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Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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In der einen Hand hielt er einen entsetzt dreinschauenden Jungkridan, der nur wenig kleiner war als er selbst, mit der anderen Hand hielt Milgor verzweifelt eine viel zu dünne Querstrebe umfasst, die sich unter ihrer beider Gewicht gefährlich zu biegen begann.
    In dieser Situation kam Bewegung in die geschockt erstarrte Menge. Begleitet von einem kollektiven Aufstöhnen und Jammern rannten einige Wachen und Sicherheitsoffiziere zu dem heiligen Wagen. Satren-Nor hatte unterdessen die zeremoniellen Zügel entsetzt fallen gelassen und turnte ungeschickt auf dem Gestänge herum.
    »Warum nimmt denn niemand eine von den verdammten Antigrav-Plattformen!« Laetitia hörte Danas fluchenden Ruf und war mit einem Satz über die Absperrung gehechtet. Doch unvermittelt fühlte sie sich zurückgerissen. Sun-Tarins Klaue hatte sich in ihre Uniformjacke verkrallt. Sie hörte, wie der Stoff an den Nähten aufplatzte.
    »Egal, was du vorhast, es ist verkehrt!«, zischte seine Stimme an ihrem Ohr. Dann war er auch schon an ihr vorbei. In diesem Augenblick ertönte ein bedrohliches Knacken, das – obwohl leise – deutlich durch das Gewirr der kollektiven Entsetzensäußerung drang. Die Strebe, an die sich Milgor mit dem Raisa geklammert hatte, hielt ihrem Gewicht nicht mehr stand und zerbrach!
     
    *
     
    Seltsame, auf eine höchst unwahrscheinliche Zukunft ausgerichtete Gedanken schossen Milgor durch den Kopf und vermengten sich dort zu derart lebensstarken Bildern, dass er, während sie entstanden, felsenfest davon überzeugt war, einen genauen Blick in diese Zukunft tun zu können. Dabei sah es überhaupt nicht danach aus, dass er seine überstürzte Aktion überleben würde. Vielleicht noch ein paar Minuten oder, wenn es ganz schlimm lief, noch ein paar Stunden mit grausam zerschmetterten Gliedern, zersplitterten Knochen, zerrissenen Organen dort unten in Schwindel erregender Tiefe auf dem harten Pflaster des Platzes.
    Wenn sie gerecht sind, werden sie dich als denjenigen in Erinnerung behalten, der zumindest versucht hat, das Leben des unmündigen Herrschers zu retten … Aber wahrscheinlicher ist wohl, dass sich die notorischen Nörgler und Übelmeinenden mit ihrer Meinung durchsetzen werden.
    Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, um die Bilder und düsteren Gedanken in seinem Kopf zu formen.
    Sie werden jedem einflüstern, dass Milgor nicht versucht hat, den Raisa zu retten, sondern dass er umgekehrt verantwortlich für dessen Tod ist! Dass er selbst dabei ums Leben gekommen ist, ist nicht mehr als die gerechte Strafe für seinen unglaublichen Frevel … und es werden ihnen zahllose Winkelzüge einfallen, um das, was er getan hat, ins Gegenteil zu verkehren.
    Schließlich kannte er die miteinander zerstrittenen Parteien und Fraktionen, die um den Regierungspalast herum lauerten, nur zu gut. Dass er auf einmal in der dritten Person von sich dachte, war wie ein Übergang zu den seltsamen Bildern, die sich gleichzeitig in seinem Kopf formten. Er sah sich in einem prächtigen Palast, hohe verspiegelte Wände reflektierten das üppige Grün einer fremdartigen Kulturlandschaft, die sich außerhalb der großen, bogenförmigen Fenster bis zum Horizont erstreckte. Milgor war sich sicher, dass er diesen Ort noch niemals gesehen hatte, weder auf Bildern und erst recht nicht in der Realität.
    Mehrere Gruppen aus Menschen und Kridan hatten sich versammelt. Alle trugen kostbare Gewänder. Und er wusste, dass man ihn fragen würde, wie er so schnell auf den heiligen Wagen gekommen sei …
    »Ich habe zaubern gelernt«, würde er antworten. »333 verblüffende Tricks . Das Buch stammt aus der Daten-Bibliothek der STERNENFAUST und die Autoren heißen Hou Copper und Dini Field.« Dann würde er sich vor ihren Augen unsichtbar machen und nur noch seine Stimme wäre zu hören: »Trick 333, der höchste Grad der zauberischen Perfektion …«
    Im gleichen Augenblick wusste er, dass die Querstrebe, an der er und der junge Raisa hingen, in der nächsten Zehntelsekunde zerbrechen würde. Seine großen Augen blickten an dem jungen Kridan vorbei, den er mit seiner freien Hand festhielt, und erfassten jede Einzelheit der rund zehn, zwölf Meter Distanz zwischen ihm und dem Pflaster unter ihm. Die Strebe brach und es schien, als wäre ihr Splittern das einzige Geräusch, das in diesem Moment auf dem Platz des Triumphes zu hören war.
    Der turmartige Aufbau des Wagen raste an ihnen vorbei. Wie Peitschenhiebe spürte Milgor die im Wind flatternden

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