Geld oder sonstige Vergünstigungen verraten. Trotzdem konnte sie nicht nachvollziehen, wie jemand dafür den Tod seiner Mitmenschen in Kauf nehmen konnte. Doch solche Individuen ohne Skrupel und Moral hatte es schon immer gegeben und würde es wohl auch immer geben.
Dana legte das Rundschreiben zur Seite und seufzte erleichtert. Der unangenehme Teil ihrer Arbeit war beendet. Ihr Dienst war für heute ohnehin bald vorbei, sodass sie sich einen gemütlichen Abend mit einem guten Buch machen konnte.
Das Piepen der Kom-Anlage riss sie aus ihren Gedanken.
»Captain«, meldete Lieutenant Susan Jamil, die Kommunikationsoffizierin. »Es kam gerade eine Nachricht vom Hauptquartier. Wir sollen uns für ein paar Innenausbauten ins Spacedock 13 begeben, und Sie sollen sich sofort anschließend bei Commodore Jackson melden.«
Dana zog die Augenbrauen hoch. »Enthielt die Nachricht eine Begründung?«, fragte sie überflüssigerweise, da sie genau wusste, dass Lieutenant Jamil ihr das unaufgefordert sofort mitgeteilt hätte.
»Nein, Ma’am«, lautete die erwartete Antwort.
»Ich komme«, sagte Dana und kehrte auf die Brücke zurück.
Lieutenant Commander Stephan van Deyk, ihr Erster Offizier, hatte die Brücke. Er sah ihr schmunzelnd entgegen. »Papierkram erledigt?«, fragte er mitfühlend. »Ich gebe zu, ich hasse ihn wie die Pest.«
Dana grinste. »Danke für die Information, I.O. Dann weiß ich ja jetzt, womit ich Ihnen eine ›Freude‹ machen kann, falls Sie mich mal über Gebühr ärgern sollten.«
Van Deyk setzte ein unschuldiges Gesicht auf. »Ich Sie ärgern? Aber Ma’am! Wann hätte ich das denn jemals getan?«
Dana nahm in ihrem Sessel Platz und blickte van Deyk gespielt streng an. »Sie erwarten doch darauf nicht tatsächlich eine Antwort, oder?«
»Bei näherer Betrachtung – nein, Ma’am. Das würde wohl zu viel Zeit kosten.«
Dana musste lachen und winkte ab. »Kurs auf Spacedock 13, Ruder!«, wies Sie Lieutenant John Santos an. »Wollen wir mal sehen, was das Hauptquartier von uns will und welche Form von Innenausbauten sie uns noch aufdrücken wollen.«
*
Rona Hill schritt mit lässigen Bewegungen an der Leiche von Captain Sen Thomas vorbei, ohne den Toten eines Blickes zu würdigen. Mit einem ebenso lässigen Schwung ließ sie sich in den Kommandosessel gleiten. Sie fuhr mit fast zärtlichen Bewegungen über die Steuerkonsole und lächelte zufrieden.
»Der Weg in die Freiheit ist in der Tat offen«, stimmte sie Hidoro Hauser zu. »Dank Ihnen, Hidoro.«
»Es war mir ein Vergnügen, Rona. Wohin soll die Reise gehen?«
»Wir sollten uns lieber fragen«, mischte sich einer der anderen Männer ins Gespräch, »wo wir in Sicherheit wären. Unsere neu gewonnene Freiheit nützt uns nämlich nichts, wenn wir nicht so gründlich von der Bildfläche verschwinden, dass die
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