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Sternenfaust - 049 - Der Virus

Sternenfaust - 049 - Der Virus

Titel: Sternenfaust - 049 - Der Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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außerordentlich stolz auf seine Haarpracht gewesen. Ihn interessierte es nicht, wenn seine Altersgenossen sich die Mähne stutzen ließen. Er hatte sich nicht von seinen Locken getrennt, die er allerdings meistens zu einem Pferdeschwanz gebunden trug.
    Nie und nimmer hätte dieser eitle Fatzke von seinem Kopfschmuck gelassen, so viel war jedem in 01 klar. Nun jedoch stand er vollkommen kahlköpfig vor Arian. Anscheinend hatte er in den letzten Jahren alle Haare und seinen Verstand verloren, denn er erkannte Valborn nicht. Was Jaspert redete, das war für den alten Digger völlig unverständliches Zeug.
    »Dich habe ich gesucht, Jaspert. Nur dich. Ich hätte mir aber nie erträumt, dass du dich mir so herrlich als Zielscheibe präsentierst.« Arian versuchte durch lautes Reden seine Verunsicherung in den Hintergrund zu drängen. Etwas stimmte nicht – es stimmte mit Jaspert und der ganzen Siedlung nicht!
    Lou Jaspert war von den Solaren Welten als Verwalter auf Wingat VII eingesetzt worden. Kein leichter Job, denn damit war er verantwortlich für alle Claims, die rund um die errichteten Siedlungen vergeben wurden. Als langsam deutlich wurde, wie es um die Ressourcen dieser Welt stand, hatte Jaspert für sich einen Entschluss gefasst.
    Die Solaren Welten hatten den Planet bereits abgeschrieben – wenige Jahre noch, dann würde auch der letzte Digger aufgeben, würde Wingat VII wieder ein toter Brocken im All sein.
    Kein Ruhmesblatt in den Chroniken der Erschließung fremder Welten.
    Und ihn – Lou Jaspert – würde man auf die nächste Basis hinter einen Schreibtisch verpflanzen. Eine neue Chance war für ihn nicht in Sicht, dazu war er ganz einfach nicht mehr jung genug. Also begann er das alte Spiel zu spielen – um Macht und Geld.
    Er verteilte die Claims, entschied über Erweiterungen, manipulierte unbemerkt die Rohstoffpreise, die seine Buddler zu akzeptieren hatten. Erst ging er vorsichtig vor, dann immer dreister, denn Jaspert erkannte rasch, dass die Solaren Welten ihn ganz einfach nicht kontrollierten.
    Dort hatte man andere Sorgen.
    Jaspert wurde zum Alleinherrscher – nichts lief ohne ihn, nichts entging ihm.
    Als Arian Valborn kurz vor dem nächsten Hochwinter, der Zeit, in der die Bergclaims in Frost und Eis regelrecht erstarrten, einen Antrag auf Erweiterung der ihm bereitgestellten Abbaufläche stellte, hielt Jaspert unverhohlen die Hand auf. Arian blieb keine Wahl, denn er musste die Förderung drastisch erhöhen, wollten er und seine Leute die kommenden Monate überstehen. Er zahlte die geforderte Summe, die niemals in einer Bilanz auftauchen würde.
    Als er kurz darauf mit dem Abbau auf dem neuen Gebiet beginnen wollte, errichtete dort bereits ein ihm fremder Digger seine Maschinen und machte erste Bohrungen.
    Valborn stellte Jaspert zur Rede, doch der lachte ihn nur aus. »Recht bekommt, wer mehr zahlt, Arian. Stell dich nicht dumm. Du musst eben zusehen, wie du den Hochwinter überstehst.« Dann ließ er den Digger aus seinem Büro werfen.
    Nach und nach verließen Valborn in der folgenden Zeit seine Arbeiter. Es wurde der heftigste Wintereinbruch, den Wingat VII seit vielen Jahren gesehen hatte. Auf dem Valborn-Claim blieben am Ende nur Arian, seine Frau und ihr Bruder übrig.
    Kälte und Tod – sie konnten ein grausames Paar sein …
    »Was ist hier geschehen, Jaspert? Los, heraus mit der Sprache. Verdammt, rede endlich, und stell dich nicht an, als hättest du mich noch nie zuvor gesehen, du Mörder.«
    Die Erinnerungen wollte er nicht noch einmal durchleben. Das hatte er nun lange genug getan. Er würde Jaspert erschießen, ohne Gnade, denn die hatte der auch niemals gezeigt.
    Der Kahlkopf sah Valborn nur nicht verstehend an. Dann allerdings schien er zu begreifen.
    »Du sprichst mit dem Bewusstsein, das vor mir in diesem Körper existiert hat. Du weißt also nicht, was geschehen ist. Ja, so muss es sein. Doch du musst dir keine Sorgen mehr machen. Schon bald wird auch dein Körper die endlosen Vorzüge der neuen Ordnung genießen können. Also solltest du dich erst überhaupt nicht wehren.«
    Arian wurde für Sekunden geblendet, als hinter Jaspert grelle Lichtquellen aufflackerten. Als der Digger wieder sehen konnte, da befanden sich plötzlich sechs, sieben Gestalten in dem Raum, alle in dicke Schutzanzüge gehüllt. Sie kamen näher … immer näher. Jaspert hielt sich im Hintergrund.
    »Lass es über dich ergehen.« Seine Stimme klang stupide, wie ein auswendig gelernter Singsang.

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