Sternenfaust - 050 - Vergeltung (1 of 2)
»Wahrscheinlich ist ohnehin niemand von uns in der Lage, die hochkomplexen Gedankengänge eines genoptimierten Gehirns mit seinem Affenschädel auch nur ansatzweise nachzuvollziehen.«
Verhaltenes Gelächter folgte.
Soldo aktivierte die Bildfläche auf dem Konferenztisch, der sich auf Knopfdruck in ein riesiges, scheinbar dreidimensionales Display verwandelte. Eine Sternenkarte erschien. Sie zeigte das Grenzgebiet der Solaren Welten, den Pictoris-Sektor und Wurmloch Alpha. Dazu fast das gesamte von den Dronte eroberte Gebiet der Starr, einschließlich Wurmloch Beta. »Unsere J’ebeem-Verbündeten sammeln sich derzeit an mehreren Punkten an der Grenze. Wir werden mit den verbündeten Starr und Kridan als Erstes das Samtran-System angreifen und dort den Virus aussetzen. Die verbesserten Virusgranaten müssten sich an Bord Ihrer Schiffe befinden. Der Virus selbst trägt jetzt die Bezeichnung DV-1 und wurde ebenfalls seit den ersten Tests noch einmal optimiert, sodass eine schnellere Verbreitung gewährleistet ist – unabhängig vom vorherrschenden Klima.«
»Was geschieht, sobald das Samtran-System erobert wurde?«, fragte Dana Frost.
Admiral Soldo lächelte. »Wenigstens ein Kommandant meiner Flottille ist optimistisch!«
Die anderen Anwesenden schmunzelten. Die allgemeine Anspannung war trotz aller Lockerheit, die vor allem Soldo zu verbreiten versuchte, deutlich spürbar. Und in Wahrheit war Dana Frost keineswegs so sehr von einem Gelingen des Unternehmens überzeugt, wie Soldo es herausgestellt hatte.
»Zunächst einmal wird es nicht leicht werden, zu den von den Dronte besetzten Planeten durchzudringen. Deren Abwehr wird alles dafür tun, uns daran zu hindern. Darüber hinaus sind sie uns zahlenmäßig überlegen. Wir haben ohnehin nur dann eine Chance, uns im Ex-Arashlan festzusetzen, wenn gleichzeitig die J’ebeem an verschiedenen Stellen die Grenze zwischen ihrem Gebiet und dem ehemaligen Territorium der Starr überschreiten. Ihre Einheiten sind ebenfalls mit dem Virus ausgerüstet und werden dafür sorgen, dass die Dronte nicht ein einziges Kampfraumschiff von der J’ebeem-Grenze abziehen können.«
»Die Dronte haben die Möglichkeit über Wurmloch Beta unbegrenzt Nachschub aus Trans-Alpha in unseren Teil der Galaxis zu bringen«, gab van Deyk zu bedenken.
Soldo nickte.
»Das werden wir nicht verhindern können. Im Übrigen bekam ich vor wenigen Augenblicken die Nachricht, dass starke Dronte-Verbände gerade versuchen, den Brückenkopf jenseits von Wurmloch Alpha zu erobern, sodass auch von der Seite mit einer Angriffswelle zu rechnen ist.«
»Ist es da nicht sehr riskant, angesichts dieser Lage einen Gegenangriff zu starten?«, fragte Captain Barus.
»Sie haben vollkommen recht, Captain Barus. Wer immer so etwas in einem Strategieseminar an der Star Corps Akademie vorschlagen würde, erntet wahrscheinlich selbst bei Erstsemestern schallendes Gelächter. Unglücklicherweise funktioniert die Wirklichkeit nicht so glatt wie irgendeine geschönte Simulation auf Ganymed, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir haben leider keine andere Wahl und können nur hoffen, dass der Brückenkopf gehalten werden kann, bis wir unsere strategischen Ziele erreicht haben. Die Ausbringung des DV-1 im Samtran-System ist der erste Schritt. Die Dronte werden klug genug sein, sich zurückzuziehen, sobald sie erkannt haben, dass sie die Samtran-Planeten für die nächsten zehntausend Jahre nicht mehr betreten können, es sei denn, es macht ihnen nichts aus, zu sterben.«
Seine Argumentation ist einleuchtend! , dachte Dana Frost, während sie gespannt die Ausführungen des Admirals verfolgte. Aber der Plan ist nicht von ihm. Er trägt eindeutig die Handschrift von Admiral Rudenko.
Obwohl Rudenko sich eigentlich seit geraumer Zeit aus der operativen Praxis des Star Corps zu Gunsten seiner politischen Ambitionen zurückgezogen hatte, griff er doch von Zeit zu Zeit in die konkreten Planungen der Stäbe ein. Eigentlich hatte er dort weder Sitz noch Stimme, aber ein Netzwerk von gut ausgebauten Kontakten sorgte dafür, dass er nach wie vor erheblichen Einfluss genoss. Rudenko ist immer eine Größe, mit der man rechnen muss! , ging es ihr durch den Kopf. Eine graue Eminenz, die im Hintergrund ihre Fäden zieht!
Soldo atmete tief durch. Nacheinander musterte er die Anwesenden.
Auch Dana.
Es war ein prüfender Blick, den Frost nicht so recht zu interpretieren wusste.
Er hat uns noch etwas Wesentliches verschwiegen! ,
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